Bei aller Bescheidenheit - mit Sandro Wagner muss der HSV sprechen!

Wird er zum Transferhammer des HSV in diesem Sommer? Sandro Wagner
Wird er zum Transferhammer des HSV in diesem Sommer? Sandro Wagner / Fred Lee/Getty Images
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Nach zwei enttäuschenden Zweitliga-Spielzeiten will der HSV demütiger und bescheidener auftreten. Der große Druck des Aufsteigenmüssens wurde von den Verantwortlichen als einer der Hauptgründe für den zweimaligen Leistungseinbruch im jeweils letzten Saisondrittel ausgemacht. Dennoch werden weiterhin auch größere Namen die Gerüchteküche rund um mögliche Transfers der Hanseaten füllen. Wie jetzt bei einem Stürmer, der sein Abenteuer in China beendet hat.

Als ich die Meldung über Sandro Wagner und die Beendigung seines Engagements im Reich der Mitte nach nur 18 Monaten las, habe ich mich schon gefragt, ob diese Kategorie Spieler überhaupt Platz hat in den Köpfen der HSV-Verantwortlichen. Eigentlich dürfte sie es nicht. Denn Wagner ist teuer. Zu teuer für den HSV auf jeden Fall.

Ein Schritt nach hinten, um zwei nach vorne zu machen - das könnte für Klub wie Spieler gelten

Doch dann entsann ich mich einer Reihe von Spielern, deren Namen an dieser Stelle nichts zur Sache tun, die in einem bestimmten Moment ihrer Karriere ebenfalls einen Schritt nach hinten gemacht haben, um anschließend zwei nach vorne zu tun. Kurioserweise beschrieb auch der neue HSV-Trainer Daniel Thioune mit ebendiesen Worten die aktuelle Lage rund um seinen neuen Arbeitgeber.

Mit Schritt nach hinten ist natürlich in diesem Zusammenhang gemeint, dass erwähnte Spieler ein finanziell nicht ganz so lukratives Angebot annahmen, um überhaupt wieder ins Geschäft zu kommen. Denn gefühlt ist man durch einen Wechsel in die chinesische Liga aus diesem rausgefallen.

Sandro Wagner im Zweikampf
Sandro Wagner im Zweikampf / Fred Lee/Getty Images

Wagners Hauptgrund für seinen vorzeitigen Abschied aus China soll die unsichere Pandemielage im Laned gewesen sein. Doch auch rein sportlich gibt es selbst für einen nunmehr 32-jährigen Kicker noch genügend Gründe für einen Wechsel nach Europa. Zumal ein Alter von 32 beim heutigen Stand der Wissenschaft und Technik auch noch nicht den automatischen Gang in die Rente bedeuten muss. Robert Lewandowski, z.B., wird in knapp einem Monat dieses Alter erreicht haben. Und zweifelt irgendjemand hierzulande an seinen Qualitäten? Ein gewisser Cristiano Ronaldo wechselte gar mit 33 Lenzen von Real Madrid zu Juventus - und belegte zweimal hintereinander einen vorderen Rang in der Torjägertabelle der Serie A. Von einem Zlatan Ibrahimovic ganz zu schweigen...

Dem kicker zufolge stand Sandro Wagner sogar Pate bei der Erstellung der Anforderungskriterien für den gesuchten Stoßstürmer des Hamburger SV. Wagner ist groß (1,94 Meter), wuchtig (90 kg), athletisch und durchsetzungsstark, zusätzlich aber auch mit Spielvermögen ausgestattet. Unter Jogi Löw kam er mit diesen Attributen immerhin auf 8 Länderspiele, in denen er starke 5 Tore erzielen konnte. Sein Ende im Adlertrikot provozierte der gebürtige Münchener dann selbst, als er aus der Enttäuschung über seine Nicht-Nominierung für die WM 2018 in Russland seinen freiwilligen Abschied aus der Nationalmannschaft bekannt gab.

Wenn Wagner nicht nur auf das Gehalt schielt, ist dieser Deal gar nicht so unrealistisch

Jetzt ist der streitbare Angreifer, der mit seiner Meinung nicht vor den Berg hält und auch zu ansonsten eher tabuisierten Themen wie der Entlohnung von Profi-Fußballern eine klare, wenn auch vielleicht nicht immer populäre Meinung hat, also wieder auf dem Markt. Nochmal: bei Tianjin Teda dürfte Wagner in den eineinhalb Jahren seines Wirkens gutes Geld kassiert haben. Da er auch schon unter Beweis gestellt hat, kein "normaler" Fußballer zu sein, könnte ihn ein Experiment (nichts anderes wäre ein Engagement beim HSV) vielleicht durchaus reizen, auch wenn er nicht mit Geld überhäuft würde.

Von Seiten des HSV wäre es daher fahrlässig, diese Option nicht abzuklopfen. Wenn sich schon nach den ersten Sätzen herausstellen sollte, dass es eine finanzielle Basis zwischen den Parteien nicht geben kann, lässt man es einfach. Aber versuchen sollte man es. Vielleicht reizt einen Wagner ja auch die Perspektive, mit einem Klub wie dem HSV durch dessen dunkelste Stunden zu gehen, um sich dann um so mehr im Glanz des Erfolges (Wiederaufstieg, Konsolidierung in der Bundesliga usw) sonnen zu können. Und dass sich auch Münchener in der Hafenstadt Hamburg wohlfühlen können, weiß man ja nicht erst seit Franz Beckenbauer.