Bei Arsenal aussortiert: "Zutiefst enttäuschter" Özil will nicht aufgeben
Von Florian Bajus

In den sozialen Medien hat Mesut Özil seine Enttäuschung über die Ausbootung aus dem Premier-League-Kader des FC Arsenal ausgedrückt. Aufgeben will der frühere deutsche Nationalspieler aber nicht.
Seit dem Re-Start im Juni spielt Mesut Özil unter Mikel Arteta keine große Rolle mehr. Der offensive Mittelfeldspieler wurde saisonübergreifend seit dem 29. Spieltag nur zweimal für den Spieltagskader der Gunners nominiert, letztmals beim 2:0-Sieg über den FC Southampton am 25. Juni.
Am Dienstag gab der Verein schließlich bekannt, dass Özil nicht mehr zum Aufgebot dazugehören wird. In einer auf Twitter veröffentlichten Stellungnahme zeigte sich der 32-Jährige von dieser Entscheidung "zutiefst enttäuscht".
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— Mesut Özil (@MesutOzil1088) October 21, 2020
"Vor meiner Vertragsunterschrift im Jahr 2018 habe ich dem Verein, den ich liebe - Arsenal - meine Loyalität versprochen. Es macht mich traurig, dass diese nicht erwidert worden ist", schreibt Özil. Er habe "von Woche zu Woche" versucht, positiv zu bleiben und darauf gehofft, eines Tages wieder in den Kader zurückkehren zu können. Auch deswegen habe er sich nie öffentlich zu seiner derzeitigen Rolle geäußert.
Warum er von Arteta nicht mehr berücksichtigt wird, kann sich Özil nicht erklären: "Vor dem Ausbruch des Corona-Virus war ich sehr glücklich mit der Entwicklung unter unserem neuen Trainer Mikel Arteta. Wir waren auf einem guten Weg und ich würde sagen, meine Leistungen waren auf einem wirklich guten Niveau. Aber dann haben sich die Dinge wieder einmal geändert und mir war es nicht länger erlaubt, für Arsenal zu spielen."
Özils Vertrag endet am 30. Juni 2021, an eine vorzeitige Flucht denkt er nicht: "London fühlt sich noch immer wie mein Zuhause an, ich habe noch immer viele gute Freunde innerhalb der Mannschaft und ich fühle mich noch immer stark mit den Fans verbunden. Egal was passiert, ich werde weiter um meine Chance kämpfen und meine achte Saison bei Arsenal nicht auf diese Weise enden lassen."
Arsenal zögerlich, Özil naiv - die aktuelle Situation war abzusehen
Die Causa Özil findet durch die nicht-Nominierung ihr trauriges Ende. Der einstige Star, das Aushängeschild des deutschen Fußballs, verschwindet durch seine Degradierung komplett von der Bildfläche. Hätte man diese Situation verhindern können?
Bestimmt, denn das aktuelle Szenario war über Wochen und Monate abzusehen. Bereits in der vergangenen Saison war Özil kaum mehr das Maß aller Dinge in London. Es kriselte immens zwischen Spieler und Verein, die Einsätze wurden seltener. Relativ deutlich gaben die Gunners ihrem Profi zu verstehen, dass man perspektivisch wohl nicht mehr mit seinen Diensten planen werde. Im Sinne des Klubs wäre ein Abgang des Topverdieners sicher der Idealfall gewesen. Selbst eine Vertragsauflösung scheint - trotz Corona - im Bereich des finanziell Möglichen gewesen zu sein. Das Mega-Gehalt für das letzte Vertragsjahr muss Arsenal ja nun auch zahlen.
Özil wiederum klammerte sich offensichtlich an die Hoffnung, irgendwie wieder zum Team zurückkommen zu können. Daraus wurde nun nichts, die ausstehenden 21 Millionen Euro Gehalt dürften den Mittelfeldspieler allerdings etwas trösten. Doch allzu groß scheint Özils Motivation auf Spielpraxis nicht gewesen zu sein, den trotz Kadernominierungen wären seine Einsatzchancen bei Arsenal gering.
Im Endeffekt bestimmt das Dilemma nur eine zentrale Frage: Warum wollte Özil nicht wechseln? War es das Geld, was ihn bei Arsenal hielt? Rechnete er sich wirklich Chancen auf Spielzeit aus? Oder hat sich der ehemalige Nationalspieler schon aufgegeben? Unabhängig vom Ganzen trägt Özil teilweise auch selbst die Verantwortung für sein Dilemma. Konstant schlechte Leistungen und fehlende Motivation auf dem Platz sowie nicht zuletzt sein umstrittenes Verhältnis zum türkischen Machthaber Erdogan sorgten für eine immens negative Publicity.
Spätestens seit 2018 stagniert Özil in allen Bereichen: Weder flüchtet er vor seiner Situation, noch sucht er den Weg nach vorn. Vielmehr nimmt er 32-Jährige es hin, immer weiter ins Abseits geschobenen zu werden. Und dem FC Arsenal ist seine Personalia schließlich soweit egal, sodass man ihn lieber auf der Tribüne versauern lässt - trotz Mega-Gehalt.