Der BVB in Sevilla: Ein Spiel ohne Ausreden
Von Oscar Nolte
Der BVB kann am Mittwochabend, beim Gastspiel in der Champions League beim FC Sevilla, einen gigantischen Schritt in Richtung Achtelfinale machen. Argumente und Ausreden zählen in Andalusien nicht: jetzt muss diese Mannschaft zeigen, dass sie dem eigenen Anspruch gerecht werden kann.
Mit einem Sieg beim FC Sevilla kann der BVB den Vorsprung auf die Spanier auf vier Punkte ausbauen. Bei erwartetem Verlauf - sowohl Borussia Dortmund, als auch Sevilla verlieren gegen Manchester City und gewinnen gegen Kopenhagen - und keiner BVB-Niederlage gegen Sevilla in Dortmund, reicht das für das Achtelfinale der Königsklasse. Soweit die Ausgangslage auf dem Papier.
In Sevilla zu gewinnen ist kein Selbstläufer. Und gemessen an den Personalproblemen, die den BVB über die gesamte Saison begleiten und der Borussia auch heute wieder zusetzen, wäre eine Niederlage auf argumentativer Seite sogar vertretbar.
Ich zähle mich zu den BVB-Fans, die eine logische und verständnisvolle Analyse der Unzufriedenheit und Wut vorziehen, wenn es mal nicht perfekt läuft. Ich werbe dafür, dass Edin Terzic Zeit braucht, ebenso die vielen Neuzugänge und dass der BVB mit dem unsäglichen Verletzungspech in dieser Saison sogar bislang das oberste Maximum erreicht hat.
Von einer Mannschaft, die personell so am Stock geht, wie die Borussia, deren Rhythmus immer wieder durch neu Blessuren und Ausfälle gestört wird, sind schlichtweg keine Wunder zu erwarten. Und an diesem Maßstab lege ich in der Regel meine Erwartungen fest.
BVB in Sevilla: Erfolg geht nur im Kollektiv
Heute ist das anders. Heute geht es darum, ob du gewinnst oder verlierst - mehr nicht. Heute zählen für mich keine Ausreden, keine Analysen oder logischen Argumente. Diese hochtalentierte Mannschaft hat es in den vergangenen Jahren stets verpasst, auf den Moment da zu sein und einen Sieg auch einfach mal mehr zu wollen als der Gegner. Da geht es weniger um die leidige Mentalitätsfrage, sondern viel eher um den Mut, an den Erfolg zu glauben, wie unwahrscheinlich er auch sein mag.
Das erwarte ich heute vom BVB. Sich keine Ausreden gefallen zu lassen, sich gegen sämtliche Widrigkeiten zu stemmen und drei Punkte einzufahren, egal wie. Das ist der Anspruch, den der Verein hat und so auch kommuniziert: ans Limit zu gehen, erfolgreich zu sein und es sich nicht gemütlich zu machen.
Das geht nur im Kollektiv und die Frage drängt sich in Dortmund auf: ist diese Mannschaft eine Einheit, die am selben Strang zieht und ein gemeinsames Ziel verfolgt? Oder kocht doch irgendwie jeder sein eigenes Süppchen? Wenn in Sevilla das Flutlicht angeht und um 21 Uhr der Ball rollt, ist es Zeit, dass der BVB diese Frage mit einem Ausrufezeichen beantwortet. Alles andere zählt heute nicht.