BVB: 4 Erkenntnisse nach der Stuttgart-Schmach
Von Jan Kupitz
Nachdem der VfB Stuttgart in der vergangenen Saison alle drei Pflichtspiele gegen den BVB gewonnen hatte, wollten die Schwarzgelben Revanche nehmen. Nuri Sahin erklärte vor der Partie, dass das klare Ziel ein Sieg sei - doch herausgekommen ist eine üble 1:5-Packung, die auch in der Höhe verdient war.
Sahin sprach im Anschluss von einer "Nicht-Leistung", Sportdirektor Sebastian Kehl monierte, dass das "nicht unser Anspruch und nicht unser Niveau" war: "Was heute auf dem Platz passiert ist, ist nicht zu erklären. Das darf uns nicht passieren."
Wir haben einige wichtige Erkenntnisse aus dieser Partie gewonnen - von Marcel Sabitzer, über Karim Adeyemi bis hin zu Julian Brandt:
1. Sabitzer-Experiment sofort beenden
Nach dem Champions-League-Sieg über Brügge hatte Marcel Sabitzer mit deutlichen Worten aufhorchen lassen. Die Position als Rechtsaußen, die er seit Sahins Übernahme inne hat, gefalle ihm gar nicht, so der Österreicher. Sabitzer machte sich für eine Rückkehr auf die Sechs stark, wo er sich in der vergangenen Saison ins Champions-League-Team der Saison gespielt hatte.
Sahin versuchte die Worte des Spielers herunterzuspielen, betonte, dass er von diesem Wunsch wisse - nur um Sabitzer gegen Stuttgart erneut als Rechtsaußen aufzubieten.
Wir sagen: Schluss damit! Wenn für Sabitzer kein Platz im Mittelfeldzentrum ist, dann setzt ihn auf die Bank. Aber ihn als Rechtsaußen aufzubieten, tut weder ihm noch dem Team einen Gefallen. Seine Stärken kommen dort nullkommanull zur Geltung, stattdessen wirkt Sabitzer wie ein Fremdkörper.
2. Flops nicht anhand einer Woche überbewerten
Erinnert euch eine Woche zurück: Der BVB hatte gerade sein Heimspiel gegen Heidenheim mit 4:2 gewonnen, besonders Karim Adeyemi (zwei Tore, eine Vorlage) und Felix Nmecha wurden im Nachgang extrem für ihre Leistungen gelobt. Spieler, die jeweils 30 Millionen Euro gekostet haben. Spieler, die in Dortmund bislang enttäuschten.
Nach dem ordentlichen Auftritt gegen den FCH kam Hoffnung auf: Jetzt können die beiden endlich zünden! Jetzt zeigen sie, dass sie die Ablöse wert waren! Bei Sky wurde sogar die Frage aufgeworfen, ob Adeyemi womöglich der "BVB-Musiala" sei. Schließlich hatte er zuvor in der deutschen U21 ebenfalls gut getroffen.
Insgesamt sieben Tore gegen Israel U21, Estland U21 und Heidenheim sind dann aber doch kein Maßstab, wie Adeyemis Auftritt in Stuttgart zeigte. Der Flügelspieler war ein Totalausfall, fiel lediglich auf, wie er im Zweikampf mit Josha Vagnoman einen Elfmeter schinden wollte. Zur Halbzeit war folgerichtig Schluss!
Nmecha war da schon nicht mehr auf dem Feld, da er nach einer halben Stunde verletzt ausgewechselt werden musste. Er hätte sich aber auch nicht beschweren können, wenn dieser Wechsel aus Leistungs- statt aus Verletzungsgründen stattgefunden hätte.
Worauf wir hinaus wollen: Bewertet Spieler doch nicht anhand einer guten Woche über! Performen Adeyemi und Nmecha mal über drei, vier Monate konstant auf einem ansprechenden Niveau, kann man sich nochmal unterhalten. Bis dahin sind es zwei junge Spieler, die höchstens (!) punktuell auftrumpfen. Vom Status eines Hoffnungs- oder gar Leistungsträgers sind die beiden so weit entfernt wie Erzrivale Schalke vom Aufstieg.
3. Große Klappe, aktuell nicht viel dahinter
Emre Can war in der vergangenen Woche im medialen Fokus. Sein Bankplatz gegen Heidenheim hatte für Aufsehen gesorgt, ebenso sein Jubel, nachdem er per Elfmeter zum 4:2-Endstand getroffen hatte. Es war eine Nachricht an seine Kritiker, so der BVB-Kapitän.
Vor dem Spiel gegen Brügge legte Can nochmal nach und meckerte, dass er sich ungerecht behandelt fühle und zu viel Kritik einstecken müsse. Unfair, so der Nationalspieler, schließlich habe er ja auch eine starke EM gespielt und so.
Gegen Stuttgart landete Can dann wieder auf der Bank. Dort wäre er auch besser geblieben, denn nach seiner Einwechslung lieferte Can eine miserable Leistung ab und verschuldete auch noch ein Gegentor.
Seine Mitspieler waren zwar kaum besser. Doch der Unterschied ist: Die spucken nicht so große Töne wie ihr Kapitän - und das ohne jede Selbstkritik.
Kleiner Tipp fürs nächste Mal: Erst abliefern, dann reden. Kommt besser als andersrum.
4. Quo vadis, Julian Brandt?
Und ja, wir müssen auch über Julian Brandt reden. Der Blondschopf hat noch nicht in diese Saison reingefunden und tut sich schwer, an seine Leistungen aus der Vorsaison anzuknüpfen. Mit seiner Rolle als Vize-Kapitän will und soll er noch mehr vorangehen - das klappt 24/25 noch gar nicht. Der Kreativgeist steckt im Loch und war auch in Stuttgart unsichtbar. Vielleicht tut ihm eine Schöpfungspause mal ganz gut.
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