Diskussionen um City-Elfmeter - BVB-Akteure ohne Verständnis
Von Jan Kupitz
Für den BVB ist die Reise in der Champions League nach dem Viertelfinale beendet. Trotz der erhofften frühen Führung konnte die Borussia den Vorsprung nicht über die Ziellinie bringen - ein Handelfmeter sorgte für die Wende.
Angeführt von einem überragenden Jude Bellingham dominierte der BVB die Anfangsphase gegen die Cityzens. Der junge Engländer war es auch, der nach einer Viertelstunde zum 1:0 traf und seinem Team das Tor zum Halbfinale öffnete.
In der Folge beschränkte sich Schwarz-Gelb nahezu ausnahmslos aufs Verteidigen. Die Schlinge der Skyblues wurde enger und enger, ein richtiges Durchkommen fanden die Mannen von Pep Guardiola allerdings (noch) nicht. Bis die 52. Minute kam und der Ball im schwarz-gelben Strafraum an den Arm von Emre Can prallte. Elfmeter! Mahrez verwandelte zum 1:1, der Dortmunder Widerstand - und damit auch der Wille und Glaube an ein Weiterkommen - war gebrochen.
Doch rund um die Elfmeterszene gab es reichlich Trubel. In den TV-Bildern ist zu sehen, dass Can sich den Ball selbst an den Arm köpft - und wenn man sich das Regelwerk anschaut, steht dort: "Es liegt kein Vergehen vor, wenn der Ball direkt vom Körper oder Kopf (einschließlich des Fußes) des Spielers an dessen Arm/Hand springt." Der VAR griff trotz Überprüfung allerdings nicht ein, die Entscheidung von Schiedsrichter Carlos del Cerro Grande stand!
Can sauer: "Kein Handspiel!"
Dementsprechend verwirrt zeigte sich der Übeltäter nach Abpfiff. "Ich habe den Ball zuerst mit dem Kopf berührt und dann ist er an meine Hand gekommen. Ich glaube, in den Regeln steht, dass das dann kein Handspiel ist. Wenn wir deswegen einen Elfmeter gegen uns bekommen und dann verlieren, ist das bitter", erklärte Emre Can (via RuhrNachrichten), der bereits in Manchester mit einem schlimmen Fehlpass ein Gegentor eingeleitet hatte. "Ich weiß zu hundert Prozent, dass ich den Ball zuerst mit dem Kopf berührt habe."
Dennoch könne das Team stolz auf sich sein, fuhr der Nationalspieler fort: "Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gespielt und haben gesehen, dass wir mithalten können. Es ist dennoch schmerzhaft, hier auszuscheiden, weil wir die Chance hatten, weiterzukommen."
Sein Trainer Edin Terzic stimmte dem Mittelfeldspieler zu und gab an, dass er selbst das Regelwerk nicht mehr ganz nachvollziehen könne. "Handspiel ist immer eine schwere Kiste. Ich habe da meine Meinung zu. Man hat uns vor der Saison gesagt, wenn man sich selbst an die Hand köpft, wird das nicht als Handspiel angesehen", so der 38-Jährige, der insgesamt aber "ein verdientes Weiterkommen von ManCity" sah. Da dem BVB im Hinspiel bereits ein regulärer Treffer von Bellingham aberkannt worden war, musste Terzic aber auch festhalten, dass sein Team nicht "so richtig Glück mit den Schiedsrichterentscheidungen in den letzten sieben Tagen" gehabt habe.
Reus: "Hätte auch lautstark protestiert"
Kapitän Marco Reus nahm die ganze Sache etwas sportlicher auf und gestand: "Aus meiner Sicht war es Handspiel. Laut FIFA-Regeln ist es kein Strafstoß. Wenn es auf der anderen Seite so gekommen wäre, hätten wir aber auch lautstark protestiert. ManCity war heute besser, sie haben cleverer gespielt - und das muss man auch neidlos anerkennen."
Und damit lenkte der Capitano den Fokus auf einen Aspekt, der rund um die Elfmeter-Aufregung ein wenig kurz kam: Denn nach sehr starken und aktiven 25-30 Minuten hatte der BVB das Spiel komplett eingestellt und sich lediglich aufs Verteidigen konzentriert - Entlastung war Fehlanzeige. Mit so einer Einstellung ist es meist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Cityzens zum Tor durchkombinieren.
Der Frust über den falschen Elfmeterpfiff ist natürlich verständlich. Aber man sollte sich auch an die eigene Nase packen und hinterfragen, warum man sich nach der herausragenden Anfangsphase kleiner machen musste als es notwendig gewesen wäre. City war verwundbar - das hätte die Borussia häufiger ausnutzen müssen.