Bekommt Schalke ein Grammozis-Rangnick-Dilemma?
Von Yannik Möller
Es ist die brutale Realität des Fußballgeschäfts. Dimitrios Grammozis wird am Wochenende erst sein drittes Spiel auf Schalke leiten, während im Hintergrund über eine gänzlich veränderte sportliche Führung beraten wird. Dabei wackelt auch sein Trainerstuhl gewaltig - und das ohne eigenes Verschulden.
Wenn Schalke 04 am Samstagabend gegen Gladbach spielt und den 26. Spieltag hinter sich bringt, wird es erst die dritte Partie sein, die Dimitrios Grammozis als Trainer an der Seitenlinie verfolgt. Gerade einmal zweieinhalb Wochen ist er erst im Amt, der Klub wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit absteigen. Dabei hat der fünfte Coach dieser Saison einen vernichtend kleinen Anteil, längst ist das Kind in den Brunnen gefallen.
Das haben sich wohl auch die Verantwortlichen gedacht, als man mit dem 42-Jährigen die Rahmenbedingungen seines Vertrags besprochen hat. Der Plan war klar: Grammozis sollte nochmal versuchen, einen Auftrieb in den Abstiegskampf zu bringen, während allerdings schon mit dem Szenario 2. Bundesliga gerechnet wurde. Dabei sollte er dann derjenige sein, der die Mission Wiederaufstieg leitet.
"Ich habe riesige Lust auf diese Aufgabe", ließ er zu seinem Amtsantritt verlauten. Nun sind noch nicht einmal drei Spiele mit ihm als Trainer gespielt, da wackelt er schon in seinem Amt. Grund sind aber nicht die beiden bisherigen Spiele, sondern die etwaige Zukunft des Klubs. Und die könnte Ralf Rangnick heißen.
Rangnick könnte vorerst auch als Trainer agieren - was passiert dann mit Grammozis?
Berichten zufolge (Bild zuerst) habe er bei einem potenziellen Engagement vor, zumindest im ersten Jahr nicht nur das Amt des Sportvorstands, sondern auch das des Trainer zu übernehmen. Damit würde er möglichst sicherstellen wollen, dass der Wiederaufstieg gelingt. Dem Zufall soll dementsprechend möglichst wenig überlassen werden.
Aber: Wenn Rangnick kommt - und das Ziel die gemeinsamen Gespräche fortzuführen deutet mindestens auf diese Möglichkeit hin - wäre Grammozis überflüssig. So hart es klingt, so brutal ist die Realität im Fußballgeschäft oftmals.
Einerseits gilt es zu betonen, dass man von diesem Szenario noch weit entfernt ist, es ist noch hypothetisch. Andererseits gäbe es in diesem Fall nur zwei Optionen: Der aktuelle S04-Coach bleibt, geht in die zweite Reihe und agiert somit als Co-Trainer hinter Rangnick, falls gewünscht. Später könnte er, wenn sich der Fußballfachmann auf die Sportliche Leitung fokussiert, wieder zum Cheftrainer werden. Oder aber seine Zeit bei dem Klub, bei dem er schon seit dem vergangenen Herbst arbeiten wollte, wäre nach etwa zweieinhalb Monaten bereits beendet.
Bevor Grammozis seinen Vertrag unterschrieb, war von einer möglichen Option einer vorzeitigen Trennung am Ende der laufenden Saison zu hören. Eine Art Absicherung für ihn und den Verein, falls man merken sollte, dass es zusammen nicht passt - aus welchen Gründen auch immer. Davon war zuletzt allerdings nichts mehr zuhören, selbst kommentiert oder gar bestätigt hat der gebürtige Wuppertaler das ebenso wenig.
An dieser Stelle kommt auch wieder die Frage auf, ob es überhaupt klug war, den Trainer noch inmitten der Abschiedsserie aus der Bundesliga zu holen, wenn dieser auch den Wiederaufstieg schaffen soll. Die Frage, ob er dann nicht schon verbrannt sei, wurde häufig gestellt. Die aktuell laufenden Gespräche rund um Rangnick waren zwar nicht vorhersehbar, doch kommt diese Frage durch diese zumindest moralische Zwickmühle zum Vorschein.
Es zeigt sich wieder einmal: Auf Schalke ist alles ein bisschen komplizierter, gerade in der laufenden Saison. Grammozis macht einen sehr sympathischen Eindruck, an ihm wird der Abstieg nicht liegen. Und trotzdem könnte sein Aus im Sommer schon in den nächsten Wochen feststehen. Welch ein Dilemma...