Bericht: Schalkes neuer Finanzvorstand soll eine Ausgliederung stemmen können
Von Yannik Möller

Während die Trainersuche auf Schalke so gut wie alle anderen Themen überschattet, läuft auch die Suche nach einem neuen Finanzvorstand. Peter Peters war bereits vor einigen Monaten zurückgetreten, seitdem ist der Posten offen. Offenbar soll der Nachfolger aktiv eine Ausgliederung begleiten und umsetzen können.
Sportliche Krise hier, Trainersuche da. Dass der eigentlich enorm wichtige Posten des Finanzvorstands bei Schalke 04 noch immer offen ist, wurde über die letzten Wochen tendenziell eher vergessen - zu groß der sonstige Trubel rund um den Traditionsklub. Peter Peters, über 26 Jahre im Vorstand, hatte sich bereits im Juni zurückgezogen.
Gerade in der aktuellen Zeit, in der Krisen und Hürden das tägliche Geschäft beim S04 bestimmen und auch die Finanzen eine ganz große Rolle spielen, wäre es angebracht, möglichst schnell und bestimmend einen geeigneten Nachfolger zu finden. Die WAZ berichtete bereits, dass es noch in dieser Woche zu einer Bekanntgabe des neuen Finanzvorstands kommen soll. Erfahrungen im Fußball-Business seien bereits vorhanden, hieß es. Ein Name wurde allerdings noch nicht genannt.
S04-Finanzvorstand soll eine Ausgliederung vorantreiben - "Gespür für den Profifußball"
Die Sport Bild führt ebenfalls sehr wichtige Aspekte zu diesem Posten aus. Dem Magazin soll die Stellenbeschreibung vorliegen, also das Profil, mit dem Schalke den Peters-Nachfolger sucht und offenbar gefunden haben möchte. Das 18-seitige Dokument beinhaltet demnach das klar und deutlich formulierte Ziel einer Ausgliederung, die der neue Finanz-Chef begleiten können muss: "Mögliche Zukunft: Begleitung bei der Transformation des Vereins von organisiertem Profifußball in professionelle Strukturen einer Aktiengesellschaft."
Der Klub sieht es somit als notwendigen Schritt an, sich vom Status des eingetragenen Vereins zu lösen und den Schritt zu einer Aktiengesellschaft zu wagen. Auch eine Form der Genossenschaft war über die letzten Monate immer mal wieder ein Thema. In ganz grober Laien-Kurzform: Der Unterschied läge darin, dass bei einer sogenannten eG die Mitglieder weiter als Eigentümer geführt werden, während man sich dem Finanzmarkt öffnen kann. Im Grunde eine AG mit noch etwas mehr Mitspracherecht der Mitglieder.
Der neue Finanzvorstand soll zudem ein "Gespür für den Profifußball" aufweisen können. Laut Stellenbeschreibung ebenfalls wichtig: Ein "Abschluss zum Steuerberater beziehungsweise Wirtschaftsprüfer". Königsblau sucht also nicht nur das vorhandener Erfahrung im eigenen Geschäft, sondern auch nach bewiesener Expertise.
Weiter berichtet die Sport Bild, dass ausgerechnet Clemens Tönnies zuletzt angeboten haben soll, dem Klub finanziell unter die Arme zu greifen - schon sein Auftreten in der Allianz-Arena am ersten Spieltag sorgte für Unverständnis, zumal er direkt im Schalke-Tross unterwegs war. Sportvorstand Jochen Schneider soll jedoch abgelehnt haben: "Wir finanzieren keine Transfers durch die Aufnahme von Krediten, das haben wir intern festgelegt. Wir werden nicht mehr Geld ausgeben, als wir einnehmen."
Bei einer etwaigen Ausgliederung soll Tönnies, wie auch Veltins, allerdings zu den möglichen Investoren gehören. Sollte dies unter der Prämisse passieren, dass der Einfluss auch dementsprechend begrenzt ist, dürfte das schon mehr S04-Fans passen. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg: Um diesen Weg überhaupt gehen zu können, müssen bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ganze 75 Prozent aller Mitglieder für eine Ausgliederung stimmen.
75 Prozent an Stimmen nötig: Schalker AG-Pläne stoßen auf Widerstand
Nicht nur, dass aufgrund der anhaltenden Coronavirus-Pandemie eine Mitgliederversammlung mit Anwesenheit keine Möglichkeit ist. Auch die 75 Prozent dürften - zumindest aktuell - nur sehr schwer zu erreichen sein. Auf Schalke gibt es Fans, die unbedingt und zweifelsfrei am e.V. festhalten wollen, komme was da wolle. Diese Hardliner stoßen vermutlich in grob gleicher Menge auf Anhänger, die den Schritt zur AG als unvermeidlich und notwendig für das Überleben des Vereins ansehen. Die größte Menge an Fans ist vermutlich unentschlossen, würde eine Wahl von den Rahmenbedingungen und vor allem von den handelnden Personen abhängig machen.
Am vergangenen Wochenende erklärte auch Ralf Rangnick bei Sky90, dass er diese finanzielle Öffnung für Investoren als zwangsweise notwendig ansieht. Natürlich lässt sich das mit seinem Hintergrund der TSG Hoffenheim und von RB Leipzig leicht sagen, doch skizzierte er spontan einen möglichen Weg für den S04, der im Netz auf überraschend viel Zustimmung stieß. Am Tag darauf meldete er sich aus der aktuellen Trainersuche ab.
Die Gedanken an die mögliche Ausgliederung jedoch, sie bleiben nicht nur - sie sind offenbar fest im Plan für die nächsten Jahre integriert. Der nächste Finanzvorstand wird eine große Aufgabe vor sich haben.