"BVB-Musiala" - Warum Adeyemi endlich durchstarten könnte
- Sky-Moderator vergleicht Karim Adeyemi mit Jamal Musiala
- BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl stellt klar: "Unterschiedliche Spielertypen"
- Warum man in Dortmund auf eine klare Adeyemi-Steigerung 24/25 hofft
Von Simon Zimmermann
"Ist Karim Adeyemi so etwas wie der Dortmunder Musiala?", fragte Patrick Wasserziehr am Sonntagabend bei 'Sky90'. Adressiert war die Frage an BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.
"Von seinem Spielertyp her ist er sicherlich anders", wollte Kehl direkt die Frage etwas umschiffen. Im Anschluss lobte er den Bayern-Jungstar: "Musiala hat wirklich eine tolle Entwicklung genommen. Ich erhoffe mir natürlich auch bei Karim [Adeyemi] in diesem Jahr den nächsten Schritt", spann Kehl den Bogen zu Adeyemi.
"Dass er jetzt in den letzten sieben Tagen zehn Tore geschossen hat - bei der U21 [-Nationalmannschaft, fünf Tore] und jetzt bei uns [zwei Tore gegen Heidenheim] - zeigt, dass er in diese Saison deutlich ambitionierter reingeht. Dass er sich etwas vorgenommen hat. Und dass er auch an seiner Effektivität arbeiten möchte", so Kehl. "Ich sehe noch eine Menge Potenzial bei ihm. Er hat ein paar Waffen, die sind wirklich..."
Wasserziehr unterbrach und wollte seine These untermauern. "Auch ein guter Dribbler, so wie Musiala", meinte der Sky-Moderator. Kehl entgegnete: "Ja, er ist ein anderer Dribbler. Er hat eine andere Geradlinigkeit. Er ist auch ein anderer Spielertyp dann am Ende. Mit seiner Geschwindigkeit und auch mit seiner Kaltschnäuzigkeit, er hat einen guten linken Fuß. Ich erwarte mir in dieser Saison viel und ich bin froh, dass er bei uns ist."
Durch die Blume dürfte der BVB-Sportdirektor mit seinem letzten Halbsatz auch auf die vielen Spekulationen um Adeyemi im Sommer angespielt haben. Juventus Turin soll heiß auf einen Transfer gewesen sein, teilweise wurde schon berichtet, Adeyemi sei sich mit dem italienischen Rekordmeister einig. Auch in der Premier League soll es einige interessierte Klubs gegeben haben. Der BVB wäre dem Vernehmen nach bei einem passenden Angebot offen für einen Verkauf gewesen.
30 Millionen Euro Ablöse hatte man 2022 nach Salzburg überwiesen. Die großen Hoffnungen erfüllte Adeyemi bislang nur in kurzen Phasen. Insgesamt stehen 16 Tore und zehn Vorlagen bei 70 Pflichtspielen zu Buche. Den erhofften Durchbruch in die internationale Spitzenklasse gelang dem Stürmer in Schwarzgelb noch nicht. Bundestrainer Julian Nagelsmann verzichtet weiter regelmäßig auf die Dienste des 22-Jährigen.
Spezielle Adeyemi-Qualitäten nicht mit Musiala vergleichbar
Dessen Potenzial ist dennoch unbestritten. Es ist nicht das eines Jamal Musialas - diese groteske Wasserziehr-These kann man direkt verwerfen (bei Sky scheint man dieser Tage gerne unangebrachte Musiala-Thesen in die Welt hinaus zu posaunen - Stichwort: Didi Hamann). Musiala ist ein Edeltechniker und schon jetzt einer der besten Dribbler der Welt. Adeyemi dagegen ist viel mehr Stürmer, pfeilschnell und (wie Kehl richtig anmerkt) geradliniger in seinem Spiel.
Mit diesen Stärken kann er vor allem im schnellen Umschaltspiel ein X-Faktor sein. Adeyemi gegen tiefstehende Gegner ständig ins Eins-gegen-eins zu schicken, dürfte dagegen weniger erfolgversprechend sein.
Insbesondere auf dem Weg ins Champions-League-Finale in der vergangenen Saison sah man auf der großen Bühne eine weitere Adeyemi-Qualität: Seine Laufstärke und den Willen, viel Defensivarbeit zu verrichten. Damit wurde er für den BVB auch eine Option als Art offensiver Schienenspieler. Und schien sich in die Notizbücher einiger Topklubs gekämpft zu haben. Seine Bilanz mit fünf Toren und zwei Vorlagen in 34 Partien 23/24 dürfte es dagegen nicht gewesen sein.
Bei Adeyemi ist die Hoffnung weiterhin da, dass er seine speziellen Fähigkeiten konstant zusammenbringt und darüber hinaus verletzungsfrei bleibt. Aus Spanien heißt es auch nach Schließung des Sommer-Transferfensters, dass zahlreiche Premier-League-Topklubs weiter Interesse haben. Ist Adeyemi in Topform, braucht es auch wenig Phantasie, um zu sagen, dass er gut zum Spiel auf die Insel passt.
Es braucht aber auch wenig Phantasie, um zu sagen, er passt damit perfekt zu Borussia Dortmund. Der Saisonstart mit seinen zwei Toren und zwei Vorlagen war vielversprechend, von Trainer Nuri Sahin bekommt er Vertrauen. Der Weg wäre also geebnet, damit Adeyemi in Schwarzgelb durchstartet. Dann aber nicht als "BVB-Musiala", sondern eher als "Karim, der pfeilschnelle, laufstarke Vollstrecker".