Neue Chance für Reinier beim BVB: Ausreden gibt es nicht mehr
Von Oscar Nolte
Der BVB geht zum Start der neuen Saison in sein zweites Leihjahr mit Reinier. Der Brasilianer kriegte in seiner ersten Spielzeit bei der Borussia keinen Fuß in die Tür, sieht sich nun einem neuen Anlauf entgegen. Welpenschutz kommt dem flexiblen Angreifer dabei aber nicht mehr zuteil.
19 Pflichtspieleinsätze in der vergangenen Saison lesen sich gar nicht so schlecht. Dem gegenüber steht aber nur eine Nominierung für die Startelf und massenhaft Kurzeinsätze; Reinier kam in seinem ersten BVB-Jahr nur sporadisch zum Zug.
Für den Brasilianer gilt nun: neues Jahr, neuer Trainer - die Karten werden neu gemischt. Nicht zu vergessen ist, dass das erste Jahr für einen solch jungen Spieler, abseits der Heimat und in neuem Umfeld, ohnehin selten leicht ist. Dass gerade Südamerikaner in Deutschland Akklimatisierung benötigen, ist dem BVB bekannt. Das galt schon für einen Dede.
Nach einem halben Jahr in Madrid und einem in Dortmund ist es für Reinier nun aber an der Zeit, anzukommen. Wer Nachsicht und viel Spielzeit möchte, wechselt nicht mit gerade 18 Jahren zu Real Madrid. Reinier hat das Haifischbecken, in dem er sich auch in Dortmund befindet, selber gewählt. Daher macht es wenig Sinn, dem hochtalentierten Angreifer eine Station zu suchen, bei dem er auf niedrigerem Niveau viel Einsatzzeit sammelt. Für einen Spieler, der den Anspruch hat, sich bei Real Madrid durchzusetzen, ist eine zweijährige Leihe beim BVB die Möglichkeit für ein goldenes Sprungbrett.
Reinier muss eine ähnliche Entwicklung wie Hakimi nehmen
Siehe Achraf Hakimi. Der Marokkaner hat sich in seinen zwei Jahren in Dortmund so fantastisch entwickelt, dass er mittlerweile der vielleicht beste Spieler auf seiner Position weltweit ist, im letzten Jahr die italienische Meisterschaft mit Inter gewann und nun - als Stammspieler wohlgemerkt - zu PSG weitergezogen ist. Einen ähnlichen Werdegang erhofft sich auch Reinier. Dafür muss er sich aber in Dortmund durchsetzen.
Natürlich ist die Konkurrenz beim BVB gewaltig. Reinier hat allerdings den Vorteil, dass er mit einer olympischen Goldmedaille und entsprechend Einsatzzeit auf hohem Niveau zum BVB zurückkehrt. "Er ist in guter körperlicher Verfassung", attestierte ihm Cheftrainer Marco Rose vor dem Bundesliga-Auftakt gegen Eintracht Frankfurt. "Und damit ist er möglicherweise weiter als der eine oder andere."
Da viele BVB-Spieler entweder gesundheitsbedingt ausfallen und oder weite Teile der Vorbereitung aufgrund des EM-Urlaubs verpassten, bietet sich für Reinier gerade zu Saisonbeginn die Chance, sich zu zeigen und Trainer Rose anzubieten. Der hat schon bemerkt, was er an dem 19-Jährigen hat: "Wir alle wissen, dass er ein hervorragender Fußballer ist", sagte Rose.
Ein Vorteil könnte für Reinier auch seine Flexibilität sein: im Angriff kann der Brasilianer nahezu alle Positionen bekleiden und dürfte nach einem ganzen Jahr mittlerweile auch einen Rhythmus mit und in der Mannschaft gefunden haben. Bringt der Brasilianer seine Qualitäten nun auf den Platz, könnte er am Beginn eines für seine Karriere unglaublich wichtigen Jahres stehen. Er wäre nicht der erste Südamerikaner, der nach einem schwachen Anpassungsjahr plötzlich explodiert. Nicht ohne Grund verständigten sich der BVB und Real auf eine zwei- und nicht auf eine einjährige Leihe.
Die Zeit der Ausreden ist jedoch vorbei. Reinier muss liefern und zeigen, dass er das Potential hat, sich sowohl in Dortmund, als auch auf Sicht in Madrid durchzusetzen. Vielleicht bekommt der Youngster dafür schon gegen Frankfurt die Chance.