Bouna Sarrs Odyssee bei den Bayern: "Nahm vor jedem Spiel Entzündungshemmer!"

Konnte sich beim FC Bayern München noch nicht durchsetzen: Bouna Sarr
Konnte sich beim FC Bayern München noch nicht durchsetzen: Bouna Sarr / BSR Agency/GettyImages
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Im durch die Corona-Pandemie bis in den Oktober hinein verschobenen Sommer-Transferfenster der Saison 2020/21 verpflichtete der FC Bayern München, für viele etwas überraschend, den Rechtsverteidiger Bouna Sarr für neun Millionen Euro von Olympique Marseille. Bis heute jedoch hat sich der 29-Jährige nicht bei den Münchenern durchsetzen können. Was auch an anhaltenden Knie-Problemen des Franzosen mit senegalesischen Wurzeln lag.


Entsprechend übersichtlich gestaltet sich die bisherige Leistungsbilanz des Rechtsverteidigers beim deutschen Rekordmeister, für den er seit seiner Ankunft gerade mal 24 Pflichtspiele bestritt.

Dabei sah es anfangs noch ganz gut für ihn aus, wie er in einem Interview gegenüber dem französischem Fachblatt L'Équipe (via transfermarkt.de) verriet: "Ich hatte die besten Voraussetzungen. Trainer Flick sagte zu mir: 'Du bist das Profil, auf das ich gewartet habe. Ich habe dich nicht als Zweitbesetzung geholt, sondern als zweite Nummer eins. Wenn du gut bist, wirst du spielen.'"

Tatsächlich kam Sarr in seiner ersten Saison in Deutschland zwischen dem 5. und 7. Spieltag zu drei Einsätzen über neunzig Minuten - auch aufgrund der Verletzung des etatmäßigen Rechtsverteidigers Benjamin Pavard.

Doch damals schon konnte Sarr nur mit Hilfe der pharmazeutischen Industrie auflaufen. "Was die Leute nicht wissen, ist, dass ich mit zusammengebissenen Zähnen spielte. Mein Knie schmerzte, ich nahm vor jedem Spiel Entzündungshemmer."

Das Spiel gegen Borussia Dortmund, am 7. Spieltag, hätte er im nachhinein wohl besser nicht absolviert. Denn kurz vor dem Klassiker verletzte sich Sarr während einer Trainingseinheit am Knie, musste aber - mangels personeller Alternativen - dennoch gegen die Westfalen ran.

Bouna Sarr, Julian Brandt
Bestritt den "Klassiko" der Hinrunde 2020/21 nur unter Schmerzen: Bouna Sarr (hier im Duell mit Julian Brandt) / Pool/GettyImages

Sarrs Zweifel: "Wie soll ich das machen?"

"Ich musste trotz der Schmerzen spielen. Eine sehr durchschnittliche Leistung, wir gewannen 3:2. Als ich nach Hause ging, sagte ich zu mir selbst: 'Aber wie soll ich das machen? Ich war heute nicht gut, mein Knie tut immer noch weh, wie geht es weiter?'"

Nun, mit nur noch sporadischen Einsätzen seitdem. Zunächst sagte er, zwei Tage nach dem Spiel gegen den BVB, schweren Herzens der französischen Nationalmannschaft ab. Die hatte ihn, überraschenderweise, kontaktiert, um ihn zu einem Freundschaftsspiel gegen Finnland einzuladen.

Und das trotz der Bedenken, die sowohl die Ärzte der Bayern als auch die der Équipe Tricolore gegen eine Berufung äußerten. Letztlich hörte Sarr auf die Medizinier - und ließ seinen Kindheitstraum, für Frankreich zu spielen, verpuffen.

Ein knappes Jahr später nahm Sarr dann die Einladung seitens des senegalesischen Verbandes an - und hat sich nach vier Einsätzen "festgespielt". Ein Einsatz für Frankreich ist für ihn nun nicht mehr möglich.

Kann sich Sarr über den Afrika-Cup wieder für die Bayern empfehlen?

Doch wie geht es mit ihm nun in München weiter? Zunächst einmal will Sarr am Afrika-Cup im kommenden Januar 2022 teilnehmen. Davon erhofft er sich auch einen Push für seine weitere Zukunft bei den Bayern. Sein Vertrag in München läuft noch bis 2024.

"Ich werde im Juni mit Bayern Bilanz ziehen. Ich habe das in Marseille schon einmal erlebt. Bayern ist ein Verein von großem Format, da wird weniger nachsichtig gehandelt. Von einem Spiel zum nächsten muss man sein Bestes geben."