Max Eberl: Und so geht die Romantik dahin
Von Oscar Nolte
Max Eberl verlässt Borussia Mönchengladbach. Bis zuletzt hätte ich gedacht, dass dies die Nachricht ist. Aber faktisch geht Max Eberl für mich nicht, sondern erstrahlt im neuen Glanz. Im Glanz eines der letzten Romantiker der Branche Profifußball.
Ich habe allergrößten Respekt vor Max Eberls Entscheidungsfindung. Und das wird dem Schritt, den der scheidenden Sportdirektor Gladbachs geht, nicht im Ansatz gerecht.
Ich würde gerne darüber schreiben, welch große Dinge Eberl mit der Borussia erreicht hat, welch bemerkenswerte Arbeit dieser Mann bei den Fohlen geleistet hat. Er hat sich ein Denkmal am Niederrhein gebaut, würde ich gerne sagen.
Max Eberl: ein Sinnbild dessen, was der Fußball sein sollte
Das aber ist journalistischer Firlefanz.
Der Schritt, den Max Eberl geht, berührt mich auf einer menschlichen Ebene - und es ist lange her, dass mir der Fußball dieses Gefühl geben konnte, Max Eberl geht, wie er gearbeitet hat: nahe der Perfektion. Das Denkmal, das ich Max Eberl gerne bauen würde, hat nichts mit dem Fußball zu tun; genauso, wie die Zukunft dieses Mannes aussehen sollte.
Es überrascht mich nicht, dass Max Eberl diesen Schritt geht; er verkörpert damit all das, was mich vom Fußball hat entfremden lassen. Es überrascht mich, dass Max Eberl es geschafft hat, mir die Romantik zu schenken, die ich in diesem Sport kaum noch kenne.
Es hat mich zutiefst berührt, die positiven Resonanzen auf Eberls Rücktritt zu lesen. Es sind nicht die Menschen, die etwas bewegen, indem sie erfolgreich sind, es sind die Menschen, die uns zeigen, was das Leben eigentlich bedeutet, indem sie den Exit-Knopf drücken.
Und dafür breche ich eine Lanze für Max Eberl. Weil er Mensch geblieben ist, in diesem inhumanen System, zu dem der Fußball geworden ist.
Wir wollen alle Max Eberl sein, wir haben nur nicht den Mut
Es ist ein trauriger Tag. Nicht, weil der Fußball nicht mehr von Max Eberl profitieren wird. Das spielt überhaupt keine Rolle. Es ist ein trauriger Tag, für mich, für so viele, weil Max Eberl uns gezeigt hat, wirklich gezeigt hat, dass es um mehr geht als Silberware, schwarze Zahlen oder eine gute Marktposition.
Viel eher hat Max Eberl uns den Mittelfinger gezeigt. Zum Teufel mit dem Fußball, wie er sich entwickelt hat. Zum Teufel mit dem Kapitalismus, dem Erwartungsdruck, der unser aller Leben bestimmt. Und ein Denkmal für diesen Mann, der einzigartige Arbeit geleistet hat und nun die Größe beweist, zu gehen, weil es an der Zeit ist.
Mir wird Max Eberl nicht als Sportdirektor fehlen. Sondern als Mensch. Und ich gönne ihm von Herzen, dass er sich das Privileg nimmt, von der Bildfläche zu verschwinden. Vielleicht sind wir alle Max Eberl von Zeit zu Zeit. Er hat nur den Mut, das wirklich durchzuziehen.