Bloß kein Offensiv-Fußball: Wie Werder Bremen die Klasse hält
Von Marc Knieper
Wie sieht es denn nun aus - acht Spieltage vor Schluss? Ist das Glas halb voll oder halb leer? Bei Werder Bremen weiß das keiner so genau. Sicher ist: der Klassenerhalt ist noch längst nicht fix. Die Konkurrenz punktet fleißig weiter. Dabei müssen die Bremer eigentlich nur auf sich selbst schauen. Wie Werder die Klasse hält - ein Kommentar.
Bayer hat's verkackt! So einfach klagt ein jeder Werder-Fan dieser Tage über die Werkself aus Leverkusen. 1:2 gegen Bielefeld und 0:3 gegen Hertha lauteten die Ergebnisse des jüngst entlassenen Peter Bosz. Nicht allein, aber auch deshalb beträgt der Abstand der Grün-Weißen auf Rang 16 derzeit 'nur noch' sieben Zähler. Dabei sprach so manch einer zwei Spieltage zuvor - und mit Blick auf den seinerzeit komfortablen 11-Punkte-Vorsprung - bereits vom vorzeitigen Klassenerhalt am Osterdeich. Nun ja, so schnell kann's gehen. Werder selbst nimmt Glückwunsche ohnehin erst ab 40 Punkten entgegen. Das hatte Cheftrainer Florian Kohfeldt bereits vor der 1:2-Niederlage gegen Wolfsburg betont.
Die derzeitige Entwicklung des SVW auf das Misslingen anderer Klubs zu beziehen, ist und bleibt der falsche Ansatz. Trotz der schwierigen Partien gegen Bayern und Wolfsburg müssen sich die Hanseaten an die eigene Nase fassen. Die kommende Wundertüten-Partie gegen Stuttgart wird (wieder einmal) richtungsweisend, doch Werder bleibt berechenbar unberechenbar.
Werders Restprogramm im Überblick:
- Stuttgart - Werder (So, 04.04.)
- Werder - Leipzig (Sa, 10.04.)
- Dortmund - Werder (So, 18.04.)
- Werder - Mainz (Mi, 21.04.)
- Union - Werder (Sa, 24.04.)
- Werder - Leverkusen (Sa, 08.05.)
- Augsburg - Werder (Sa, 15.05.)
- Werder - Gladbach (Sa, 22.05.)
Schlechter Fußball paart sich mit der konstant guten Umsetzung der von Kohfeldt geforderten Leistungen. Wo die Reise hingeht, scheint entsprechend ungewiss. Für den sukzessiven Umstieg auf aggressiven Offensivfußball fand Trainer Kohfeldt zwar lobende Worte, doch die ernüchternd ausbleibende Torgefahr im Wolfsburg-Spiel illustriert Werders bisherige (Offensiv-)Grenzen wunderbar. Das spielerische Limit scheint (vorerst) erreicht.
Konzentration auf das Wesentliche und "safety first"!
Zeit für Experimente haben die Bremer nicht. Um die Klasse wirklich zu halten, scheint eine Rückkehr zum fiesen Anti-Fußball unabdinglich. Kohfeldts Plan, den langfristig angedachten Offensiv-Fußball in der jetzigen Situation peu à peu zu adaptieren, ist schlichtweg falsch. Werder muss sich auf das Wesentliche konzentrieren. Kommende Gegner wie RB Leipzig und den BVB kann die Kohfeldt-Elf in ihrer aktuellen Verfassung nicht offensiv überrollen. Wer soll da die Tore schießen, während zeitgleich hinten nichts anbrennen darf?
So bleibt Werder zwar der Miesepeter der Liga, der die Spiele langweilig und hässlich verliert, erreicht nach der fiesen Horror-Saison aber womöglich schon einige Spieltage vor Schluss das wichtige Ziel des Klassenerhalts. Abstiegssorgen gilt es so schnell wie möglich zu beseitigen. An einer Entwicklung, die viele Kritiker in dieser Saison - häufig auch zurecht - überhaupt gar nicht wahrnahmen, lässt sich dann in der neuen Spielzeit arbeiten. Zeit für Experimente liefert die Saisonvorbereitung; bis dahin gilt es jedoch den Bus zu parken, abzuwarten und schließlich zu kontern. Getreu dem Motto "safety first" kann Werder die Klasse definitiv halten!