Boateng vor dem Bayern-Aus: Deshalb wäre ein Abgang ein Fehler
Von Dominik Hager
Jerome Boateng ist aus der Abwehr der Bayern eigentlich gar nicht mehr wegzudenken, mittlerweile befindet er sich bereits in seiner zehnten Saison beim FC Bayern. Wie Sport1-Redakteur Florian Plettenberg am Samstag berichtete, soll diese aber seine letzte Saison im roten Dress sein. Demnach haben sich die Bayern-Bosse wohl dazu entschieden, den Vertrag von Boateng selbst zu verringerten Konditionen nicht zu verlängern. Eine Entscheidung, die Fragen aufwirft.
Umbruch in der Bayernabwehr wird unnötig hektisch vollzogen
In der Abwehr der Bayern wird also wohl nichts mehr so sein, wie es war. Zwar tut den Münchnern auf dieser Position frisches Blut sicherlich gut, den Umbruch sollte man aber nicht zu sprunghaft abschließen. Es steht bereits seit Monaten fest, dass mit Javi Martinez und David Alaba zwei erfahrene Defensivspieler den Verein verlassen werden. Die Erfahrung von Jerome Boateng dürfte für die Münchner also eigentlich ziemlich nützlich sein. Der 32-Jährige kennt den Verein, hat als Abwehrspieler alles erlebt und könnte Neuzugang Dayot Upamecano und Youngster Tanguy Nianzou mit seiner Routine unterstützen. Gerade in der Abwehr ist es eben von besonderer Bedeutung, eine gewisse Kontinuität beizubehalten, zumal eine funktionierende Defensivreihe das stabilisierende Element im Spiel darstellt.
Abgänge von Boateng und Alaba könnten für Probleme im Spielaufbau sorgen
Mit einem gleichzeitigen Abgang von Jerome Boateng und David Alaba würde die Münchner Hintermannschaft deutlich an spielerischer Qualität einbüßen. So war das Aufbauspiel von hinten heraus immer ein echtes Prunkstück im Münchner Spiel. Dabei ist es auch immer wieder Boateng, der mit gefährlichen langen Bällen über die gegnerische Abwehr hinweg gefährliche Chancen kreieren kann. Vor allem die Fähigkeit, präzise lange Bälle schlagen zu können, wäre nicht mehr so gegeben.
Dayot Upamecano und Niklas Süle verfügen zwar über gute Fähigkeiten am Ball, belassen es aber lieber bei kürzeren Bällen. Lucas Hérnandez ist zudem ein Spieler, der mehr über seine Athletik und Zweikampfstärke besticht, als mit seinem Spielaufbau. Das Passspiel von der hinteren Reihe dürfte also im kommenden Jahr ordentlich an Variabilität und Klasse einbüßen. Dies ist auch für die Offensivspieler nicht ideal, zumal Coman, Gnabry und Co. nicht mehr so gut mit langen Bällen bedient werden könnten.
Boateng glänzt mit konstanter Leistung
Doch Jerome Boateng glänzt dieser Tage nicht nur im Spielaufbau, sondern hat sich wieder zu einer festen Größe in der Bayernabwehr entwickelt. Nach einer etwas holprigen Hinrunde sind seine Leistungen im Jahr 2021 wieder konstant auf dem hohen Niveau des Vorjahrs. Der 32-Jährige wirkt in den Sprintduellen wieder fitter, vermeidet diese jedoch ohnehin meist durch seine Fähigkeiten in der Antizipation. Alles in allem ist Boateng vielleicht sogar die größte Konstante in der Bayernabwehr, zumal er weniger Fehler generiert als David Alaba. Trotz seiner kürzlich erlittenen privaten Tragödie scheint Boateng auch mit dem Kopf voll beim Fußball zu sein. Dies war beim Bayernstar nicht immer so und ist ein Grund dafür, warum er Leistungen zeigt, die eigentlich zu einer Vertragsverlängerung führen sollten.
Boateng ist bei den Bayern kein Top-Verdiener
Hierbei sei auch gesagt, dass es für die Bayern ein leichtes Spiel wäre, den Kontrakt zu verlängern. Jerome Boateng befindet sich gehaltstechnisch bereits jetzt nicht in denselben Sphären wie Lewandowski, Neuer oder Müller und hat klar signalisiert, dass er bleiben würde. Vermutlich würde sich der 32-Jährige sogar mit etwas verringerten Konditionen anfreunden. In Tagen voller zäher Verhandlungen könnte die Boateng-Verlängerung also sehr zügig vonstatten gehen. Es ist nicht ganz klar, warum die Bayern-Verantwortlichen Boateng selbst für weniger Geld und nicht mal ein Jahr nicht halten möchten. Selbst wenn man den Umbruch vorantreiben möchte, kann eine solch erfahrene Stütze immer helfen. Der Abwehrstar machte meist auch keinen Ärger, wenn er mal nicht spielte.
Um Tanguy Nianzou gibt es noch viele Fragezeichen
Der angedachte Umbruch in der Abwehr geht auch mit dem Namen Tanguy Nianzou einher. Doch kann man diesem Spieler bereits eine größere Rolle zutrauen? Klar ist, dass die Entwicklung des französischen Talentes aufgrund seiner zahlreichen Verletzungen um ein Jahr verzögert wurde. Zudem weiß auch keiner in München so genau, wie weit der Youngster tatsächlich ist. Da wäre es ein logischer Schritt gewesen, ein Jahr mit Boateng weiterzumachen und Nianzou, der noch immer Probleme hat, in Ruhe aufzubauen.