Bernd Leno erklärt Verzicht auf Nationalmannschaft
Von Simon Zimmermann
Die Diskussionen um das deutsche Tor reißen nicht ab. Nach dem Rücktritt von Manuel Neuer und der schweren Verletzung seines designierten Nachfolgers Marc-André ter Stegen, scheint die Nummer-eins-Rolle im DFB-Team aktuell vakant zu sein. Bei der Nominierung für den Nations-League-Doppelpack gegen Bosnien und Herzegowina und die Niederlande überraschte der Bundestrainer neben Oliver Baumann und Alexander Nübel mit der Nominierung von Janis Blaswich als dritten Keeper.
Der 33-Jährige stand unter Nagelsmann zwar schon im November 2023 gegen die Türkei und Österreich im deutschen Kader, damals aber noch als Nummer eins bei RB Leipzig. Diesen Status verlor er wenig später an Peter Gulacsi. Nach der Ankunft des belgischen Torwart-Juwels Maarten Vandevoordt brach Blaswich seine RBL-Zelte im Sommer ab und wechselte zu Schwester-Klub RB Salzburg. Dort ist Blaswich zwar gesetzt und auf Anhieb zum Kapitän ernannt worden, schwächelt aber und steht insbesondere bei den Anhängern stark in der Kritik.
Auch deshalb ließ Nagelsmann mit seiner Blaswich-Nominierung viele fragend zurück. Mit Bernd Leno hätte es einen Stammkeeper aus der Premier League gegeben, der bereits neun Länderspiele absolviert hat. Im März war der Fulham-Keeper bei den Siegen über Frankreich und der Niederlande noch mit dabei.
Leno will nicht Ersatzkeeper sein
Grund für Lenos Nicht-Nominierung ist aber nicht der Bundestrainer - sondern der 32-Jährige selbst. Nagelsmann hätte Leno offenbar gerne als dritten Torwart in den Kader zurückgeholt. Leno aber lehnte ab. "Sie haben mir gesagt, dass ich dabei wäre, aber kein Spiel bekomme. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, in London zu trainieren", erklärte Leno gegenüber der Bild. Dabei machte er klar, dass er nicht ins DFB-Team zurückkehren wolle, ohne Aussichten auf Spielzeit zu haben.
"Julian weiß, dass ich natürlich immer da bin, wenn sie mich brauchen und ich dem Team wirklich weiterhelfen kann. Ich bin mit mittlerweile 32 Jahren kein Newcomer mehr, habe nie Ansprüche hinter Manuel und Marc gestellt, sondern immer abgeliefert und nie Sprüche geklopft", betonte er. Jetzt, wo die Chance da wäre, regelmäßig für Deutschland aufzulaufen, will sich Leno offensichtlich nicht weiter mit einer Ersatzrolle begnügen.
"Nach all meinen Spielen in der Bundesliga, Premier League und international wissen Julian und Andreas [Kronenberg, Torwarttrainer], was sie an mir haben", so Leno weiter. Dabei machte er auch klar, dass er sich in Zukunft weiter Hoffnung auf eine wichtige Rolle im DFB-Team macht: "Für mich wird es immer eine große Ehre bleiben, für die Nationalmannschaft zu spielen und das bleibt mein Ziel."
Dass es dazu kommt, ist mit seiner Absage für die kommenden beiden Spiele aber nicht unbedingt wahrscheinlicher geworden. Nagelsmann will in Abwesenheit von ter Stegen auf Oliver Baumann und Alexander Nübel setzen. Baumann wird laut kicker im ersten Spiel gegen Bosnien und Herzegowina zwischen den Pfosten stehen. Offen sei dagegen noch, ob der TSG-Keeper auch gegen die Niederlande beginnt oder Nübel eine Chance erhält. So oder so scheinen diese beiden die Zeit bis zum ter-Stegen-Comeback überbrücken zu sollen. Nagelsmann hatte ebenfalls schon klargemacht, dass ter Stegen nach seiner Genesung wieder als Nummer eins eingeplant ist.
Bis zur WM 2026 dürfte es für Leno daher kaum Gelegenheiten im DFB-Team geben. Im Anschluss an die Weltmeisterschaft könnte es im deutschen Tor einen kleineren Umbruch geben - selbst wenn ter Stegen noch das ein oder andere Turnier als Nummer eins absolviert. Mit Kölns Jonas Urbig plant man beim Verband die längerfristige Zukunft, Freiburgs Noah Atubolu werden ebenfalls DFB-Chancen eingeräumt.