Der BVB setzt die noch weit weg von zufriedene Benchmark
Von Simon Zimmermann
Zwischen guten Ergebnissen und mäßigen Leistungen: der BVB bleibt Mitte/Ende November schwer zu greifen. Gründe für Optimismus gibt es aber einige! Zumal große schwarz-gelbe Euphorie in der jüngeren Vergangenheit häufig in Achterbahnfahrten mündete.
"Ergebnistechnisch sind wir in der Liga voll im Plan", sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke auf der Mitgliederversammlung am Sonntag.
Durch den Signal-Iduna-Park dröhnte tags zuvor "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" und "Wer wird Deutscher Meister? BVB, Borussia!".
Die Mannschaft und die generelle Stimmung rund um den Klub liegen irgendwo zwischendrin.
Nein, alles rund läuft in diesen Wochen bei Schwarz-Gelb beileibe nicht. In der Champions League steht nach den beiden bitteren Pleiten gegen Ajax das "Gruppen-Endspiel" bei Sporting bevor. In der Bundesliga liegt man nach dem Bayern-Patzer und zwei Spieltage vor dem direkten Duell nur noch einen Zähler hinter dem Rekordmeister.
Der BVB ist "noch weit weg von zufrieden"
Watzkes Einschätzung ist aus dieser Sicht recht treffend. Die Ergebnisse beim BVB stimmen größtenteils. Und das trotz des großen Verletzungspechs im bisherigen Saisonverlauf. "Ich sehe es nicht so negativ. Wenn dir über Monate fünf, sechs, sieben Spieler fehlen, dann hast du ein Problem", meinte Sportdirektor Michael Zorc gegenüber dem kicker.
Zorc sagte aber auch: "Wir können noch viel besser spielen. Ich hoffe, das gelingt uns, je mehr unsere Spieler wieder zurückkommen." Und das ist eben auch Teil der schwarz-gelben Wahrheit. An den Leistungen der Mannschaft ging die Personalsituation offensichtlich nicht spurlos vorbei. Nicht nur Torjäger Erling Haaland fehlt - sondern in weiten Teilen der bisherigen Saison auch wichtige Spieler im Defensivbereich. Deutlich bemerkbar machte sich das vor der Länderspielpause beim gruseligen Auftritt in Leipzig.
Abzulesen ist das auch an den Worten von Trainer Marco Rose, der "in Teilbereichen noch weit weg von zufrieden ist". Einer dieser Teilbereiche ist die Defensive. Zu-Null-Spiele in der Bundesliga sind zu einer Fast-Utopie geraten. In elf von zwölf Partien kassierte die Borussia mindestens einen Gegentreffer. So auch am Samstagnachmittag beim knappen 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart.
Gegen die Schwaben konnte die Rose-Truppe auch spielerisch - mal wieder - nur bedingt überzeugen. Recht zäh und langsam wirkte Schwarz-Gelb in Ballbesitz. Viele Großchancen konnte man sich nicht herausspielen. Für "Sorgenkind" Donyell Malen nicht unbedingt die besten Voraussetzungen. Umso besser, dass der Niederländer endlich seinen ersten Bundesligatreffer erzielen konnte.
"Benchmark" für Malen? "Benchmark" für den BVB!
Ob dessen Leistungen aber unbedingt als neue "Benchmark" für den bislang recht unglücklichen Königstransfer des Sommers herhalten sollte (wie es Rose ausdrückte), sei dahingestellt. Viel eher sollte das Ergebnis für den BVB eine "Benchmark" sein.
Denn vorauszusehen, dass die Borussia spielerisch wieder zulegen wird, ist relativ einfach. Viel zu groß ist das Potenzial in der Offensive, wenn alle Mann an Bord sind. Entscheidend im Saisonverlauf bleibt aber, wie gut man sich gegen Widerstände auflehnen kann. Knappe, umkämpfte und glückliche Siege wurden in Dortmund schließlich in der Vergangenheit häufiger mal herbeigesehnt, als man wieder völlig überraschend patzte und die Bayern in der Tabelle davonziehen ließ.
Als kämpferische Grundlage in Sachen (des beim BVB fast schon verpönten Begriffs) 'Mentalität' taugt der Auftritt gegen Stuttgart allemal. Es sind solche Siege, die Dortmund im kommenden Frühjahr noch um die Meisterschaft kämpfen lassen können.
Dafür braucht es aber auch wieder Siege, bei denen alle rundum zufrieden sein können. Damit die Stimmungslage bei allen im Klub wieder auf "Wer wird Deutscher Meister? BVB, Borussia!"-Niveau liegt. Wie gesagt: zutrauen muss man das diesem BVB 2021/22 auf jeden Fall!