"Bitte, nach Ihnen!" Klopp schiebt Chelsea Favoriten-Rolle zu - und die lehnen dankend ab!
Von Guido Müller
Es gibt diesen schon etwas älteren Sketch, in dem für damalige Zeiten typischen Schwarz-Weiß, in dem sich zwei Männer nicht einig werden, wer zuerst durch eine Eingangstür gehen darf. "Sie zuerst!" "Nein, Sie!" "Vielen Dank, aber nein. Sie zuerst!" Und so weiter und so fort. So ähnlich mutet momentan der "Disput" zwischen Jürgen Klopp und Frank Lampard an.
Klopp sieht "stärksten Kader" bei Chelsea!
Ersterer wollte nämlich in dem von Lampard trainierten FC Chelsea einen absoluten Meisterschaftsfavoriten ausgemacht haben. "Sie haben", so der Liverpool-Coach vergangene Woche, "den stärksten Kader, großartige Spieler, die nach einem holprigen Start toll zusammen spielen. Sie sind jetzt voll dabei. Sie haben unglaubliche Möglichkeiten im Spiel zu wechseln und von einem Spiel zum nächsten zu reagieren." (Quelle: sportbild.de)
Tatsächlich könnte man alle von Klopp genannten Attribute auch auf seine eigene Mannschaft beziehen. Oder auf die des (oder der) Konkurrenten aus Manchester. Oder aus Tottenham. Weshalb Lampard mit diesen "vergifteten" Lobeshymnen auch nicht viel anfangen kann.
Lampard: "Haben auch Spieler, die neu in der Liga und zudem noch sehr jung sind!"
In der Daily Mail sagte das Vereinsidol der Blues: "Ich habe gelesen, dass wir angeblich das stärkste Team der Liga haben. Das verstehe ich einfach nicht." Und erläuterte in der Folge die Gründe für sein Unverständnis: "Die anderen Teams um uns herum haben Titel gewonnen. Sie haben Stürmer in ihren Reihen, die jedes Jahr 30 Saisontore erzielen. Spieler, die die Champions League gewonnen haben. Wir haben zwar ebenfalls Spieler, die schon Titel gewonnen haben, aber wir haben auch Spieler, die neu in der Liga sind und zudem noch sehr jung sind. Wir arbeiten hart an uns, aber Spiele wie heute können passieren. Ich mag es nicht, aber es passiert."
Mit "Spiele wie heute" bezog sich der Chelsea-Coach auf die jüngste Niederlage seiner Mannschaft beim FC Everton (0:1) am vergangenen Samstag. Die Aussagen über die Favoritenrolle der Londoner hatte sein deutscher Kollege übrigens vorher getätigt.
Doch hätte er sie wohl auch mit dem Wissen des Resultates getan. Denn Klopps überschwängliche Lobeshymnen in Richtung Gegner zielen natürlich nur darauf ab, inmitten der Verletzungsmisere der Reds ein wenig die Erwartungshaltung im eigenen Umfeld zu dämpfen - und - quasi in einem Abwasch - einem der potentiellen Gegner im Kampf um die Krone ein wenig Druck aufzuerlegen. Ein José Mourinho, Experte in solcher Art von taktischen Kniffen, hätte es nicht besser machen können.