Bericht: Schalkes Vereinsführung gegen Tönnies' Finanzhilfe
Von Yannik Möller
Das aktuelle Transferfenster ist die letzte Chance für Schalke, den Kader möglichst gut gegen den drohenden Abstieg zu rüsten. Ohne Geld ist das schwierig, weshalb eine Finanzhilfe seitens Clemens Tönnies als Möglichkeit im Raum steht. Die Vereinsführung scheint darauf nicht zurückgreifen zu wollen.
Seit seinem Rückzug von Schalke 04, primär mit der Aufgabe seines Posten als Aufsichtsrats-Vorsitzender, gehört Clemens Tönnies dem vom Abstieg bedrohten Verein in keiner offiziellen Position mehr an. Diese Entscheidung, getroffen im letzten Juni, hat die Fans und Mitglieder gespalten - wie immer eigentlich, wenn es um Aussagen oder das Handeln von Tönnies ging und geht.
Das ist auch ganz aktuell wieder der Fall: Als Möglichkeit steht eine potenzielle Finanzhilfe im Raum, die der ehemalige Klub-Chef - so kann man ihn nach fast 19 Jahren als Vorsitzender des Kontrollgremiums und seinen zahlreich eingesetzten Mit- und Zuarbeitern gut und gerne nennen - im Interview mit RTL/ntv zuletzt umschrieben hatte. Natürlich würde er Königsblau helfen, wenn möglich, hatte er dort sinngemäß verlauten lassen.
Der letzte Stand: Laut Bild soll es um ein Investment im zweistelligen Millionen-Bereich gehen, noch in diesem Winter. Sportvorstand Jochen Schneider äußerte sich am Sonntag bei Sky90 sehr zurückhaltend zu diesem Thema. Er erklärte lediglich, dass man sehen müsse, ob Tönnies helfen werde oder nicht. Intern wird es dieser Tage lebhafte Diskussionen über das Thema gegeben haben, so viel ist klar. Die grundsätzliche Bedingung seitens des Milliardärs für etwaige Finanzhilfen: Der Aufsichtsrat müsste diesem Vorhaben einstimmig zustimmen.
Vereinsführung gegen Tönnies-Finanzhilfen - mehrere Gründe sprechen gegen diese Unterstützung
Nun berichtete der kicker, dass es Widerstände gegen diesen Plan gibt und dass die Klubspitze nicht auf dieses Angebot eingehen möchte. In den jeweiligen internen Gremien, also im Aufsichtsrat und im Vorstand, sei dieser Sachverhalt thematisiert worden. Allerdings sträube man sich, auf die Tönnies-Millionen zuzugehen - und das aus mehreren Gründen.
Zum einen wäre die Glaubwürdigkeit der handelnden Personen völlig am Ende. Aufgrund der sehr schlechten Außendarstellung im letzten Jahr steht auch Marketing-Vorstand Alexander Jobst bei einigen Fans und Mitgliedern in der Kritik - Schneider aufgrund der sportlichen Entwicklung, einiger fragwürdiger Entscheidungen und so mancher Aussagen ohnehin schon seit Längerem. Mit einem Rückfall wären nicht nur die beiden, sondern die gesamte Vereinsspitze durch, was die Glaubwürdigkeit betrifft.
Ein Rückfall wäre es insofern, dass man sich selbst deutlich von Tönnies losgesagt hatte - in jeder Form (via kicker): "Das Konzept zur Zukunft von Schalke 04 hat keinen Bezug zu Clemens Tönnies, weder in einem Amt noch als potenzieller Investor. Nicht umsonst haben Jochen Schneider und ich [Alexander Jobst] nach dem Rücktritt von Clemens Tönnies von einer Zäsur für den Verein gesprochen."
Zum anderen würde eine solche Unterstützung des Ex-Vorsitzenden für einen enorm tiefen Riss in bei den Anhängern verursachen. Ohnehin ist man bei der Personalie Tönnies gespalten, die Meinungen zu ihm im Hinblick auf den Verein gehen in beide Extreme. Vor allem nach seinen rassistischen Aussagen wären Finanzhilfen oder jede Art einer Rückkehr für viele Fans nicht denkbar - sie stellen die Werte des Vereins ganz klar an die erste Stelle.
Ein dritter Grund wäre das komplizierte Formulieren der Hilfen per se. Ein Geschenk wird es nicht geben, so auch der kicker. Geld geschenkt hat der 64-Jährige Schalke noch nie, auch wenn es oft so genannt und erzählt wird. Vielmehr handelte es sich um Kredite, die mit Zinsen versehen waren, die über der marktüblichen Höhe lagen. Königsblau bekam kurzfristig Geld, versank aber immer weiter in den Schulden. Schlussendlich das ganz große und aktuelle Problem, weshalb man nicht handlungsfähig ist und sich schon auf eine Landesbürgschaft stützen muss.
So sprechen am Ende nicht nur die Vereinswerte gegen ein solches Investment und wohl mindestens 50 Prozent der S04-Anhänger. Auch die praktische Umsetzung würde weitere Probleme aufrufen. Am Ende bleibt das Bild, dass Clemens Tönnies Schalke selbstlos helfen wollte, der Verein diese Möglichkeit aber nicht wahrgenommen hat - was sich mittel- wie langfristig auch als richtige Entscheidung durchsetzen dürfte.