BVB-Krise immer schlimmer: 5 Lehren vom Wochenende
Von Jan Kupitz
Borussia Dortmund rutscht immer ernsthafter in die Krise und droht die Champions-League-Plätze zu verpassen. Der schwarz-gelbe Auftritt beim SC Freiburg war über weite Strecken ein Offenbarungseid, der zeigt, wie verunsichert und hilflos das Team aktuell ist.
Unsere Erkenntnisse vom Wochenende:
1. Der BVB hat ein Torwartproblem
Seit der 2:4-Pleite gegen Gladbach herrscht rund um Dortmund eine Torwartdebatte - Roman Bürki hatte sich nach Patzern gegen die Fohlenelf reichlich Kritik anhören müssen. Diskussionen, dass Marwin Hitz seinen Landsmann als Nummer eins ablösen würde, machten die Runde.
So kam es dann auch. Auch bedingt durch eine Verletzung Bürkis, der über die Pause vermutlich gar nicht so unglücklich sein dürfte.
Hitz, der gegen Augsburg und Paderborn ordentlich hielt, leistete sich dann aber gegen Freiburg einen kompletten Blackout und brachte sein Team mit auf die Verliererstraße.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Allerhöchsten Ansprüchen, die der BVB nun einmal hat, genügen beide Keeper nicht. Die Dortmunder haben ein Torwartproblem!
2. Reus, Reyna und Brandt haben in der Startelf nichts verloren
Woche für Woche stellt Edin Terzic das Trio um Marco Reus, Gio Reyna und Julian Brandt in der Startelf auf. Und Woche für Woche fragen sich die Anhänger vor den TV-Geräten: Warum?
Zweifellos sind die Drei absolut begnadete Kicker, doch von ihrer Topform sind Reus, Reyna und Brandt so weit entfernt wie Schalke vom Klassenerhalt. Ginge es nach Leistung, würde Terzic das Trio erstmal auf die Bank verfrachten.
Selbst ein Mo Dahoud, der in Dortmund immer wieder in der Kritik stand und steht, zeigte nach seinen jüngsten Einwechslungen deutlich mehr Spielfreude und Engagement. Offensivpressing kann man mit den trägen Reus und Reyna in ihrer aktuellen Verfassung jedenfalls vergessen.
3. Hazard wird schmerzlich vermisst
Wenn man die Offensivstars des BVB aufzählt, fällt der Name von Thorgan Hazard meist hinten runter. Der Belgier bekommt in der öffentlichen Wahrnehmung kaum Anerkennung - doch wie wichtig der 27-Jährige für die Borussia wirklich ist, sieht man vor allem, wenn er nicht auf dem Platz steht. Was in dieser Saison leider ziemlich häufig der Fall war.
Hazard mag nicht der spektakulärste Spieler der Schwarz-Gelben sein, doch ihn an der Anzahl seiner Übersteiger oder abgeschlossenen Dribblings zu messen, würde ihm nicht gerecht. Der Ex-Gladbacher ist der Spielertyp, der mit seiner Arbeit und seinem Fleiß alle anderen um sich herum besser macht. Ein mannschaftsdienlicher Profi, wie er im Buche steht. Und genau das fehlt beim BVB aktuell an allen Ecken und Enden!
4. Moukoko muss mehr Minuten bekommen
In den vergangenen Wochen ist es wieder ruhiger um Youssoufa Moukoko geworden - doch warum eigentlich? Sobald der 16-Jährige von Terzic reingeworfen wird, sorgt er für Alarm und frischen Wind im Spiel. Nach seiner Einwechslung gegen den SC Freiburg war der Teenager direkt der gefährlichste Akteur der Borussia; kein Zufall, dass er auch den Anschlusstreffer erzielte.
Statt immer nur im Lauf der zweite Hälfte eingewechselt zu werden (nach seiner Knieverletzung kommt er auf insgesamt 77 Minuten in sechs Spielen - also im Schnitt nur 13 Minuten/Partie), sollte Terzic dem Youngster mehr Vertrauen schenken. Warum nicht mal wieder von Beginn an?
5. Favre war nicht das Problem
Als Lucien Favre im Dezember vergangenen Jahres entlassen wurde, dachte ein Großteil der Fans, dass sich das Hauptproblem der Dortmunder erledigt hätte und Schwarz-Gelb in der Rückrunde Fahrt aufnehmen würde. Edin Terzic ist ja auch ein cooler Typ, kann an der Seitenlinie ein bisschen rumschreien, kommt aus dem Ruhrgebiet und wird das sicherlich viiiiiiiel besser machen als der 63-Jährige.
Ein paar Wochen später ist man schlauer und weiß: Der Schweizer war nicht derjenige, der den BVB von Titelgewinnen abgehalten hat.
Eventuell war Favre mit seiner manchmal kauzigen und störrischen Art ein ganz kleines Zahnrädchen des Problems, doch dieses ist wesentlich komplexer und vielfältiger, als dass es sich nur durch einen Trainertausch beheben ließe.