Der Unterschied zu Favre: Mehr Freiheiten und Eigenverantwortung unter Rose
Von Jan Kupitz
Der BVB ist furios in die neue Saison gestartet. Trotz einiger Personalprobleme wurde die Frankfurter Eintracht mit 5:2 aus dem Signal Iduna Park gefegt und war damit noch gut bedient. Marco Rose zeigte sich im Anschluss im Großen und Ganzen zufrieden - auch, weil er die Eigenverantwortung seiner Spieler zu schätzen weiß.
Nach bedächtigen Jahren unter Lucien Favre, in denen die Dortmunder vor allem auf Ballbesitz aus waren, kehrte der BVB in den vergangenen Monaten zu seinen Wurzeln zurück. Zurück zu dem Fußball, der den Verein unter Jürgen Klopp einst so stark gemacht und wieder an die nationale und später auch internationale Spitze geführt hat.
Mit Edin Terzic wurde seit der Winterpause 20/21 die Grundlage für den Vollgasfußball, wie es im Rurpott so schön heißt, gelegt. Marco Rose soll diesen Weg weiter fortsetzen. Dass es schon so erstaunlich gut klappt wie in den ersten beiden Pflichtspielen, hätten zwar nur die wenigsten gedacht, ist aber eine weitere Bestätigung dafür, sich auf dem richtigen Pfad zu befinden.
Neben der Tatsache, wie der BVB Fußball spielen will, hat sich nach dem Abgang von Favre auch der Umgang mit den Spielern geändert. Während der Schweizer Taktikfuchs meist unnahbar wirkte und stattdessen sein Ding durchzog, scheint Rose wesentlich mehr auf seine Mannschaft zuzugehen. Vorbei die Zeiten, in denen die Profis in ein starres taktisches Korsett gezwängt waren. Stattdessen lässt Rose die schwarz-gelben Künstler von der Leine.
Reus forderte System-Umstellung im Spiel
Ein schönes Beispiel dafür lieferte die Frankfurt-Partie, in der die Borussia zwischenzeitlich ihr System umstellte, weil Frankfurt anders als erwartet im 4-1-4-1 auftrat. Initiator der Anpassung war allerdings nicht Rose, sondern sein Spielführer.
"Wir arbeiten an einer gemeinsamen Idee mit den Jungs. Marco [Reus] kam irgendwann im Spiel zu mir und sagte: 'Trainer, lass uns auf 4-2-3-1 umstellen.' Wenn der Kapitän das sagt und das auf dem Platz so empfindet, dann machen wir das", erklärte Rose am Samstagabend gegenüber dem ZDF Sportstudio. Eine Einstellung, die unter dem sturen und wenig flexiblen Favre kaum bis gar nicht denkbar gewesen wäre.
Rose dagegen fordert und fördert die Eigenverantwortung seiner Spieler - immer vor dem Hintergrund der generellen Herangehensweise, die auf Dynamik, auf Laufbereitschaft, auf schnelles Umschalten ausgelegt ist.
"Wir geben den Jungs natürlich ein paar Sachen mit an die Hand, wie wir auftreten wollen", stellte der BVB-Coach klar und erkannte: "Die Jungs scheinen das zu fordern und diese Aktivität gefällt ihnen. Ich finde, das passt sehr gut nach Dortmund: Hart gegen den Ball zu arbeiten und schnellen Offensivfußball zu spielen. Daran müssen wir weiter feilen."
Gelingt das weiterhin so gut, dürfte der BVB in der neuen Saison noch ganz viel Freude bereiten!