BVB braucht Verstärkung für die Abwehr: 7 Innenverteidiger-Kandidaten für Schwarz-Gelb
Von Simon Zimmermann
Im BVB-Kader haben sich einige Baustellen aufgetan, die spätestens im kommenden Sommer behoben werden sollten. Ganz oben auf der Liste dürfte ein neuer Innenverteidiger stehen. Im Defensiv-Zentrum offenbart Schwarz-Gelb in der laufenden Saison einige Defizite.
Das dürfte vor allem an der Personalsituation unter den Innenverteidigern liegen. Während Manuel Akanji immer mehr zum Abwehrchef wird und die einzige Konstante beim BVB ist, haben die Kollegen mit Verletzungs- oder Formproblemen zu kämpfen. Oder es fehlt ihnen schlicht an der nötigen Klasse.
Die aktuelle Lage bei den BVB-Innenverteidigern
In die erste Kategorie gehören Mats Hummels und Dan-Axel Zagadou. Routinier Hummels hatte schon vor Saisonbeginn mit anhaltenden Verletzungsproblemen zu kämpfen. Entsprechend schlecht war es um Form und Fitness bestellt. In der Rückrunde erhoffen sich die Verantwortlichen von einem fitten Hummels eine deutliche Steigerung.
Noch schlechter stand es um Zagadou. Der 22-jährige Franzose fiel zu Beginn nach einer Knie-OP aus. Fünf Bundesliga-Einsätze konnte der hochveranlagte Linksfuß lediglich absolvieren. Damit setzte sich seine hohe Ausfallrate aus den letzten Jahren fort. Zagadou hat immer wieder mit großen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Im Sommer läuft sein Vertrag aus - seine Zukunft beim BVB ist offen.
Nicht so offen dürfte die Zukunft von Wolfsburg-Leihgabe Marin Pongracic sein - dem vierten etablierten Innenverteidiger im Kader. Der Kroate konnte bislang wenig überzeugen und hat offensichtlich nicht die Klasse für einen Klub wie dem BVB. Sonderlich überraschend ist das allerdings nicht, schließlich war der 24-Jährige auch beim VfL Wolfsburg nur Innenverteidiger Nummer vier.
Ganz offensichtlich braucht es spätestens 2022/23 personelle Verstärkung für das Abwehrzentrum. Ein Blick auf das mögliche Innenverteidiger-Aufgebot zur neuen Saison (nach aktuellem Stand) macht das deutlich:
- Manuel Akanji (26) - Vertrag bis 2023
- Mats Hummels (33) - Vertrag bis 2023
- Dan-Axel Zagadou (22) - Vertrag läuft aus
- Marin Pongracic (24) - Leihe mit Kaufoption (9 Mio. Euro)
- Soumaila Coulibaly (18) - Vertrag bis 2024
Es könnte mit Blick auf die Vertragslaufzeiten und die Leistungen des aktuellen Personals drohen, dass bis auf Akanji und Hummels kein weiterer etablierter Innenverteidiger bleibt. Während Zagadou durchaus gehen könnte (auch wenn man eher verlängern sollte), kann die Entscheidung bei Pongracic nur lauten, die Kaufoption nicht zu ziehen. Coulibaly wird dagegen noch brauchen, um eine veritable Option zu werden.
Wer also könnte Schwarz-Gelb kommenden Sommer verstärken? Wir blicken auf sieben mögliche Kandidaten:
1. Nico Schlotterbeck
Der U21-Europameister ist aktuell der am heißesten gehandelte Innenverteidiger Deutschlands. Schlotterbeck steht beim SC Freiburg noch bis 2023 unter Vertrag. Der Sport-Club ist wohl offen für einen Verkauf, sollte ein Klub 20 bis 25 Millionen Euro Ablöse bieten.
Während ein Winter-Wechsel nahezu ausgeschlossen ist, dürfte es im Sommer soweit sein. Neben dem FC Bayern und dem BVB buhlen auch Klubs aus der Premier League um den 22-jährigen Linksfuß.
Nach 90min-Infos wollte Newcastle United Schlotterbeck diesen Januar verpflichten und bot dafür rund 48 Millionen Euro. Während Freiburg einem Deal zugestimmt hätte, legte Schlotterbeck sein Veto ein. Das Interesse der Magpies wurde mittlerweile auch von Sky bestätigt.
90min-Einschätzung: Schlotterbeck wäre ein idealer Transfer für den BVB. Der Freiburger ist extrem talentiert, bereits auf sehr hohem Niveau und dazu ein Linksfuß. Defensiv zeigt er ein gutes Zweikampfverhalten und ist auch in der Luft stark. Offensiv verfügt er über einen mehr als soliden Spielaufbau mit ganz starken Diagonalbällen. Zum Knackpunkt wird zum einen die Ablöse - zum anderen die enorme Konkurrenz. Ausgang offen.
2. Maxence Lacroix
Fünf Millionen Euro bezahlten die Wölfe im Sommer 2020 an den französischen Zweitligisten FC Sochaux, um sich Maxence Lacroix zu sichern. Der Franzose legte im Anschluss eine überragende Debüt-Saison hin und war einer der Hauptgründe, warum der VfL am Ende die Champions League erreichte.
Im Sommer drängte der 21-Jährige zunächst auf einen Wechsel nach Leipzig. Wolfsburg stellte sich aber quer und konnte am Ende den Vertrag mit dem Youngster sogar um ein Jahr verlängern (bis 2025). Ziemlich wahrscheinlich aber wurde bei dieser Verlängerung eine Ausstiegsklausel integriert. Bei einem aktuellen Marktwert von 25 Millionen Euro würde Lacroix aber mit Sicherheit sehr teuer werden.
90min-Einschätzung: Lacroix hat diese Saison - analog zu seinen Kollegen - stark abgebaut und wirkt deutlich Fehler-anfälliger. Dennoch ist sein überragendes Potenzial unbestritten. Der 21-Jährige ist extrem robust, schnell und hat auch einen soliden Spielaufbau. Größtes Problem würde wohl die fällige Ablösesumme werden, die nochmals deutlich höher als bei Schlotterbeck ausfallen dürfte.
3. Becir Omeragic
Becir Omeragic wäre eher ein Talent, das noch einige Entwicklungsschritte gehen muss, um eine echte Verstärkung für den BVB zu sein. Der 19-Jährige vom FC Zürich gilt als eines der größten Abwehrtalente der Schweiz. Entsprechend groß ist laut Sky das Interesse am 1,87 Meter großen Innenverteidiger, der auch auf der rechten Defensivseite eingesetzt werden kann.
AC Milan, Lyon und der FC Sevilla sollen neben Schwarz-Gelb an Omeragic dran sein. Laut Sky besitzt der BVB im Transfer-Rennen keine all zu guten Karten.
90min-Einschätzung: Dortmund geht bei Omeragic leer aus. Es braucht zur neuen Saison ohnehin eine Sofort-Verstärkung, die der junge Schweizer eher nicht wäre.
4. Evan N'Dicka
Seit gut 3,5 Jahren spielt Evan N'Dicka für die Eintracht. Bei der SGE hat sich der 22-jährige Franzose in den Fokus gespielt. Vor allem Klubs aus der Premier League wird immer wieder Interesse am Linksfuß nachgesagt. In Frankfurt steht N'Dicka noch bis 2023 unter Vertrag. Dort wird es aber Transfereinnahmen im Sommer brauchen - N'Dicka gilt als einer der ersten Verkaufskandidaten.
Bislang ist die Spur nach Dortmund allerdings noch kalt. Könnte sie bald heißer werden?
90min-Einschätzung: Mit dem SGE-Verteidiger sollte man sich in Dortmund auf jeden Fall beschäftigen. Für 15 bis 20 Millionen Euro dürfte er zu haben sein. N'Dicka ist sehr schnell und dynamisch und kann als Linksfuß zudem auch als Linksverteidiger eingesetzt werden. Die Bundesliga kennt er bereits bestens und wäre demnach eine sofortige Verstärkung für Schwarz-Gelb.
5. Sven Botman
Der 21-jährige Niederländer ist mit 1,95 Meter eine echte Abwehrkante. Bei OSC Lille steht Botman allerdings noch bis 2025 unter Vertrag. Derzeit beißt sich das neureiche Newcastle United die Zähne an den Franzosen aus.
90min-Einschätzung: Bislang wird Botman nicht mit einem BVB-Wechsel in Verbindung gebracht. Das dürfte sich auch eher nicht ändern. Falls der Niederländer geht, dann aller Wahrscheinlichkeit nach in die Premier League. Ohnehin würden für ihn weit über 30 Millionen Euro fällig.
6. Jurrien Timber
Wie gut Jurrien Timber ist, konnte der BVB in den beiden Champions-League-Duellen schmerzlich erfahren. Der 20-Jährige ist ein waschechtes Ajax-Eigengewächs und verfügt entsprechend über Ajax-typische Qualitäten. Timber ist technisch stark und hat einen sehr guten Spielaufbau. Zudem verfügt der sechsfache niederländische A-Nationalspieler über eine gute Schnelligkeit. Körperlich hat er dagegen allein schon wegen seiner Körpergröße von 1,80 Meter Defizite.
Bei Ajax ist sein Vertrag noch bis 2024 gültig.
90min-Einschätzung: Timber wäre für den BVB durchaus eine Überlegung wert. Auch, weil er ebenfalls auf den defensiven Außenbahnen eingesetzt werden kann. Allerdings ist es eher fraglich, ob Timber für das Abwehrzentrum die erste Wahl wäre. Dort sucht man mutmaßlich nach einem robusteren und kopfballstärkeren Innenverteidiger. Mit zwei Jahren Rest-Vertrag und einem Marktwert von 30 Millionen Euro würde er zudem recht teuer werden.
7. Matthias Ginter
Zwischen 2014 und 2017 trug Matthias Ginter bereits Schwarz-Gelb. Könnte es ab der neuen Saison zum Comeback in Dortmund kommen? Als ablösefreier deutscher Nationalspieler dürfte man beim BVB zumindest darüber nachdenken. Zumal Marco Rose den 27-Jährigen aus gemeinsamen Gladbach-Tagen kennt und schätzt.
90min-Einschätzung: Ginter wird kaum zum BVB zurückkehren. Zum einen, weil er selbst eher gen Süden tendiert. Inter Mailand scheint derzeit die besten Karten zu haben. Zum anderen, weil das Interesse an einer Rückholaktion aus BVB-Sicht nicht groß genug sein dürfte.