Mit Ginter und Friedrich: Ein ganzes halbes Jahr perfekte Welt in Gladbach?
Von Simon Zimmermann
Beziehungsstatus: kompliziert. Mit leichten Zügen eines Rosenkrieges. Zwischen Matthias Ginter und Borussia Mönchengladbach bleibt zum Jahresanfang 2022 vieles ungeklärt. Nur eines ist sicher: Der Nationalspieler wird seinen Vertrag am Niederrhein nicht verlängern.
Es ist die Konsequenz einer monatelangen Entwicklung, an deren Ende es zunächst nur Verlierer gibt. Die Fohlen verlieren ihren Abwehrchef und drohen ihn ohne Gegenwert ziehen lassen zu müssen. Ginter sitzt im für ihn sportlich so wichtigen WM-Jahr zunächst zwischen den Stühlen.
Zwar hat der 27-Jährige deutlich gemacht, dass er bis Vertragsende in Gladbach bleiben möchte. Die Spekulationen um seine sportliche Zukunft, die erkaltete Beziehung zum Klub und die Gladbacher Pläne werden im kommenden halben Jahr allerdings mindestens zu unangenehmen Nebengeräuschen werden.
Eberl präsentiert Ginter-Nachfolger schon im Januar
Zumal sein Nachfolger seit Dienstag bereits vor Ort ist. Eberl hat mit Marvin Friedrich einen Transfercoup gelandet. Der 26-Jährige stand schon seit geraumer Zeit auf dem Zettel des Fohlen-Machers. Eine Ablöse im mutmaßlich mittleren einstelligen Millionenbereich hat Eberl investiert, um nach eigener Aussage "einen der besten deutschen Verteidiger der Bundesliga" nach Gladbach zu lotsen.
Ganz objektiv mag man Eberl da zustimmen. Bei Union Berlin hat Friedrich seit dem Bundesliga-Aufstieg konstant stark abgeliefert. Das ehemalige Schalker Eigengewächs scheint perfekt zu den Fohlen zu passen. Ein typischer "Eberl-Transfer" im besten Sinne, könnte man sagen. Leichte Euphorie um den Neuzugang ist jedenfalls schon ausgebrochen...
Ginter und Friedrich: Wie geht es jetzt weiter?
Doch die große Frage muss jetzt lauten: Wie geht es in der Defensive und insbesondere mit Ginter weiter, wenn sein Nachfolger schon da ist? Bleibt Ginter der Chef in der Abwehr. Oder verliert er sogar seinen Stammplatz? Können Friedrich und Ginter ein halbes Jahr gemeinsam performen? Oder bahnt sich nun doch noch ein Januar-Wechsel des 27-Jährigen an?
Brisante Fragen, auf die es (noch) keine klaren Antworten gibt. In einer perfekten Welt könnte Trainer Adi Hütter von der Situation profitieren. Dann nämlich bekäme er mit Friedrich eine weitere starke Option für die im bisherigen Saisonverlauf wenig sattelfeste Defensive (schon 33 Gegentore) zur Verfügung.
Bleibt der Österreicher bei einer Dreierkette, würde sich das Trio Ginter, Friedrich und Elvedi ziemlich sexy anhören. Wenn dann noch irgendwann Ramy Bensebaini vom Afrika-Cup zurückkehrt und Stefan Lainer die rechte Seite so rauf und runter rennt wie in München, hat Gladbach nominell eine der besten Defensivreihen der Liga zur Verfügung. Mit Youngstern wie Joe Scally, Luca Netz und Jordan Beyer in der Hinterhand!
Doch eine perfekte Welt gibt es nicht - das musste man am Niederrhein in den letzten Monaten schmerzlich erfahren. Finanziell ist der Klub durch die Corona-Krise stark angeschlagen. Ein Verkauf von Ginter schon diesen Januar würde den Kassen ziemlich gut tun.
Ginter-Wechsel noch diesen Januar?
Dass es soweit kommt, bleibt allerdings fraglich. Schwer vorstellbar, dass Ginter von seinem Plan abrückt, erst im Sommer ablösefrei zu wechseln. Die finanziell lukrativen Tore stünden ihm dann noch ein gutes Stücken weiter offen.
Kaum vorstellbar ist auch, dass der meist vorsichtig und weitsichtig agierende Eberl mit Friedrich eine riskante Wette eingegangen ist, in der man sich den Union-Verteidiger nur leisten kann, wenn Ginter noch eine Ablöse bringt.
Es läuft also alles auf ein "ganzes halbes Jahr" hinaus. Mit Ginter UND Friedrich gemeinsam. Und vielleicht ist die Welt am Niederrhein in dieser Zeit doch ziemlich perfekt.
Dann, wenn beide ihr Niveau konstant gemeinsam abrufen können. Aus Ginters Sicht gibt es ohnehin kein Grund, um nachzulassen. Unter Hansi Flick muss er um seinen Kaderplatz im DFB-Team kämpfen. Für einen lukrativen Vertrag ab Sommer sind starke Leistungen in der Rückrunde ebenfalls förderlich.