BVB: Hummels plädiert für Favre - Entertainer oder Fachmann?

Mats Hummels spricht sich für seinen Trainer aus
Mats Hummels spricht sich für seinen Trainer aus / DeFodi Images/Getty Images
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Borussia Dortmund kann nach dem 3:0 im Derby gegen Schalke eigentlich zufrieden sein, doch die Diskussionen um Trainer Lucien Favre scheinen nicht abzuebben. Mats Hummels meldete sich nun zu Wort und spricht sich für einen Verbleib des Schweizer Coaches aus.

Hummels konnte in seinem 19. Derby endlich auch selbst einen Treffer gegen Schalke erzielen, als er in der 78. Minute per Kopf traf. "Das Tor stand in meiner Liste der Dinge, die ich noch erledigen möchte, tatsächlich ganz weit oben", freute sich Hummels im Anschluss an die Partie am Sky-Mikrofon.

Dass man in der eigenen Defensive von den Rivalen nicht wirklich gefordert wurde, sollte auch Hummels aufgefallen sein. Die zuletzt an den Tag gelegten Probleme, besonders in der Königsklasse bei Lazio Rom (1:3), werden zum Großteil auch Trainer Lucien Favre angekreidet.

Hummels will mit Favre weitermachen - obwohl der Schweizer kein Entertainer ist

Gegen Schalke lief der BVB mit einer Viererkette auf, nachdem die Dreierkette zuletzt nicht die gewünschte Stabilität gab. "Es war klar, dass wir gegen so eine massierte Deckung einen offensiven Spieler mehr auf dem Platz brauchen, darüber hat der Trainer mit uns und sehr intensiv auch mit mir gesprochen", gab Hummels einen Einblick in die Überlegungen.

Doch die Problematik der unterschiedlichen Auftritte in den letzten Spielen wird tiefere Gründe haben. "Die Schwankungen thematisieren wir, wir wissen auch teilweise, woran es liegt, daran müssen wir arbeiten", bezog Hummels sich auf eine höhere Bereitschaft, auch im Training jedes Mal ans Limit zu gehen - der zuletzt oft vorgeworfene Makel der zu geringen Gier des Teams scheint begründet zu sein.

Doch kann man die Qualität der Dortmunder Abwehr nicht an einem Spiel messen, in welchem der Gegner offensiv nahezu nicht in Erscheinung trat. Zudem kehrte Roman Bürki gegen Schalke wieder ins Tor zurück, nachdem Favre zuvor auf Marvin Hitz setzte - ein hausgemachtes Problem, welches der Trainer schlicht mit dem "für alle geltenden Konkurrenzkampf" wegmoderierte.

Favre wird keine Talk-Show moderieren
Favre wird keine Talk-Show moderieren / Pool/Getty Images

Und die öffentlichen Aussagen Favres sind es wohl auch, die ihn immer wieder zum Opfer der Kritiker machen. Der 62-Jährige mag einfach keine Interviews, Pressekonferenzen oder öffentlichen Auftritte im Allgemeinen, dafür scheint er zu sehr auf seine akribische Arbeit auf dem Platz fokussiert.

Eventuell liegt es auch an der Sprachbarriere, denn Favre hat - obwohl er seit über sechs Jahren in der Bundesliga trainiert - beileibe nicht die größten Deutsch-Kenntnisse. Oftmals gehen seine Antworten an der Frage vorbei oder werden falsch gedeutet.

Hinzu kommt, dass der Übungsleiter in Interviews meist gelangweilt oder desinteressiert wirkt - besonders im Vergleich zu den kühnen Aussagen der anderen Dortmunder Verantwortlichen. Doch Hummels spricht sich klar für Favre aus und verweist zurecht darauf, dass man ihn nicht ständig mit seinem Vorgänger vergleichen darf.

"Wir waren hier verwöhnt von Jürgen Klopps Pressekonferenzen, das war ja wie eine Late-Night-Show. Es ist legitim, dass Lucien nicht so viel preisgeben will. Wer Unterhaltung will, muss ab 23:15 Uhr dann halt Pro Sieben einschalten", bezog sich der Verteidiger auf die Late-Show von Klaas Heufer-Umlauf.

Kann man Favres mediale Präsenz jedoch gerne als gewisse Eigenheit verbuchen, darf man dennoch nicht von den spieltaktischen Fehltritten absehen. Hier werden die kommenden Wochen mit Partien gegen St. Petersburg, in Bielefeld und natürlich besonders gegen die Bayern zeigen, inwiefern Favre sein Team auf Kurs bringen kann.