Tschüss Deutschland: Die Bundesliga-Elf der australischen A-League
Von Marc Knieper
Die australische A-League erfreute sich in den vergangenen Jahren immer größer werdender Beliebtheit. Vor Jahren noch belächelt, entwickelt sie sich zu einer echten Alternative für deutsche Kicker sowie australische Rückkehrer. 90min listet elf einstige Bundesliga-Spieler, die - wieder oder auch erstmalig - ihr Glück Down Under (ver-)suchen.
Erst in Australien könne man den Fußball so richtig genießen. Das behauptet zumindest Thomas Broich, Australiens Fußballer des vergangenen Jahrzehnts. Der gebürtige Münchener, der sich 2010 als einer der ersten deutschen Bundesliga-Kicker in die A-League traute, befand sich während seiner sieben Jahre beim Brisbane Roar FC "in einem positiven Dauerzustand". Er sei glücklicher, als er es in der Bundesliga je war, gestand der Offensivspieler im Interview mit bwin.
Viele Profifußballer möchten im sogenannten Spätherbst ihrer Laufbahn unter Palmen die letzten Groschen einer erfolgreichen Karriere verdienen und den Fokus dabei nicht primär auf geschmeidigen Fußball setzen. Da kommt die A-League genau richtig. Andere Akteure hingegen sind im Ausland - mehr oder minder - gescheitert oder aber kehren nach gewisser Zeit mit einer gehörigen Portion Erfahrung zurück in die australische Heimat.
In der Saison 2020/21 stehen elf einstige Bundesliga-Akteure bei sieben verschiedenen A-League-Klubs unter Vertrag. 90min nimmt die Bundesliga-Elf der australischen A-League im Folgenden genauer unter die Lupe.
1. Robbie Kruse (Melbourne Victory)
Bereits von 2009 bis 2011 kickte der 75-fache Nationalspieler der australischen Socceroos für Melbourne Victory. Nach achtjähriger Abstinenz und einer ordentlichen Portion Erfahrung im Gepäck ging es für Robbie Kruse 2019 zurück in seine Heimat Down Under.
Abseits der A-League absolvierte der offensive Wirbelwind 61 Bundesliga-Spiele für Fortuna Düsseldorf, Bayer Leverkusen und den VfB Stuttgart sowie 55 weitere Zweitliga-Spiele für die Fortuna und den VfL Bochum.
2. Marco Rojas (Melbourne Victory)
Auch Kruse-Kollege Marco Rojas kehrte nach einigen Anläufen in Deutschland, Holland und Dänemark im Januar 2020 - zum bereits zweiten Mal - zurück nach Melbourne. Während der neuseeländische Nationalakteur bei "The Victory" genauestens weiß, wo das gegnerische Tor steht, blieb er in Europa größtenteils erfolglos.
Rojas stürmte insgesamt anderthalb Jahre für den VfB Stuttgart und (leihweise) für Greuther Fürth. Dabei kam der 29-Jährige allerdings nicht über drei Einsätze in der 2. Bundesliga sowie zwei Drittliga-Spiele für die Stuttgarter Zweitvertretung hinaus.
3. Sebastian Langkamp (Perth Glory)
Die aktuellste Personalie dieses Rankings heißt Sebastian Langkamp. Nach seinem Vertragsende im Sommer 2020 stand der einstige Werderaner plötzlich ohne Klub da. Ein halbes Jahr später entschied sich der 33-Jährige schließlich, seine Karriere bei Perth Glory ausklingen zu lassen.
An der australischen Westküste erhofft sich der routinierte Verteidiger eine gute Mischung aus sportlicher Herausforderung und lässiger Lebensqualität. Perth gilt als isolierteste Großstadt der Welt. Glorys nächstgelegener Auswärtsgegner heißt Adelaide United und ist satte 2.600 Kilometer entfernt!
Seine ersten Schritte in der deutschen Beletage sammelte Langkamp 2009 für den Karlsruher SC. Anschließend trug er das Trikot des FC Augsburg, Hertha BSC und SV Werder in insgesamt 188 Bundesliga-Spielen. 50 weitere Zweitliga-Spiele komplettieren seine ansehnliche Karriere auf deutschem Parkett.
4. Besart Berisha (Western United FC)
Besart Berisha und seine Familie flüchtete 1992 während des Bürgerkrieges in Jugoslawien nach Deutschland. Als Neunjähriger erlernte er das Fußballspielen bei sämtlichen Jugendklubs in Berlin. 2004 gelang ihm über Tennis Borussia Berlin der Sprung zum HSV.
Für die Rothosen absolvierte Berisha 12 Bundesliga-Spiele, 28 weitere Zweitliga-Spiele folgten ab 2009 auf der Bielefelder Alm. Seit 2011 stürmt Berisha mit Ausnahme eines Japan-Jahres in der A-League. Seit 2019 für Western United FC, ein australisches Fußball-Franchise aus dem Westen Melbournes. Für seinen neuen Klub trifft der 35-Jährige in aller Regelmäßigkeit, schoss bereits 25 Tore in 40 Spielen.
5. Alexander Baumjohann (Sydney FC)
Aus der Schalker Kappenschmiede geschnitzt, kickt Alexander Baumjohann als einstiges Bundesliga-Talent seit fast drei Jahren in der größten Stadt des Kontinents. Nach einer Spielzeit für die Western Sydney Wanderers ging es für den Mittelfeldakteur 2019/20 zu Kontrahent Sydney FC.
Doch bevor der deutsche Meister von 2009/10 in Australien - und auch Brasilien - sein Geld verdiente, absolvierte er 97 Bundesliga-Begegnungen für Schalke, Gladbach, Bayern und Hertha sowie 26 weitere Spiele in Liga zwei für Gladbach und Kaiserslautern.
6. Patrick Ziegler (Western Sydney)
Anders als Baumjohann, fliegt Patrick Ziegler als Legionär der A-League häufig unter dem Radar. Markus Babbel war es, der den einstigen Lautrer im Jahr 2018 über den Pazifik lotste. Während man Cheftrainer Babbel Anfang 2020 entließ, kann man im Westen Sydneys weiterhin auf die Dienste von Ziegler bauen.
Vor seiner Zeit Down Under absolvierte der 31-jährige Innenverteidiger 27 Bundesliga-Spiele für den SC Paderborn und 102 Zweitliga-Spiele für ebendiesen sowie Kaiserslautern.
7. Nicolai Müller (Western Sydney)
Mit Nicolai Müller findet sich sogar ein ehemaliger Nationalspieler der deutschen A-Nationalmannschaft (zwei Einsätze) in Australien wieder. Ebenfalls dank Babbel, der während seiner Amtszeit in Sydney außerdem Pirmin Schwegler und Alexander Meier (beide Karriereende) zu sich lotste und somit eine wahre Eintracht-Zweigstelle errichtet hatte.
185 Erstliga- sowie 69 Zweitliga-Spiele für Mainz, Hamburg, Frankfurt, Hannover und Fürth stehen Müller zu Buche. In der A-League kommt der 33-Jährige mittlerweile nur noch sporadisch zum Einsatz.
8. Kwame Yeboah (Western Sydney)
Kwame Yeboah komplettiert das derzeitige Trio einstiger Bundesligisten bei den Western Sydney Wanderers. Der 26-jährige Flügelflitzer wechselte Anfang 2019 von Fortuna Köln zurück in seine Heimat.
Ein wirkliches Happy End fand Yeboahs fünfjähriger Ausflug nach Deutschland jedoch nie. Ein einziges Mal durfte er in der Bundesliga auf der Bank Platz nehmen. Für ein paar Minuten Spielzeit reichte es aber nicht. Über 23 Drittliga-Einsätze in Paderborn und Köln kam Yeboah somit nicht hinaus.
9. George Timotheou (Adelaide United)
George Timotheou ging im Sommer 2018 den durchaus gewagten Weg aus der australischen zweiten Liga zum FC Schalke 04. Hier war der bullige Innenverteidiger erst einmal für die zweite Mannschaft eingeplant, durfte am letzten Spieltag der Saison 2018/19 allerdings ein einziges Mal (und direkt über die vollen 90 Minuten) neben Benjamin Stambouli und Weston McKennie als zentraler Mann in der defensiven Dreierkette fungieren.
Einmal Bundesliga, das war's. Anschließend folgte sein Wechsel nach Belgien und Ende 2020 schließlich die Rückkehr nach Australien; dieses Mal in den Süden zu Adelaide United FC.
10. Ben Halloran (Adelaide United)
Erstliga-Luft durfte Kollege Ben Halloran zwar nie schnuppern, dafür lief der 28-Jährige stattliche 87 Mal in der 2. Bundesliga auf. Von 2013 bis 2017 beackerte er als linker oder rechter Mittelfeldspieler die Außenbahnen von Fortuna Düsseldorf und Heidenheim.
Nach seinem Zwischenstopp in Japan folgte vor fast drei Jahren schließlich die Rückkehr in seine heimische A-League. Hier zählt der ehemalige Socceroos-Kicker mit 108 Ligaspielen bereits zu den erfahrenen Routiniers.
11. Jamie Maclaren (Melbourne City)
Ähnlich routiniert ist auch Jamie Maclaren; vor allem mit Blick auf seine Statistik: 132 A-League-Spiele, 88 Tore, 14 Assists. Der Mann aus Melbourne trifft wie am Fließband - zumindest in seiner Heimat. Denn während seines Darmstadt-Exkurses im Jahr 2017 kam Maclaren über sieben Kurzeinsätze (0 Tore) in der 2. Bundesliga nicht hinaus.