Bosse-Zoff: Die lange Vorgeschichte zwischen Eberl und Carro

Am Samstagabend trifft Rekordmeister Bayern München auf den amtierenden Titelträger aus Leverkusen. Spannung verspricht das Duell nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf der Führungsebene. Zwischen Max Eberl und Fernando Carro herrscht spätestens seit diesem Sommer dicke Luft. Doch die Vorgeschichte reicht weitaus länger zurück.
Am Samstag trifft Rekordmeister Bayern München auf den amtierenden Meister Bayer 04 Leverkusen
Am Samstag trifft Rekordmeister Bayern München auf den amtierenden Meister Bayer 04 Leverkusen / Visionhaus/GettyImages
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Mit viel Vorfreude und großen Erwartungen blicken viele Fußballfans auf das kommende Bundesliga-Wochenende voraus. Das Topduell zwischen dem amtierenden Meister Bayer Leverkusen und dem Rekordmeister Bayern München verspricht ein hochklassiges Fußballspiel zu werden und könnte ein erster Fingerzeig in Richtung Meisterschaft werden. Können die Bayern ihre Dominanz der letzten Spiele bestätigen? Oder kann Leverkusen den Erfolg aus dem Februar wiederholen, als das Team von Xabi Alonso die Bayern mit 3:0 förmlich überrannte?

Doch der Kracher beinhaltet nicht nur auf dem Feld harte Duelle. Auch in der Führungsetage wird die Partie mit Spannung beobachtet werden. Im Sommer war es rund um den letztlich gescheiterten Wechsel von Jonathan Tah zum FC Bayern zu einem Konflikt zwischen Bayern-Sportchef Max Eberl und Bayer-CEO Fernando Carro gekommen. Das Ganze mündete letztlich in einer harten Aussage von Carro, indem er äußerte, von Eberl "absolut nichts" zu halten. Er würde "nicht mit ihm verhandeln", so Carro damals. Ein Aussage mit viel Zündkraft. Auch wenn sich Carro später entschuldigte - geglättet sind die Wogen nicht.

Wie die Sportbild berichtet, kam es zwei Wochen nach den Carro-Aussagen erstmals wieder zu einem Treffen der beiden Bosse. Bei der Champions-League-Auslosung in Monaco konnten sich die beiden Streithähne nicht aus dem Weg gehen. Einen Handschlag gab es demnach nicht. Stattdessen Eiseskälte. Auch die Entschuldigung von Carro kam letztlich in München nicht gut an. Der Spanier hatte sich weder bei Eberl persönlich entschuldigt, noch für den Inhalt. Lediglich für die Tragweite seiner Aussagen bat Carro um Verzeihung.

Zu wenig für Eberl, dessen Ansehen durch die lange Trainersuche und das zähe Transferfenster ohnehin schon gelitten hatte. Aktuell, so die Sportzeitung weiter, scheint eine Versöhnung wenig realistisch. Die Kommentare von Carro waren nicht im Affekt entstanden, die Formulierungen sehr bewusst gewählt. Zumal der Streit ein deutlich längeres Vorspiel als die Verhandlungen um Tah hat.

Wirtz-Transfer als Auslöser

Die Sportbild schreibt vielmehr, dass die Hintergründe für die angespannte Stimmung schon mindestens bis ins Jahr 2020 zurückzuführen sind. Auslöser war damals der Transfer von Florian Wirtz von seinem Jugendverein 1. FC Köln zu Bayer Leverkusen gewesen. Eberl, damals noch in seiner Rolle als Sportchef von Borussia Mönchengladbach, hatte den Transfer kritisch kommentiert. "Da ist etwas passiert, was keiner von uns gerne sieht", sagte der Gladbach-Chef damals. Damit spielte Eberl auf die Vereinbarung der NRW-Vereine Düsseldorf, Köln, Gladbach und Leverkusen an, sich gegenseitig keine Jugendspieler abzuwerben.

Carro fühlte sich der Sportbild zufolge von diesen Aussagen angegriffen und sah darin zudem einen Täuschungsversuch von Eberl. Demnach sei es damals ein offenes Geheimnis gewesen, dass sich der FC Bayern, der BVB, Hoffenheim und auch Gladbach zusammen mit Leverkusen einen Kampf um den hochveranlagten Mittelfeldspieler lieferten. Zudem stand Wirtz ohnehin kurz vor dem Sprung in den Profikader und war kein klassischer Jugendspieler mehr. Dass der Vertrag des heutigen DFB-Stars damals ein halbes Jahr nach dessen Wintertransfer zu Leverkusen abgelaufen wäre und es somit nur eine Frage der Vereinswahl und kein Abwerben war, kam ebenfalls dazu. Eberl selbst hatte seine Aussage damals etwas eingeordnet, und Verständnis geäußert, sollte ein Spieler für den Lizenzbereich geholt werden. Doch der Schaden war bereits angerichtet.

Weiter angeheizt wurde der Konflikt durch die Trainersuche des FC Bayern in dieser Saison. Bereits als Alonso als Spieler in München tätig war, hatte der damalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge den Spanier als zukünftigen Trainer gesehen. Nach der aktiven Karriere Alonsos versuchte Rummenigge 2018, den damals 36-Jährigen als Co-Trainer von Nico Kovac zu installieren - Alonso entschied sich jedoch für einen Job bei der U14 von Real Madrid.

Als es in diesem Jahr erneut zur Trainersuche kam und sich die Bayern bei Alonso die nächste Absage abholten, bedeutete dies die zweite Schlappe gegen Leverkusen innerhalb kürzester Zeit, nachdem das Team von Alonso kurz zuvor mit dem 3:0-Erfolg gegen den Rekordmeister einen bedeutenden Schritt in Richtung Meisterschaft gemacht hatte.

Im Sommer erreichte die aufgeheizte Stimmmung zwischen den beiden aktuell besten Vereinen Deutschlands dann ihren vorläufigen Höhepunkt. Als es, so Carro, bei den Verhandlungen rund um Tah zu Absprachen kam, die nicht eingehalten wurden, folgte die öffentliche Attacke gegen Eberl. Es dürfte nicht der letzte Streitpunkt gewesen sein. Bereits im kommenden Sommer könnte der FC Bayern mit dem Versuch, Wirtz zu verpflichten, den nächsten Großangriff auf die Leverkusener starten. Unter diesen Vorzeichen dürfte es auch am Wochenende kein versöhnliches Aufeinandertreffen Eberls und Carros werden.


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