Noten und Einzelkritik: Blutleerer BVB mit Arbeitssieg gegen Fürth - Unbequeme Pfiffe im Westfalenstadion
Von Oscar Nolte
Der BVB hat das letzte Heimspiel des Jahres ergebnistechnisch erfolgreich gestaltet. Gegen Greuther Fürth war der Borussia die Müdigkeit in den Beinen und im Kopf aber doch anzumerken.
Tore:
1:0 Haaland (33., HE)
2:0 Haaland (82.)
3:0 Malen (89.)
Der BVB bekleckerte sich im letzten Heimspiel des Jahres gegen Schlusslicht Greuther Fürth nicht gerade mit Ruhm. In einem lahmen ersten Durchgang war es einem Handelfmeter und der fehlenden Qualität Fürths im letzten Drittel geschuldet, dass die Borussia mit einer knappen 1:0-Führung in die Kabine ging.
Nach dem Seitenwechsel legte der BVB aber kaum eine Schippe drauf und hielt Fürth damit zwangsläufig im Spiel. Müde Beine, müde Köpfe ist noch die netteste Entschuldigung, die man für diesen blutleeren Auftritt der Schwarz-Gelben formulieren kann. Die Fans im Westfalenstadion wurden da schon deutlicher: vor allem im zweiten Durchgang quittierte das Publikum seinen Unmut ein ums andere Mal mit gellenden Pfiffen.
Erling Haaland erlöste den BVB schließlich per Kopf nach einem Freistoß aus dem Halbfeld. Bezeichnend: selbst bei seinem Jubel ließ die Mannschaft den Norweger allein, trottete teilweise einfach zurück in die eigene Hälfte. Kurz vor Schluss stellte der eingewechselte Donyell Malen dann noch auf 3:0 - ein in der Summe viel zu schmeichelhaftes Ergebnis für den BVB, der schlicht überspielt und müde wirkt.
BVB - Fürth (2:0): Einzelkritik und Noten
1. Tor & Abwehr
Gregor Kobel: Nicht gefordert. Durfte seine Hände (und Fäuste) lediglich bei einigen Standard-Situationen aufwärmen. Nahm ansonsten nur als Komparse am Spiel teil. Daher ohne Bewertung.
Thomas Meunier: Schlug einige gute Flanken, fiel ansonsten aber nicht weiter auf. Vor allem defensiv nicht. 6/10
Mats Hummels: Musste überraschend viele brenzlige Situationen löschen. Tat das aber gewohnt routiniert und zuverlässig. Der stärkste Dortmunder Abwehrspieler an diesem Abend, mit Pass- und Zweikampfwerten um die 90 Prozent. 8/10
Dan-Axel Zagadou: Sammelt wichtige Minuten, um wieder zu alter Form zu kommen. Von der war er gegen Aufsteiger Fürth aber noch um ein gutes Stück entfernt. 4/10
Nico Schulz: Ist und bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Leistete sich auch gegen Fürth teils haarsträubende Ballverluste, fiel dafür aber positiv in der Offensivbewegung auf. Ohnehin einer der bemühtesten und aktivsten Dortmunder. Trotzdem: das ist zu wenig. 5/10
2. Mittelfeld
Axel Witsel: Scheint seinen Zenit tatsächlich überschritten zu haben. Auch gegen Fürth überhaupt kein Faktor, vor allem nicht im Spiel gegen den Ball. Lässt das Tempo vermissen, um das BVB-Mittelfeld defensiv wirklich abzusichern. 4/10
Jude Bellingham (bis 46.): Ungewohnt schwaches Spiel von Bellingham. Spielte einige katastrophale Fehlpässe und hatte Glück, dass er unmittelbar vor dem Halbzeit-Pfiff nicht mit Gelb-Rot runter musste. Den Gefallen tat ihm dann Cheftrainer Marco Rose in der Halbzeit. 5/10
Julian Brandt: Erneut einer der besten Borusse. Spielfreudig, dynamisch und mit vielen guten Ideen. Einer der wenigen Dortmunder, die auch in Halbzeit Zwei noch Gas gaben. Verdiente sich die Torvorlagen auf Haaland und Malen. 9/10
3. Angriff
Marco Reus: Spielte viele gute Bälle und traf beinahe per direktem Freistoß. Muss sich als Kapitän und Regisseur der Mannschaft aber den Schuh anziehen lassen, dass der BVB gegen den Tabellenletzten viel zu harmlos war. In der zweiten Halbzeit quasi abgemeldet. 5/10
Thorgan Hazard: Ordentliches Startelf-Comeback. Bot sich mit cleveren Laufwegen gut an und traf zum vermeintlichen 1:0 - stand aber knapp im Abseits. Am Ende fehlten die Körner. 7/10
Erling Haaland: Glänzte mit einem tollen Steckpass erneut als Vorlagengeber, der Treffer von Hazard wurde wegen einer knappen Abseitsstellung aber zurückgenommen. Traf dann vom Punkt - der 74. Treffer im 73. Pflichtspiel für den BVB (übrigens zudem bei 20 Torvorlagen für Schwarz-Gelb). Erlöste seine Mannschaft per Kopf mit Nummer 75. 9/10
4. Einwechselspieler
Mo Dahoud (ab 46.): Zog das für ihn typische unaufgeregte und ordnende Spiel auf. Wirkte noch mit am Spritzigsten beim BVB.
Emre Can (ab 75.): Versuchte die Mannschaft mit seiner Körpersprache noch einmal aufzuwecken. Das gelang insofern, als der BVB mit ihm auf dem Rasen noch zwei Tore erzielte.
Donyell Malen (ab 75.): Fehlte in Bochum krank und durfte gegen Fürth für die Schlussviertelstunde ran. Vollendete eine Brandt-Flanke kurz vor Schluss mit technisch anspruchsvoller Einlage und sorgte zumindest für etwas Versöhnung beim unzufriedenen BVB-Publikum.
Stefan Tigges (ab 83.): ohne Bewertung.