Brasilien knackt die jamaikanische Verteidigung nicht: Martas emotionaler WM-Abschied
Von Helene Altgelt
Es sollte ein würdiger WM-Abschied für Marta werden, es wurde ein Debakel: Brasilien ist nach einem torlosen Unentschieden schon in der Gruppenphase der WM ausgeschieden. "Nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen habe ich mir diese Weltmeisterschaft so vorgestellt", sagte Marta nach der Partie. Für die sechsmalige Weltfußballerin war es ein trauriges Ende einer großen internationalen Karriere.
Mit 17 WM-Toren ist Marta Rekordtorschützin, doch gegen Jamaika kam sie nicht zu gefährlichen Chancen. Dabei durfte sie überraschend von Beginn an spielen, zuvor hatte Trainerin Pia Sundhage sie stets von der Bank gebracht. Brasilien spielte sich gegen aufopfernd verteidigende Jamaikanerinnen zu wenige Chancen heraus, und die wenigen Möglichkeiten wurden von der herausragenden Torhüterin Becky Spencer vereitelt.
Mit zunehmendem Spielverlauf wurde Brasilien immer nervöser, Jamaika konnte mehr und mehr Nadelstiche setzen. Zum ersten Mal seit 1991 gelang es Brasilien nicht, ein Tor in einem Spiel der Gruppenphase zu erzielen - eine unglaubliche Serie, die zu Ende geht. In der 82. Minute hatte Jamaikas Star Bunny Shaw sogar die große Chance auf das 1:0 auf dem Fuß.
Da war Marta schon ausgewechselt - nach dem Abpfiff umarmte Shaw ihr Idol Marta. Die Stürmerin von Manchester City gilt als eine der besten Angreiferinnen der Welt, die WM ist endgültig das Ende einer Ära und der Anfang einer neuen. Auch Christine Sinclair, die wie Marta ebenfalls bei fünf WMs getroffen hatte, schied mit Kanada aus.
Brasilien verpasst damit das Achtelfinale, nachdem die Selecao noch furios ins Turnier gestartet war. Letztendlich war die Niederlage gegen Frankreich noch entscheidender für das WM-Aus als das Spiel gegen Jamaika.
Mit nur einem erzielten Tor und null Gegentoren ist Jamaika nun im Achtelfinale, wo die Reggae Girlz vermutlich auf Kolumbien treffen werden. Eine herausragende Defensivleistung, vor allem vor dem Hintergrund des vorherigen Konfliktes mit dem Verband. Um die WM-Vorbereitung zu finanzieren, musste das Team wegen mangelnder Unterstützung sogar ein GoFundMe organisieren.
Die erfolgreiche WM könnte Jamaika helfen, endlich die längst überfällige Unterstützung zu bekommen. Auch 21 Jahre nach Martas Debüt für Brasilien sind diese Probleme noch weit verbreitet. Marta hat sich während ihrer Karriere oft für mehr Anerkennung für den Fußball der Frauen eingesetzt. Nach dem Abpfiff fand sie erneut emotionale Worte:
"Unterstützt weiterhin den Frauenfußball.... Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, bei einer weiteren Weltmeisterschaft zu spielen.... Ich bin sehr dankbar... Aber für sie (meine Teamkolleginnen, Anm.) ist es noch nicht vorbei, Brasilien und die Welt unterstützen sie weiterhin. Für Marta ist es die letzte Weltmeisterschaft...danke."