Borussia Mönchengladbach: Willkommen zurück im Jahre 2019
Von Stefan Janssen
Borussia Mönchengladbach ist momentan weit vom eigenen Leistungshoch entfernt und wirkt spielerisch ein bisschen ins Jahr 2019 zurückversetzt. Trainer Marco Rose braucht jetzt wieder Erfolg, ansonsten wird er, anders als damals Dieter Hecking, nicht im Guten gehen.
Ja, ist denn schon wieder 2019? Zumindest fühlt es sich in Mönchengladbach in Bezug auf die Bundesliga ein klein wenig so an. Denn trotz des Erfolges, den der damalige Trainer Dieter Hecking in der Hinrunde noch gehabt hatte, war die Mannschaft nicht entscheidend weiter gekommen. In der Rückrunde verspielte sie die Champions-League-Chancen und nachdem die Trennung von Hecking zum Saisonende bekannt gegeben wurde, gewann sie nur noch zwei Spiele gegen die beiden direkten Absteiger dieses Jahres.
Die Trennung allein war aber nicht der Grund, die klassische "Lame Duck" war Hecking nicht. Und auch Marco Rose ist sie aktuell nicht. Denn was beide eint: Auch vorher ließen die Leistungen in weiten Teilen schon zu Wünschen übrig. 2019 spielte Gladbach oft uninspiriert nach vorne, hatte keine richtigen Ideen gegen vermeintlich schwächere Gegner und gab so einige Spiele leichtfertig aus der Hand.
Parallelen zu heute kann man durchaus ziehen: Gladbach spielte in der Bundesliga zuletzt vor allem nach vorne richtig schwach und konnte sich gegen Abstiegskandidaten wie Mainz oder Köln kaum echte Torchancen erarbeiten. Gepaart mit Patzern in der Defensive ergab das zwei Niederlagen, die richtig weh getan haben. Dazu dann jetzt dieser ängstliche Auftritt gegen Manchester City, wo wieder einmal nichts nach vorne ging und die wenigen Gelegenheiten leichtfertig hergeschenkt wurden.
Dabei hatten doch vorher alle davon gesprochen, man müsse mutig sein. Wie passt das damit zusammen, dass WDR2-Reporter Armin Lehmann das Bild des sehr kleinen Kaninchens, das sich vor einer Riesenschlange versteckt, wählte? Es passt eher zu 2019, als Gladbach beispielsweise vor den Bayern zu großen Respekt hatte und mit 1:5 unter die Räder kam. Zuhause.
"Bei eigenem Ballbesitz waren wir nicht mutig genug und hatten den einen oder anderen Stockfehler zu viel drin. Gerade nach der Pause hatten wir ein paar gute Aktionen, die wir besser hätten ausspielen können."
- Lars Stindl (borussia.de)
Die Spiele der Fohlen anzuschauen macht im Moment keinen großen Spaß mehr. Von der Spielidee Roses, die Tempo und Offensive verspricht, ist aktuell nicht viel zu sehen. Stattdessen wirkt das Spiel langsam und schwerfällig. Eben wie 2019. Und genau das wollte Sportdirektor Max Eberl nicht mehr, deshalb wechselte er den Trainer. Der neue Impuls brachte die Champions League, aber wo ist er hin?
In Gladbach regieren im Umfeld momentan Unruhe und Unzufriedenheit. Und das wird wachsen, wenn es am Samstag in Leipzig wieder keinen Dreier gibt und man dann auch noch im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund ausscheidet. Eine Pleite gegen Roses zukünftigen Arbeitgeber würde natürlich für zusätzlichen Zündstoff sorgen.
Noch kann Rose die Saison retten
Um die Explosion zu verhindern, braucht es jetzt endlich wieder Erfolg. Unter dem Strich stehen seit der Verkündung von Roses Abschied jetzt zwei schlechte Spiele mit Niederlagen. Ein drittes in Leipzig könnte überwunden werden, wenn es dafür das Weiterkommen im Pokal gibt. Vor allem Erfolg dort könnte die Wogen glätten. Man stelle sich vor, Rose träte als Pokalsieger ab - vieles wäre vergessen.
Setzt sich der Negativtrend jedoch fort, wird die Unruhe immer größer und es droht ein noch wesentlich trostloseres Saisonende als 2019, als am Ende trotz der schlechten Rückrunde immerhin noch die Qualifikation für die Europa League stand und man sich im Guten von Dieter Hecking trennte. Verspielt Gladbach jetzt alles, wird es für Rose kein schöner Abschied.