Brasilien: Proteste gegen Missbrauch im Frauenfußball - Santos-Coach tritt zurück
Von Helene Altgelt
Lima wurde im September 2023 als Trainer von Santos entlassen, nachdem insgesamt 19 anonym verfasste Briefe Mobbing und Belästigung vorgeworfen hatten. Nur ein halbes Jahr später, Anfang April, holte der Verein ihn zurück. Dagegen protestierten nun zahlreiche Spielerinnen der brasilianischen ersten Liga.
Bei dem Teamfoto bedeckten sie sich mit der Hand dem Mund, um das Totschweigen der Vorwürfe zu kritisieren. Teils drehte sich auch die Spielerin mit der Nummer 19 zur Kamera, um auf die 19 Briefe hinzuweisen. Auch viele Mitarbeiter der brasilianischen Klubs und Fans beteiligten sich an dem Protest. Der Protest zeigte schnell Wirkung: Lima trat von seinem Posten zurück, "um seine Familie, Integrität und Santos FC zu schützen", wie der Verein schrieb - zwei Wochen, nachdem er wieder eingestellt worden war.
Der 49-Jährige ist ein bekanntes Gesicht im Frauenfußball. Er startete seine Trainerkarriere als Coach von Santos, übernahm danach das brasilianische Nationalteam der Frauen. Nach einigen Jahren im Männerfußball kehrte er 2022 dann zu Santos, einem der besten Klubs in Südamerika, zurück. Bald wurden die Vorwürfe gegen ihn publik.
Lima bestritt die Vorwürfe stets und sprach von einem Versuch, seinen Ruf zu schädigen - in seiner Karriere habe es noch nie solche Vorwürfe gegeben. Der Verein holte ihn vor zwei Wochen zurück, da es keine ausreichenden Beweise gebe, die gegen Lima sprächen. Die Spielerinnen hatten dem Verein Beweise für Belästigungen während der Trainingseinheiten zukommen lassen.
Belästigungen im brasilianischen Frauenfußball ein häufiges Problem
Das ist kein Einzelfall - Mobbing, Diskriminierung bis hin zu sexueller Belästigung sind im brasilianischen Frauenfußball ein großes Problem. Das zeigt eine diesjährige Umfrage des Onlinemediums ge.globo.com. Dort berichten 209 Spielerinnen aus den ersten drei Ligen von dem Fehlverhalten und Übergriffen durch Vereinsfunktionäre und Trainer. Die Spielerinnen erzählen anonym von ihren Erfahrungen.
Viele eint, dass sie sich beim Verein beschwerten, aber kein Gehör fanden - stattdessen wurden die Täter oft noch befördert. Ein Muster, das auch von dem Missbrauchsskandal in der amerikanischen Liga NWSL bekannt ist. In der Umfrage berichtet mehr als die Hälfte der Spielerinnen davon, in irgendeiner Form belästig worden zu sein.