Bayerns Kim offenbart "innere Konflikte"
Von Lennart Sörnsen
Im Sommer vergangenen Jahres kam Min-jae Kim mit großen Vorschusslorbeeren zum FC Bayern, als frisch gebackener Meister mit der SSC Neapel gewann der Südkoreaner ebenfalls den Preis als Verteidiger des Jahres in der Serie A. Auch in München legte der Innenverteidiger zunächst ordentlich los. In der Hinrunde machte Kim, trotz einigen kleineren Wacklern, mit vielen guten Auftritten auf sich aufmerksam, der 27-Jährige stand in jeder Partie bis zur Winterpause von Beginn an auf dem Rasen, die allermeisten davon über die gesamte Spieldauer. Die Bayern erhofften sich mit dem "Monster", so sein Spitzname, ihren neuen Abwehrchef gefunden zu haben.
Zu Beginn des neuen Jahres mussten die Bayern jedoch zunächst auf Kim verzichten, der Asien-Cup mit Südkorea stand an. Somit verpasste Kim einige Bundesligaspiele. Dies sollte jedoch zunächst nicht ins Gewicht fallen, Tuchel setzte sofort wieder auf den Südkoreaner. Nachdem dieser sich bei den schmerzhaften Niederlagen gegen Leverkusen, Lazio und Bochum allerdings fehleranfällig zeigte, war er seinen Stammplatz bei Tuchel erst einmal los. Kim wirkte zu dieser Phase überspielt, nicht gerade überraschend bei dem hohen Pensum an Spielen beim Rekordmeister sowie bei der Nationalmannschaft.
Doch in einem der wichtigsten Spiele der Saison, dem Hinspiel des Champions-League-Halbfinales gegen Real Madrid (30. April, Endergebnis 2:2) stand Kim, der im Viertelfinale gegen Arsenal gerade einmal 14 Minuten spielte, überraschend wieder in der Startelf. Das Vertrauen konnte der 1,90 Meter große Verteidiger jedoch nicht zurück zahlen. Bei beiden Gegentoren war Kim entscheidend beteiligt - zwei folgenschwere Fehler. Direkt nach dem Spiel folgte die scharfe Kritik des eigenen Trainers. Kim sei "zu gierig" gewesen, so Tuchel.
Dass diese Kritik nicht spurlos am Südkoreaner vorbei ging, offenbarte der Innenverteidiger nun in einem Interview bei t-online. Die Kritik an seiner Spielweise habe bei ihm zu "inneren Konflikten" geführt, so Kim. Er habe sonst immer "mit Überzeugung gespielt", dies sei bei Bayern jedoch nicht gefragt. Kim ist für seine aggressive, nach vorne verteidigende Art bekannt. Eine Eigenschaft, die ihm in Italien viel Ehrfurcht einbrachte, ihm beim Spiel gegen Real Madrid aber zum Verhängnis wurde.
Die Folgen dieses inneren Konflikts spürte Kim nach eigener Aussage auch bei seinen weiteren Auftritten gegen den VfB Stuttgart und den VfL Wolfsburg, wie der 27-Jährige nach der Partie gegen die Wölfe erzählte. Er habe "viele Momente während des Spiels" gegeben, "in denen ich gezögert habe", so der Innenverteidiger. Kim verdeutlichte, er habe sich "sehr bemüht, das zu zeigen, was der Trainer wollte". Als abschließende Analyse seiner persönlichen Saison blickte Kim selbstkritisch zurück und gab zu, er sei mit seiner Saison nicht zufrieden, ließ aber gleichzeitig keine Zweifel daran, dass er sich steigern werde, um nächste Saison "noch stärker" zu sein.