Bundestrainerin Voss-Tecklenburg widerspricht Kanzler Scholz: "Equal Pay wäre nicht gut!"

Martina Voss-Tecklenburg beim Empfang der DFB-Elf auf dem Frankfurter Römer
Martina Voss-Tecklenburg beim Empfang der DFB-Elf auf dem Frankfurter Römer / Pool/GettyImages
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Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sieht Forderungen nach Equal Pay im Frauenfußball kritisch. Wenn es um strukturelle Verbesserungen geht, hat die 54-Jährige andere Vorschläge parat.


Die starken EM-Leistungen haben die Diskussion um Equal Pay im Frauenfußball erneut angefacht. So hatte etwa Bundeskanzler Olaf Scholz via Twitter erklärt: "Wir haben 2022. Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden. Das gilt auch für den Sport, besonders für Nationalmannschaften."

Eine etwas differenziertere Meinung vertritt hingegen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. "Da muss ich auch dem Bundeskanzler ganz klar widersprechen", sagte die 54-Jährige in der Radiosendung "Heute im Stadion" gegenüber Bayern 1. "Wir haben gesagt, dass wir erst einmal Equal Play wollen. Dass wir bessere Strukturen haben, dass wir Talentgerechtigkeit haben, dass alle Mädchen Fußball spielen können." Ihr erster Ansatz bestehe darin, in der Frauen-Bundesliga Grundgehälter einzuführen und alle Bundesligaspielerinnen zu Profis zu machen.

Equal Pay in der Dimension der Männer wünsche sie sich nicht, so Voss Tecklenburg weiter, sehr wohl aber eine Angleichung: "Bei den Männern vielleicht ein bisschen weniger, bei den Frauen ein wenig mehr. Vielleicht irgendwann für den gleichen Titel, den Männer und Frauen erreichen, auch das gleiche Geld."

Der Hauptgrund für Voss-Tecklenburgs kritische Haltung zu Equal Pay besteht in den geringeren Einnahmen, die der Frauenfußball im Vergleich zu den Männern generiert. "Wir sind von der Vermarktung, das, was wir einnehmen, in dieser Präsenz noch nicht so weit, dass das [Equal Pay] auch realistisch ist", betonte die Bundestrainerin. "Und es wäre auch nicht gut, jetzt da Schritte zu machen, die nicht adäquat sind zu dem, wie der Markt auch gerade ist."

Drei konkrete Schritte, um die EM-Euphorie nachhaltig für die Entwicklung des Frauenfußballs zu nutzen, nannte Voss-Tecklenburg im Aktuellen Sportstudio. Neben dem bei "Heute im Stadion" geäußerten Vorschlag, Bundesliga-Grundgehälter einzuführen, spezifizierte die gebürtige Duisburgerin ihre Forderung nach Talentgerechtigkeit. Fußballbegabte Mädchen müssten in die Nachwuchsleistungszentren der großen Bundesligavereine aufgenommen werden, erklärte Voss-Tecklenburg. Momentan sei dieser Ausbildungsweg noch die Ausnahme. Zudem sprach sie sich für attraktivere Anstoßzeiten sowohl für die Nationalelf als auch in der Bundesliga aus.


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