Bundesliga-Start 2022/23: Die Tops & Flops des 1. Spieltags
Von Dominik Hager
Endlich wieder Bundesliga! Der erste Spieltag der Saison 2021/22 hat uns begeistert und Vorfreude auf die weiteren Wochenenden geschürt. Für einige Klubs und Akteure verlief Spieltag eins auch gleich sensationell, während andere noch ordentlich mit dem Start hadern werden. Wir werfen einen Blick auf die sechs Tops & Flops des Spieltags.
Die Tops des 1. Spieltags
1. Bayern-Offensive lässt es ohne Lewandowski krachen
Was sich schon gegen RB Leipzig angekündigt hatte, wurde beim Bundesliga-Auftakt gegen Frankfurt nochmal untermauert. Der FC Bayern kann auch ohne Robert Lewandowski Tore schießen - und zwar nicht gerade wenige. Die Münchner Offensive ist unglaublich spielfreudig, variabel und effizient. Daran hatte in Frankfurt das komplette Offensiv-Quartett Musiala, Gnabry, Müller und Mané seinen Anteil und auch der eingewechselte Sané konnte überzeugen.
Die Akteure harmonieren auf dem Platz prächtig und allen voran Jamal Musiala sorgt derzeit für Szenen, die absolut das Prädikat "Weltklasse" verdienen. Es scheint so, als hätte jeder im Team etwas von Lewandowskis Torgefahr abbekommen. Schließlich konnten sich auch Kimmich und Pavard in die Torschützen-Liste eintragen lassen. Wer einem Team wie Frankfurt sechs Tore einschenkt, der wird auch dieses Jahr nur schwer aufzuhalten sein.
2. Furiose Freiburger erwischen Traumstart: Gregoritsch glänzt
Der SC Freiburg hat gleich zu Saisonbeginn untermauert, dass man auch in dieser Saison um die internationalen Plätze mitspielen kann und die letzte Spielzeit nicht nur ein Ausreißer nach oben war. Die Breisgauer dominierten in Augsburg nach Belieben und zeigten eine reife Leistung ganz im Stile einer Top-Mannschaft. Zu den herausragenden Akteuren gehörte insbesondere Neuzugang Gregoritsch, der ausgerechnet vom FC Augsburg in den Breisgau wechselte. Der 4:0-Sieg zeigt: Dieser Wechsel hat sich definitiv ausgezahlt.
3. Stuttgart verteidigt dank Müller einen Punkt gegen Leipzig
Bis zur letzten Sekunde musste der VfB in der Vorsaison um den Klassenerhalt zittern. Ein Treffer von Youngster Ahamada und eine überragende Vorstellung von Florian Müller sorgten aber dafür, dass die Schwaben gegen das wesentlich höher eingeschätzte RB Leipzig einen Punkt mitnehmen konnte. Dabei spielte man sogar eine Stunde lang gut mit, ehe dann doch Leipzig anzog und sich Stuttgart nur noch in der Defensive wiederfand. Der VfB verteidigte aber mit so viel Kampf und Herzblut, sodass es am Ende für den überraschenden Punktgewinn reichte. Das macht Mut für eine bessere Saison 2022/23.
4. Torreicher Auftakt
Der Bundesliga-Auftakt lieferte gleich mal einiges an Offensiv-Spektakel. Insgesamt 33 Treffer fielen in den neun Partien, was einem Schnitt von 3,67 Toren pro Spiel entspricht. Damit fielen sogar mehr Treffer als in der Rekord-Saison 1983/84, als der Ball im Schnitt 3,59-mal den Weg ins Tor fand. In der vergangenen Saison fielen im Schnitt im Übrigen 3,11 Tore, was immer noch mehr war, als in den anderen Top-Ligen Spanien, Italien, England und Frankreich. Für die Fans ist das natürlich super. Wir freuen uns, dass in der Bundesliga weiterhin so offensiv und spielfreudig agiert wird.
5. Dank Pléa, Thuram und Bensebaini: Gladbach hat wieder Biss und Torgefahr
Es hatte sich bereits angedeutet, dass Borussia Mönchengladbach unter Daniel Farke wieder ein anderes Gesicht zeigen kann, als es unter der Leitung von Adi Hütter der Fall war. Eigentlich lief gegen Hoffenheim längst nicht alles reibungslos und die Fohlen gerieten sogar in Überzahl in Rückstand. Im Gegensatz zum Vorjahr ließ man sich aber davon nicht aufhalten und drehte das Spiel. Zu den Matchwinner gehörten mit Bensebaini, Thuram und Pléa ausgerechnet drei Spieler, die im Vorjahr am meisten kritisiert wurden. Insbesondere das Fallrückzieher-Tor von Bensebaini war grandios, aber auch die beiden Franzosen konnten zeigen, dass sie mit den Fohlen noch einiges vor haben.
6. Union-Offensive zündet auch ohne Awoniyi
Bei Union Berlin herrscht praktisch nach jeder Saison ein ziemliches Kommen und Gehen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Eisernen schon an Spieltag eins so harmonieren, als würden sie seit Jahren zusammenspielen. Der 3:1-Sieg gegen Hertha zeigte mal wieder, dass das Konstrukt Union einfach funktioniert. Hervorzuheben ist insbesondere die Offensive. Stürmer-Neuzugang Siebatcheu konnte den Awoniyi-Abgang sofort vergessen machen und auch die Entwicklung von Sheraldo Becker scheint unaufhaltsam zu sein.
Die Flops des 1. Spieltags
7. Eintracht-Anhänger pfeifen bei der Hymne
Es gibt Dinge, die einfach respektlos sind und weder in ein Stadion, noch sonst wohin gehören. Das Auspfeifen der Nationalhymne fällt definitiv in diese Kategorie. Als die Sängerin Carolin Niemczyk die Hymne vor dem Eröffnungsspiel zwischen Frankfurt und Bayern vortrug, gab es ein gellendes Pfeifkonzert von einigen Eintracht Anhängern.
"Schade, dass solch ein Moment von einem sehr kleinen Teil der Fans gestört wurde. Gerade im Sport sollte es doch immer um Respekt und Fair Play gehen. Ich würde jederzeit wieder die Nationalhymne bei so einer Veranstaltung singen", erklärte die Sängerin gegenüber der BILD.
Auch Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann stieß das Verhalten einiger Zuschauer böse auf "Das Aus- und Niederpfeifen der Nationalhymne geht überhaupt nicht", erläuterte er.
Man ist geneigt zu sagen, dass so etwas ohnehin nur in Deutschland möglich ist.
8. Frankfurt lässt sich widerstandslos überollen
Für die Frankfurter war es schlichtweg ein katastrophaler Auftakt in die neue Saison. Der frischgebackene Europa-League-Sieger hat vom FC Bayern eine bitterböse Lektion erteilt bekommen, die den Schluss nahe lässt, dass die Hessen eben doch noch keine Spitzenmannschaft sind. Zwar spielten die Münchner sensationell gut, jedoch ist man von Frankfurt viel mehr Gegenwehr gewohnt.
Die sonst so kompromisslosen N‘Dicka und Tuta verteidigten wie Schuljungen und auch Sow und Rode kamen im Zentrum überhaupt nicht in die Zweikämpfe. Die klassische Eintracht-Mentalität hat man am Freitag über 90 Minuten lang vermisst. Eigentlich ist der Verein bekannt dafür, es für die großen Klubs so richtig ungemütlich zu machen. Für den FCB war das Match aber ein Spaziergang durch die Wohlfühl-Oase.
9. FCA geht gegen Freiburg unter
Seit Jahren spielt der FC Augsburg in der Bundesliga mit, ohne großartig wahrgenommen zu werden. Die Augsburger befinden sich stets entweder im Kampf um den Klassnerhalt oder im Niemandsland der Tabelle wieder. Genauso farblos war auch das erste Saisonspiel gegen Freiburg, das daheim gleich mal mit 0:4 verloren ging. Angesichts der starken Aufsteiger Bremen und Schalke, rechnen einige damit, dass es für den FCA diesmal eng werden könnte. Auch Trainer Enrico Maaßen sehen einige nicht lange im Amt. Nach der deutlichen Pleite gegen Freiburg hat Augsburg seinen Ruf als Abstiegskandidat untermauert.
10. "Chancentod" Schick besiegelt Leverkusen-Pleite
Nach den Abschieden von Robert Lewandowski und Erling Haaland kann der neue Torschützenkönig eigentlich nur Patrik Schick lauten. Hierbei sind sich sicherlich die meisten Fans und Experten einig. Agiert der Tscheche aber immer mit einem so verzerrten Zielrohr wie in Dortmund, wird es damit nichts werden. Der eigentlich so eiskalte Stürmer ließ Chancen ohne Ende liegen und fand in Gregor Kobel seinen Meister. Für Bayer 04 wäre in Dortmund mehr möglich gewesen und mit Schick in Normalform hätte es sicher ein- oder zweimal geklingelt. Solche Tage gibt es aber eben auch im Kreise der Top-Stürmer immer wieder.
11. Hertha macht Fehlstart perfekt
Die Hertha hat im Vorjahr schon nur mit Ach und Krach die Klasse gehalten, nachdem man über einen Großteil der Saison hinweg wirklich schwach gespielt hat. An diese schlechten Leistungen knüpfte die Hertha nahtlos an und ließ sich einmal mehr vom Stadt-Rivalen Union Berlin abschießen. Die 1:3-Niederlage zeigt ganz gut, dass beim einen Berliner Verein gut gearbeitet wird und beim anderen (zumindest lange) nicht. Die nächsten Wochen werden zeigen müssen, wie es bei der Hertha weitergeht und ob die Neuverpflichtungen zünden. Die ersten Anzeichen sind aber schlecht.
12. Polizei-Einsatz überschattet Bundesliga-Rückkehr von Werder Bremen
Leider musste Werder Bremen bei seiner wirklich vielversprechenden Bundesliga-Rückkehr auf ca. 600 bis 800 Fans verzichten. Grund dafür war ein Polizei-Einsatz, der viel Luft für Diskussionen lässt. Die Schilderungen der Betroffenen gehen weit auseinander. Während einige die Aktion als eher entspannt wahrnahmen, fühlten sich andere bedrängt und als Verbrecher behandelt. Sogar ein Rollstuhl soll auseinander genommen worden sein. Ziel der Polizei sei es gewesen, "Auseinandersetzungen von Fangruppierungen und das Abbrennen von Pyrotechnik zu verhindern".
Die Wolfsburger Polizei soll den VfL auch darüber in Kenntnis gesetzt haben, dass das Spiel aufgrund der rivalisierenden Fans als Risikospiel eingestuft worden sei. Der Verein wollte davon nichts wissen.
Insgesamt hinterließ der Polizeieinsatz ein difuses Bild.Von einer sonderlich großen Rivalität zwischen Wolfsburg und Bremen kann auch beim besten Willen nicht die Rede sein. Weder die Wolfsburger noch die Bremer Verantwortlichen zeigten Verständnis.