Bundesliga: Die 5 größten Enttäuschungen der Saison 2019/20
Von Florian Bajus
Mit dem Abpfiff in der Relegation ging die Bundesliga-Saison 2019/20 endgültig zu Ende. Neben einer über weite Strecken offenen Meisterschaft und einem engen Rennen um die Europapokalplätze ging es besonders im Abstiegskampf heiß her, und wie üblich gab es neben einigen Überraschungen auch viele Enttäuschungen. Die folgenden fünf Klubs sind weit hinter den Erwartungen geblieben.
5. TSG Hoffenheim
Auf dem Papier hat die TSG Hoffenheim mit 52 gesammelten Punkten die drittbeste Saison in ihrer Bundesliga-Geschichte gespielt. Auch ist der Klub wieder auf einem Europapokalplatz gelandet. Doch es lief nicht alles rund - im Gegenteil.
Nach einem schwachen Start hat Alfred Schreuder im Herbst die Kurve gekriegt, wirklich konstant spielte die TSG unter seiner Leitung aber nie. Der Niederländer probierte viele Dinge aus, stellte Kevin Akpoguma zwischenzeitlich sogar in die Offensive - ein Kniff, der für große Verwunderung gesorgt hat. Spielerisch hat Hoffenheim nach dem Abgang von Julian Nagelsmann extrem abgebaut, aus einer ansehnlichen Mannschaft wurde eine dunkelgraue Maus. Schreuder hat sich letzten Endes als die falsche Wahl herausgestellt, wurde deshalb noch im Juni entlassen. Zur neuen Saison muss Alexander Rosen einen Trainer finden, der zur Klub- und Spielphilosophie passt.
4. Fortuna Düsseldorf
Vor der Saison galt Fortuna Düsseldorf als einer der Abstiegskandidaten, und tatsächlich werden die Rheinländer künftig wieder in der 2. Bundesliga spielen. Allerdings war der Abstieg vermeidbar und absolut unnötig.
Mehr als 20 Punkte hat die Mannschaft nach Führungen verspielt. Zwei entscheidende Knackpunkte waren die schwache Chancenverwertung und die späten Gegentore, die ihr mehrfach das Genick gebrochen haben. Uwe Rösler hat nach der Entlassung von Friedhelm Funkel bewiesen, welches Potenzial die Fortuna besitzt - gänzlich konnte aber auch er es nicht entfalten. Mit nur 30 Punkten und 36 Toren landeten die Düsseldorfer auf Platz 17. Da war eindeutig mehr drin!
3. Hertha BSC
Investor Lars Windhorst brachte vor einem Jahr erstmals frisches Geld in die Vereinskassen von Hertha BSC. Die Berliner träumen seither davon, bald um einen Europapokalplatz mitzuspielen, Windhorst selbst sprach neulich sogar davon, dass die Hertha irgendwann Deutscher Meister werden könnte. Jedoch waren allein in dieser Saison vier Trainer nötig, um dem Abstiegskampf zu entkommen.
Nach der Entlassung von Ante Covic übernahm Jürgen Klinsmann das Zepter, der Ex-Bundestrainer schmiss seinerseits aber nach nur 76 Tagen hin und hinterließ einen riesengroßen Scherbenhaufen. Dessen Co-Trainer Alexander Nouri durfte noch ein paar Wochen bleiben, wurde in der Saisonunterbrechung aber durch Bruno Labbadia ersetzt.
Schon beim VfL Wolfsburg hatte Labbadia seine Kritiker eines Besseren belehrt, auch in Berlin verrichtet der 54-Jährige bislang gute Arbeit. Nach gutem Start war die Mannschaft allerdings platt, verlor vier der letzten fünf Spiele. Nichtsdestotrotz kann die Hertha unter Labbadia mindestens auf einem einstelligen Tabellenplatz landen. Die Saison 2019/20 sollte hingegen abgehakt werden.
2. FC Schalke 04
Auf Schalke hängt der Haussegen seit Monaten schief. Trainer David Wagner feierte einen guten Einstand, landete am Ende der Hinrunde sogar auf Platz 5. Doch nach dem 18. Spieltag - Schalke bezwang Borussia Mönchengladbach mit 2:0 - folgte ein Offenbarungseid nach dem anderen.
Schalke ist seit 16 Bundesligaspielen sieglos. Neun Punkte und ein Torverhältnis von 9:37 sind nicht bundesligatauglich. Und doch darf Wagner im Amt bleiben - denn der Klub hat mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: Einerseits ist die wirtschaftliche Situation aufgrund der Corona-Krise extrem besorgniserregend, andererseits sorgten die berühmten Härtefallanträge und die Entlassungen von Busfahrern für mächtig Ärger bei den Fans. Zudem leistete sich Clemens Tönnies allein in dieser Saison zwei Skandale. Der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende ist mittlerweile von allen Ämtern zurückgetreten.
Schalke muss sich damit abfinden, nur noch Mittelmaß zu sein. Es braucht eine komplette Neuausrichtung, um sich den Europapokalplätzen in einigen Jahren wieder nähern zu können. Gelingt dieser Spagat nicht, droht der Klub auf ähnliche Weise wie der Hamburger SV unterzugehen.
1. Werder Bremen
In dieser Saison gab es keine größere Enttäuschung als Werder Bremen. Nach einem achten Tabellenplatz wollten die Verantwortlichen mehr, erneut wurde der Europapokal als Zielvorgabe ausgerufen. Stattdessen aber rettete sich Werder mit Ach und Krach in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim und konnte den Abstieg so gerade noch abwenden.
Der Ausgangspunkt für die schwache Saison 2019/20 stellt die schwache Kaderplanung dar. Verletzungsanfällige Spieler wie Ömer Toprak oder Niclas Füllkrug wurden verpflichtet, zudem konnten weder Michael Lang noch Leonardo Bittencourt oder Davie Selke überzeugen, und Max Kruse wurde erfolglos durch Yuya Osako ersetzt. Hinzu kommt eine Spielidee, die aufgrund Füllkrugs Kreuzbandriss nicht zur Mannschaft gepasst hat, eine extreme Verletzungsanfälligkeit und eine ebenso extreme Schwäche bei gegnerischen Standardsituationen.
Offensiv war Werder extrem harmlos, defensiv so löchrig wie seit dem Abstieg vor 40 Jahren nicht mehr. Einzig weil Fortuna Düsseldorf Punkt um Punkt aus den Händen gab, hatte die Mannschaft überhaupt eine Chance auf den Relegationsplatz. Und in den Duellen gegen Heidenheim konnte man sich nur aufgrund der Auswärtstorregel durchsetzen. Der Totalschaden konnte verhindert werden, doch auch die Bremer müssen künftig wesentlich kleinere Brötchen backen. Ansonsten droht doch der Niedergang.