Bayern zeigt Interesse an Thilo Kehrer: Darum macht ein Transfer absolut keinen Sinn

Ein Transfer von Thilo Kehrer würde mehr Fragen aufwerfen, als Probleme lösen
Ein Transfer von Thilo Kehrer würde mehr Fragen aufwerfen, als Probleme lösen / Fran Santiago/Getty Images
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Sollte der FC Bayern seine Verkaufskandidaten noch für Geld losbekommen, ist laut Angaben der L'Équipe Thilo Kehrer ein heißer Kandidat für eine Verpflichtung. Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić sollen bereits mit den Verantwortlichen von Paris Saint-Germain gesprochen haben. Doch was versprechen sich die Münchner eigentlich vom 24-jährigen Defensivspieler?


Der FC Bayern hat sich schon im vergangenen Transfer-Sommer nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, indem man kurz vor knapp mehrere Mittelmaß-Spieler wie Marc Roca oder Bouna Sarr verpflichtet hat. Zudem entsprach auch der ablösefreie Transfer von Eric-Maxim Choupo-Moting und die Leihe von Douglas Costa eher der neuen Münchner Spar-Mentalität als dem Zugewinn von Qualität.

Thilo Kehrer: Vom Kaufkandidat zum Verkaufskandidat?

Gründe für solche Transfers gibt es durchaus, da sich der Klub in Zeiten der Corona-Pandemie keine Kracher-Transfers am laufenden Band leisten kann. Allerdings stellt sich die Frage, ob Spieler aus dem C-Regal dem Verein überhaupt weiterhelfen. Letztlich füllen die Spieler für ein oder zwei Jahre den Kader auf, um dann selbst wieder zu Verkaufskandidaten zu werden.

Mit Thilo Kehrer umwerben die Münchner jetzt einen Spieler, der genau in die Kategorie Roca oder Sarr passt. Der Ex-Schalker ist eher ein mittelmäßiger Verteidiger, der zwar mehrere Positionen abdecken kann, aber auf keiner wirkliche Bayern-Tauglichkeit vorweist.

Seinen auffälligsten Auftritt im PSG-Trikot hatte der 24-Jährige ausgerechnet im Champions-League-Finale gegen den FC Bayern, als er von Kingsley Coman geradezu auseinandergenommen wurde und erheblichen Anteil an der Pariser Final-Niederlage hatte. Konsequenterweise durfte er in der vergangenen Champions-League-Saison keine Partie mehr von Beginn absolvieren und spielte in der K.o.-Phase nur eine Minute.

Thilo Kehrer, Kingsley Coman
Champions-League-Finale 2020: Kehrer hatte gegen Coman immer wieder das Nachsehen / Pool/Getty Images

Der Ligue-1-Klub hat das Vertrauen in den früheren Schalker in großen Spielen verloren und möchte ihn daher loswerden. Kehrer leistet sich zu viele Stellungsfehler, offenbart Schwächen in der Eins-gegen-eins-Verteidigung und ist auch fußballerisch nicht auf allerhöchstem Niveau einzuordnen.

Zwar absolvierte der Abwehrspieler immerhin 98 Spiele im Pariser Trikot, konnte aber in Verlaufe der Jahre immer weniger überzeugen. Sinnbildlich hierfür steht die Tatsache, dass er zuletzt auch in der Nationalmannschaft keine große Rolle spielte.

Aufgrund der gewaltigen Probleme des DFB-Teams auf der rechten Verteidiger-Position und der vorübergehenden Aussortierungen von Hummels und Boateng, hätte eigentlich Kehrers Stunde schlagen müssen. Dass dies nicht geschehen ist, lag zum einen an den vielen Verletzungen des Spielers, aber auch an dessen fehlenden Qualitäten.

Natürlich muss man sich nun die Frage stellen, inwieweit ein Spieler, der in der DFB-Elf und bei PSG keine große Rolle spielt, ausgerechnet den Bayern helfen soll. Selbst das Argument, dass man keine 20 Top-Spieler im Kader haben kann und den Spieler vorrangig für die Kaderbreite verpflichten würde, zieht nicht.

Die Bayern sollten statt auf Mittelmaß-Transfers auch die Jugend setzen

Vielmehr würde es Sinn machen, auf Mittelmaß-Transfers mit Ansage zu verzichten. Hierbei würde sich der Klub Geld sparen, wodurch die Bayern-Bosse langfristig eher einen Spieler finanzieren könnten, der dem Team auch qualitativ weiterhilft.

Das Ziel darf nicht lauten, 13-14 Top-Spieler zu haben und den Rest mit Ersatzkräften und ein paar Nachwuchs-Talenten aufzufüllen. Deutlich zielführender wäre ein Kader aus 16-17 Top-Spielern, nur wenigen klassischen Ersatz-Kräften und dafür mehreren eigenen Talenten.

Eigenen Aussagen zufolge wollen die Bayern-Bosse ohnehin auf die Jugend setzen. Dieser Schritt ist auch sinnvoll, muss dann aber auch so stattfinden, wie er kommuniziert wird. Ein Kehrer-Transfer wäre genau das Gegenteil der angestrebten Philosophie.

Josip Stanisic
Josip Stanišić ist bislang der Gewinner unter Juian Nagelsmann / BSR Agency/Getty Images

Derzeit kämpft beispielsweise das Eigengewächs Josip Stanišić um seinen Platz auf der rechten Verteidigungsseite und macht seine Aufgabe bislang sehr ordentlich. Einen neuen Back-Up bzw. Konkurrenten für Pavard zu holen macht demnach nur Sinn, wenn dieser deutlich stärker ist oder andere Qualitäten mitbringt.

Beides wäre bei Kehrer nicht der Fall, weil er ähnlich wie Pavard offensiv limitiert ist und auch kein klarer Leistungsträger sein dürfte. Konsequenterweise wäre es völlig sinnfrei, wenn die Bosse nach Bouna Sarr einen weiteren mittelmäßigen Rechtsverteidiger kaufen.

Kehrer besitzt keinen Mehrwert gegenüber Nianzou oder Richards

In der Innenverteidigung ist die Situation beinahe die gleiche, wie auf der rechten Seite. Neben Lucas Hernández, Dayot Upamecano und Niklas Süle, stehen mit Tanguy Nianzou und Chris Richards zwei Talente im Kader, die um Einsatzminuten kämpfen. Demnach benötigt es keinen Thilo Kehrer, der notfalls einspringen kann, aber qualitativ nicht besser ist als die jungen Back-Ups.

Sollten die Bosse Richards durch Kehrer ersetzen, würde man die eigene Jugend-Arbeit vor den Kopf stoßen und ein schlechtes Signal an alle Campus-Hoffnungen senden. Aussagen, wie: "wir wollen auch auf den eigenen Nachwuchs setzen", hätten eine mehr als befremdliche Wirkung.

Sollte Niklas Süle den Klub verlassen, könnte man über Kehrer diskutieren, jedoch muss sich der Verein im Klaren sein, dass der Tausch ein klares "Downgrade" wäre. Auf Süle war in großen Spielen schließlich fast immer Verlass. Diesen Beweis ist der Pariser hingegen schuldig geblieben.

Jedenfalls hätte wohl jeder Bayern-Fan ein flaues Gefühl im Magen, wenn bei einem wichtigen Champions-League-Spiel Thilo Kehrer für Hernández, Süle oder Upamecano auflaufen würde. Alleine das zeigt schon ganz klar, dass die Bayern schleunigst Abstand von einem solchen Transfer nehmen sollten.