Entscheidungen in der 1. und 2. Bundesliga: "Corona ist unser schwerster Gegner"
Von Stefan Janssen
Wenn in den Bundesligen am Samstag und Sonntag die Entscheidungen in Sachen Auf- und Abstieg fallen, wird die Polizei alle Hände voll zu tun haben, um die Einhaltung der Corona-Regeln zu kontrollieren. In Bochum und Köln zum Beispiel wappnen sich die Behörden schon einmal und appellieren an die Bevölkerung.
Am Wochenende steigt in der 1. und 2. Bundesliga der 34. Spieltag. In beiden Ligen stehen dabei noch wichtige Entscheidungen an, vor allem in Sachen Auf- und Abstieg. Sechs Vereine sind davon direkt betroffen: Arminia Bielefeld, Werder Bremen und der 1. FC Köln wollen den Abstieg vermeiden, der VfL Bochum, Holstein Kiel und die SpVgg Greuther Fürth wollen hoch.
Egal wie es ausgeht, die Fans werden ihre Teams irgendwie unterstützen wollen. So forderte zum Beispiel Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte die Bewohner der Stadt auf, Türen, Fenster und Gartenzäune in Grün-Weiß zu schmücken: "Lasst uns gemeinsam Flagge zeigen!" Kölns Kapitän Jonas Hector kündigte in einem Interview auf der Website des Vereins an, jede Art des "Corona-konformen Supports" in Positives auf dem Platz umwandeln zu wollen.
"Corona-konform" ist dabei das Stichwort: Das ist natürlich schwierig, wenn die Emotionen zuschlagen. So gesehen beim VfL Bochum schon in der vergangenen Woche, als die Mannschaft von tausenden Fans auf der Abfahrt nach Nürnberg verabschiedet wurde. Abstandsregeln waren so eher nicht einzuhalten. "Wir können einfach nur appellieren: Leute, Corona ist zur Zeit unser schwerster Gegner, den müssen wir besiegen", sagte Polizeisprecher Volker Schütte daraufhin bei Radio Bochum.
Aber wie soll man die Fans denn davon abhalten, zu feiern, wenn der VfL nach elf Jahren Zweitklassigkeit wieder in die Bundesliga zurückkehrt? Es muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn das am Sonntag nicht passiert. Gerade jetzt, wo die Inzidenzen sinken und immer mehr öffnet, wird es immer schwieriger, Menschenansammlungen zu vermeiden.
Bode: "Möchte keine Dinge wie auf Schalke sehen"
Vor diesem Problem steht auch Bremen, wo pünktlich zum Samstag wieder die Außen-Gastronomie öffnen wird. Egal ob Werder die Klasse hält oder direkt absteigt, die Emotionen müssen raus. "Die Pandemie hält uns nun schon seit einem Jahr gefangen, deswegen ist es für uns alle gut, einen Schritt in Richtung Normalität machen zu können. Mein größter Wunsch wäre es, dass es am Samstagabend auch etwas zu feiern gibt. Aber bitte die Corona-Regeln nicht vergessen", mahnte Werder-Aufsichtsratschef Marco Bode bei der Deichstube.
Man habe sich aber natürlich auch mit dem Worst Case beschäftigt: "Meine Haltung lautet aber von jeher: Wenn man Sport macht oder lebt, muss man auch mit Niederlagen umgehen können. Ich hoffe und bin mir eigentlich auch sicher, dass gerade in einer Stadt wie Bremen die Stimmung friedlich bleiben wird. Ich möchte wirklich keine Dinge wie auf Schalke sehen, als die Spieler attackiert wurden."
Wenn es Werder nicht erwischt, dann könnten es die Kölner sein, die den Gang in die 2. Bundesliga antreten müssen. Dass die Fans so etwas selten entspannt hinnehmen, haben die vergangenen Abstiege gezeigt. Aktuell mag die Unterstützung noch groß sein, aber was, wenn es gegen Schalke schief geht?
"Zum Schutz der Versammlungen sowie zur Verhinderung von Auseinandersetzungen rivalisierender Fans der beiden Fußballclubs setzt die Polizei nach derzeitigem Planungsstand vier Hundertschaften der Bereitschaftspolizei ein", kündigte die Polizei in Köln bereits an, die zusätzlich zum Bundesligaspiel angemeldete Versammlungen in der Innenstadt bewältigen muss.
Polizei wird Missachtung von Corona-Regeln "nicht ohne weiteres hinnehmen"
Polizeidirektor Michael Tiemann wurde in der Mitteilung auch deutlich: "Wir wissen, dass in der Kölner Fußballszene die Nerven blank liegen. Ich habe Verständnis für sportliche Emotionen am Saisonende. Die eingesetzten Polizistinnen und Polizisten werden genau hinschauen, um drohende Auseinandersetzungen früh zu erkennen und zu unterbinden. Eine Missachtung von Corona-Abstandsregeln und eng zusammenstehende Fußballanhänger ohne Mund-Nasen-Bedeckung werden wir auch nicht ohne weiteres hinnehmen."
Es muss leider damit gerechnet werden, dass die Polizei in Deutschland am Wochenende vielerorts etwas zu tun haben wird: Sei es, um feiernde Fans wie in Bochum ein wenig zu bändigen oder um trauernde und wütende Fans, vielleicht in Köln, im Griff zu behalten. Hoffentlich bleibt alles friedlich.