Bundestrainer-Suche: Plan B rückt in den Fokus!
Von Simon Zimmermann
Die ersten Länderspiele des EM-Jahres stehen vor der Tür. Über der anstehenden WM-Qualifikation schwebt die große Frage, wer im Sommer für Joachim Löw als Bundestrainer übernimmt. Aktuell deutet vieles auf eine interne Lösung hin. Zwei Kandidaten kämen dafür infrage.
Nach der EM im Sommer ist Schluss für Joachim Löw als Bundestrainer. DFB-Direktor Oliver Bierhoff sucht einen Nachfolger, will sich allerdings nicht treiben lassen und sich die nötige Zeit nehmen. Gehandelt wurden nach Bekanntgabe des Löw-Abschieds prominente Namen. Allen voran Jürgen Klopp, Hansi Flick und Ralf Rangnick.
Während Klopp auf seinen laufenden Vertrag beim FC Liverpool verwies und vorerst nicht zur Verfügung steht, scheint Flick nicht uninteressiert. Insbesondere wegen den Streitigkeiten mit FCB-Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Am Wochenende sprach Karl-Heinz Rummenigge in der Causa jedoch ein Machtwort. Tenor: Flick wird keine Freigabe bekommen!
"Das habe ich Hansi unmissverständlich mitgeteilt."
- Rummenigge lässt Flick nicht gehen, WELT
Ralf Rangnick dagegen schien auf dem Weg zu Schalke 04. Dieser Weg hat sich mittlerweile als Sackgasse herausgestellt. Der "Professor" soll für Bierhoff allerdings nicht infrage kommen. Wie die FAZ berichtete, aus einem kuriosen Grund. Rangnick sei "zu kompetent". Bierhoff befürchtet wohl einen Machtverlust. Rangnick gilt als Reformator, der eine große Machtfülle in Anspruch nimmt.
Plan B oder C als Löw-Nachfolger?
"Ehrlicherweise gibt es immer einen Plan A, Plan B, Plan C und Plan D", erklärte DFB-Präsident Fritz Keller gegenüber Sky. Ein solcher Plan B oder C könnte eine interne Lösung bedeuten. Denn wie die Bild berichtet, bleibt Rangnick kein Thema - und auch Lothar Matthäus sei keines. Der letzte deutsche Weltfußballer feierte am Sonntag seinen 60. Geburtstag und wird von vielen als legitimer Nachfolger-Kandidat gehandelt.
Wie so häufig in der DFB-Geschichte könnte es also auf eine Beförderung innerhalb des DFB hinauslaufen. Die ersten Anwärter wären dabei Löw-Assistent Marcus Sorg und U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz.
Wird Stefan Kuntz befördert?
Auf den ersten Blick wirkt Kuntz dabei wie der Favorit. Der Europameister von 1996 hat mit der U21-Auswahl in seinen knapp fünf Jahren als Trainer gute Arbeit geleistet. 2017 gewann er mit den U21-Junioren den EM-Titel, zwei Jahre später erreichte er erneut das Finale. Ab Mittwoch folgt seine dritte U21-EM. Dieses Mal allerdings zählt die deutsche Auswahl nicht zu den Top-Favoriten. Schneidet Kuntz dennoch erneut gut ab, wäre das das perfekte Bewerbungsschreiben.
"Ich bin wirklich entspannt und mache meinen Job. Dass ich überhaupt für einen der wichtigsten Trainer-Posten in Deutschland gehandelt werde, macht mich natürlich stolz. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass mir das alles egal ist. Aber ich weiß ganz genau, was ich jetzt zu tun habe. Ich will mit der U21 ein gutes Turnier spielen", so der 58-Jährige zur Bild.
Für Kuntz spricht seine kommunikative und sympathische Art. Dass er ein Team in großen Turnieren führen kann, hat er bewiesen. Das Verhältnis zu den DFB-Bossen um Bierhoff ist intakt. Zudem hätte diese Lösung einen weiteren Reiz: Nach der WM in Katar könnte der DFB - je nach Abschneiden - doch noch auf die große Lösung in Richtung Heim-EM 2024 blicken. Dann könnte das Timing besser sein und Klopp oder Flick verfügbar werden.
Bedenken müsste man bei Kuntz allerdings, dass er als Vereinscoach keine Erfolge feiern konnte und nur unterklassig trainierte. Ob er das Standing hat, die Stars der A-Nationalmannschaft zu führen, bliebe offen.
Ist Marcus Sorg Bierhoffs Favorit?
Zudem dürfte man beim DFB und insbesondere Oliver Bierhoff noch einen weiteren Kandidaten im Blick haben: Löw-Assistent Marcus Sorg. Bei Bierhoff soll er hoch im Kurs stehen. Auch beim 55-Jährigen gäbe es die Möglichkeit nach 2022 die große Lösung anzuvisieren.
Von außen betrachten wären die Zweifel an Sorg aber noch größer. Bis auf ein glückloses Intermezzo als Freiburg-Cheftrainer (2011) hat Sorg keine Profiteams als Chefcoach geführt. Eine große Spielerkarriere hat er zudem nicht vorzuweisen. Dennoch scheint seine Beförderung nicht unrealistisch zu sein. Für Oliver Bierhoff jedenfalls wäre es die eleganteste Lösung, bei der er alle Machtkompetenzen behalten - und sogar noch ausbauen würde.