Bierhoff stärkt Löw: "Der beste Bundestrainer, den wir haben können"
Von Yannik Möller
Oliver Bierhoff steht, so wie Bundestrainer Joachim Löw, derzeit häufig in der Kritik. Der DFB-Direktor erklärt, man setzte sich mit sachlicher Kritik gerne auseinander. Gleichzeitig betont er seine Rückendeckung für Löw, den er - auch hinsichtlich der Europameisterschaft - für "den besten Bundestrainer" hält.
Dieser Tage ist die Entfremdung zur Deutschen Nationalmannschaft ein großes Thema, gerade in den Länderspielpausen. Kein Interesse am Team, Kritik an Joachim Löw, Oliver Bierhoff und dem DFB als Verband, teils sehr mäßige Leistungen - obwohl man auf Platz eins der Nations-League-Gruppe steht.
"Wer Jogi kennt, der weiß, dass er sich auch nach erfolgreichen Turnieren immer wieder hinterfragt, ob er noch Kraft und Inspiration hat für diese Aufgabe."
- Bierhoff über Löw, via Sport1
Tage, in denen aber auch die generelle Kritik auf Kritik trifft. DFB-Direktor Bierhoff erklärte nun im Interview mit Sport1, dass er bei diesem Thema wichtige Unterscheidungen vornimmt: "Ich würde unterscheiden zwischen sachlicher, sowie sportlicher Kritik, die man annimmt, und populistischer Kritik, nur um Aufmerksamkeit zu erhaschen." Dass diese zuletzt häufig von Weltmeister-Spielern von 1990 geäußert wurde, ließ für ihn den Schluss zu, dass es "eine Verstimmung" gäbe, "weil ihre Jubiläumsfeier nicht von Seiten des DFB stattgefunden hat".
Das ganz große Thema, sowohl in Gesprächen, als auch bei den kritischen Stimmen, ist natürlich die Europameisterschaft. Bierhoff sehe Deutschland in der Gruppe mit Portugal, Frankreich und Ungarn weder als Favoriten, noch als Außenseiter: "Wir nehmen unsere Gruppe so an und wollen ein erfolgreiches Turnier spielen. Mit unserer Mannschaft ist alles möglich". Dennoch betonte er zugleich, dass Frankreich als amtierender Weltmeister selbstredend "ein besonderes Kaliber zum Auftakt" und "automatisch Top-Favorit" sei.
Ein erneutes Gruppen-Aus wäre, trotz sehr starker Gegner, der Worst Case. Der 52-Jährige gibt sich jedoch weiter zuversichtlich, glaubt, "dass wir das meistern werden". Für das Team sei es jedoch wichtig, "von Spiel zu Spiel zu schauen und keine Berechnungen anzustellen" - das habe ihm schließlich bisher auch gut getan.
Die große Frage: Könnte die DFB-Elf zu den Mannschaften gehören, die um den Titel mitspielen? "Warum nicht?", fragte Bierhoff, der fortführte: "Wir haben das Zeug dazu, wie viele andere Mannschaften auch. Wenn alle Spieler gesund sind, werden wir mit einem guten Kader in das Turnier gehen. Mit Spielern, die unglaublich hohe Qualität haben, die sie auch in ihren Vereinen zeigen."
Bierhoff: EM wird generell zur Zäsur - Löw der "beste Bundestrainer"
Dahingehend sei das Abschneiden bei einem Turnier, unabhängig vom Ausgang, stets "eine Art Zäsur, egal wie lange die Verträge laufen" - somit auch für Joachim Löw. "Wer Jogi kennt, der weiß, dass er sich auch nach erfolgreichen Turnieren immer wieder hinterfragt, ob er noch Kraft und Inspiration hat für diese Aufgabe", so Bierhoff. Er sehe das allerdings entspannt, schließlich werde man sich ohnehin "danach ein paar Tage Zeit nehmen", um den Weg nach der EM zu besprechen.
Zweifel daran, dass Löw seinen derzeit bis 2022 gültigen Vertrag erfüllen wird, hat er indes keine. Viel eher überschüttete er ihn mit Vertrauen und lobenden Worten: "Ich bin auch der Überzeugung, dass er der beste Bundestrainer ist, den wir haben können. Er hat sein Können in all den Jahren gezeigt und wir wissen, was wir an ihm haben. Jetzt hat er mit einer jungen Mannschaft und trotz der grauen Stimmung positive Ergebnisse für den Neuaufbau erzielt." Deshalb sei er weiterhin "der richtige Mann".
Bezüglich seines eigenen Vertrags wollte sich Bierhoff aber nicht genau äußern, für ihn zähle "erst einmal das Hier und Jetzt": "Ich möchte die Nationalmannschaft wieder in die Position bringen, die wir uns im letzten Jahrzehnt erarbeitet haben." Primär liege der Fokus auf "spannenden Projekten", die den Verband und den deutschen Fußball "in den nächsten zehn, 15 Jahren erfolgreich gestalten können", und nicht auf seinem eigenen Arbeitspapier.
Ebenfalls äußerte er sich zu Hansi Flick, den er sich "absolut" als Bundestrainer vorstellen könnte - das sei aktuell aber kein Thema: "Er hat seine Qualität und hat immer gesagt, wie er den Verband schätzt. Aber sowohl für ihn, als auch für uns, ist das aktuell kein Thema."