Bayern stark, VfL enttäuschend: Die Einzelkritik zum Topspiel der Frauen-Bundesliga

  • Einseitiges Spitzenspiel in der Frauen-Bundesliga
  • Bayern gewinnt "nur" 2:1
  • Wolfsburg vor allem in der 1. Halbzeit klar unterlegen
Die Bayern jubeln, der VfL hadert
Die Bayern jubeln, der VfL hadert / Sebastian Widmann/GettyImages
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2:1 - was nach einem Duell auf Augenhöhe klingt, war in Wirklichkeit fast ein Klassenunterschied. Der FC Bayern hat das Spitzenspiel in der Frauen-Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg klar dominiert und geht als hochverdienter Sieg vom Platz. Die Münchnerinnen ließen dem VfL vor allem in der ersten Halbzeit keine Luft zum Atmen und gingen mit einem 2:0-Vorsprung in die Pause. Nach dem Seitenwechsel verpasste die starke Jovana Damnjanovic vom Elfmeterpunkt die Vorentscheidung, dafür traf Lena Oberdorf aus dem Nichts zum Anschluss. Die Partie wurde trotz der klaren Überlegenheit der Bayern noch einmal spannend. Doch auch nach dem glücklichen Anschlusstreffer sorgten die Wölfinnen kaum für Gefahr, der FCB hatte wenig Probleme, die Führung über die Zeit zu bringen.

Tore

1:0 Linda Dallmann (29. Minute/Vorarbeit Klara Bühl)
2:0 Klara Bühl (37./Dallmann)
2:1 Lena Oberdorf (63. Popp)

Besonderes Vorkommnis:
Jovana Damnjanovic (FC Bayern) schießt Hand-Elfmeter an die Latte (51.)


Der FC Bayern in der Einzelkritik

Mala Grohs (Tor)

Wer wissen möchte, wie es an diesem Nachmittag um die Kräfteverhältnisse im deutschen Frauenfußball bestellt war, muss sich nur die Leistung von Bayern-Keeperin Mala Grohs angucken. Die 22-Jährige wurde während des gesamten Spiels nicht ein Mal ernsthaft gefordert! Ausnahme bildete Lena Oberdorfs Treffer zum 1:2, bei dem Grohs keine Schuld traf. Davon abgesehen brachte sich die Bayern-Schlussfrau bei einem Missverständnis mit Kapitänin Glodis Viggosdottir selbst in Bedrängnis (15.) - der Fauxpas blieb aber ohne Folgen. Bewertung: 6/10

Giulia Gwinn (Rechte Verteidigung)

Giulia Gwinn zeigte eine gute Partie. Defensiv hatte die Nationalspielerin alles im Griff, nach vorne war sie zwar fleißig, allerdings nicht zwingend genug. Beim Elfmeter wäre es wohl besser gewesen, Jovana Damnjanovic hätte ihr den Vortritt gelassen. Beim DFB hatte sich Gwinn zuletzt drei Mal in Serie als sichere Schützin erwiesen. 7/10

Glodis Viggosdottir (Innenverteidigung)

Eine Leistung, die einer Kapitänin würdig ist. Glodis Viggosdottir bewies sowohl am Boden als auch in der Luft ihre enorme Zweikampfstärke, überzeugte mit souveränem Aufbauspiel und hätte beinahe sogar einen Treffer erzielt: Nach einem Freistoß von Klara Bühl kam sie gegen Alexandra Popp mit der Fußspitze an den Ball, VfL-Schlussfrau Lisa Schmitz konnte gerade noch so parieren (20.). 8/10

Glodis Perla Viggosdottir
Der Fels in der Brandung: Bayern-Kapitänin Glodis Viggosdottir / Stefan Matzke - sampics/GettyImages

Magdalena Eriksson (Innenverteidigung)

Auch die zweite Innenverteidigerin der Bayern, Star-Neuzugang Magdalena Eriksson, überzeugte auf ganzer Linie. Die schwedische Nationalspielerin hatte gegen die hochkarätig besetzte Offensive der Wölfinnen keine Probleme und zeigte eine nahezu fehlerfreie Partie. Im Zweikampf war sie nicht ganz so auffällig wie Nebenfrau Viggosdottir, schrammte aber bei einem Kopfball über das Tor auch nur knapp an einem eigenen Treffer vorbei (61.). 7/10

Katharina Naschenweng (Linke Verteidigung)

Dank der Ex-Hoffenheimerin haben die Bayern trotz des Kreuzbandrisses von Carolin Simon weiterhin eine bärenstarke linke Seite. Naschenweng bewies auch gegen den VfL, dass ihre Verpflichtung eine hervorragende Entscheidung war. Gegen den Ball absolut stabil, gefiel sie auch im Spiel mit der Kugel, auch wenn sie den Fokus auf die Defensivarbeit legte. 7/10

Sarah Zadrazil (Defensives Mittelfeld)

Als fleißige Abfangjägerin vor der Abwehrkette enorm wichtig. Die Österreicherin gefiel besonders im ersten Durchgang mit zahllosen Balleroberungen und war einer der Hauptgründe dafür, dass Wolfsburg überhaupt nicht ins Spiel fand. Nach der Pause unauffälliger, aber immer noch mit einer tollen Leistung. 8/10

Georgia Stanway (Defensives Mittelfeld)

Eine Galavorstellung! Die Engländerin übernahm wie gewohnt den offensiven Part auf der Doppelsechs, ohne jedoch ihre Defensivaufgaben zu vernachlässigen. Stanway sorgte früh mit einem Versuch aus der Distanz für Gefahr (14.) und leitete wenig später das 1:0 ein (29.). Nach dem Seitenwechsel wurde die 24-Jährige sogar noch stärker, brillierte mit einigen starken Balleroberungen und entwickelte sich hinter Klara Bühl zur besten Spielerin auf dem Platz. 9/10

Linda Dallmann (Rechtes Mittelfeld)

Linda Dallmann, die eigentlich lieber im zentralen offensiven Mittelfeld agiert, war in den wichtigen Situationen zur Stelle. Beim 1:0 bewies sie ihren Torriecher, das 2:0 bereitete sie vor. Darüber hinaus war die 29-Jährige sehr viel unterwegs und arbeitete vorbildlich mit nach hinten. Den Applaus bei ihrer Auswechslung (72.) hatte sie sich redlich verdient. 8/10

Jovana Damnjanovic (Offensives Mittelfeld)

Eine fantastische erste Halbzeit der serbischen Nationalspielerin! Die Wolfsburger Abwehr bekam die robuste Angreiferin überhaupt nicht in den Griff, Damnjanovic fungierte ein ums andere Mal als Anspielstation, die den Ball mit dem Rücken zum Tor hervorragend behauptete - so etwa bei ihrem Pre-Assist zum 2:0. Dass sie ihre Leistung nicht mit einem Tor krönte und per Elfmeter nur die Latte traf, ist angesichts der tollen ersten Hälfte besonders bitter und kostet ihr eine bessere Bewertung. Ihre Auswechslung nach gut einer Stunde war trotzdem reichlich unverständlich. 8/10

Linda Dallmann, Klara Buehl, Sara Zadrazil, Georgia Stanway, Lea Schueller, Jovana Damnjanovic
Die Bayern freuen sich über Klara Bühls Treffer zum 2:0 / Sebastian Widmann/GettyImages

Klara Bühl (Linkes Mittelfeld)

Die beste Spielerin auf dem Platz! Bühl bereitete das 1:0 vor, indem sie sich stark gegen Lynn Wilms durchsetzte, abzog und Lisa Schmitz dazu zwang, vor die Füße von Linda Dallmann abprallen zu lassen (29.). Das 2:0, ein strammer Flachschuss aus 17 Metern, besorgte die Flügelflitzerin höchstselbst (37.). Im zweiten Durchgang ließ Bühl keineswegs nach, vernaschte auch die neu eingewechselte Joelle Wedemeyer ein ums andere Mal und hätte beinahe den Doppelpack geschnürt - nur der Pfosten stand im Weg (54.). 9/10

Lea Schüller (Sturm)

Im Angriff der Bayern fiel Lea Schüller deutlich ab. Vor den Augen ihres Förderers, Bundestrainer Horst Hrubesch, kam die Stürmerin kaum in Abschlusspositionen und blieb weitgehend blass. Ihre einzige Möglichkeit vereitelte VfL-Torhüterin Lisa Schmitz (74.). 5/10

Einwechslungen

Franziska Kett (65. für Damnjanovic)

Die junge Franziska Kett konnte sich nach ihrer Hereinnahme nicht empfehlen. In der 79. verursachte sie gegen Lena Oberdorf unnötigerweise einen gefährlichen Freistoß, nach vorne gelang ihr kaum etwas. Ohne Bewertung

Sydney Lohmann (72. für Dallmann)

Comeback nach wochenlanger Verletzungspause für die Nationalspielerin. Lohmann fügte sich gut ins Spiel ein, entscheidende Impulse gingen in der kurzen Spielzeit aber nicht von ihr aus. Ohne Bewertung

Tainara (88. für Bühl)

Innenverteidigerin Tainara half in den Schlussminuten mit, den Sieg über die Zeit zu bringen. Ohne Bewertung

Der VfL Wolfsburg in der Einzelkritik

Lisa Schmitz (Tor)

Die Vertreterin der verletzten Merle Frohms sorgte dafür, dass die Wölfinnen nicht noch höher verloren. Schmitz war bei den Gegentreffern machtlos, zeigte sich gegen Schüller auf dem Posten (11.) und parierte mehrmals stark (14./20./74.). Vor allem ihre doppelte Rettungstat nach Freistoß von Klara Bühl (20.) verdient eine Erwähnung. 8/10

Lisa Schmitz
Starke Leistung: VfL-Schlussfrau Lisa Schmitz / Sebastian Widmann/GettyImages

Lynn Wilms (Rechte Verteidigung)

Kein guter Tag für die junge Niederländerin. Wilms sah beim 0:1 gegen Klara Bühl nicht optimal aus und hatte gegen die schnelle Bayern-Angreiferin immer wieder Probleme. Gelb-vorbelastet musste sie schon zur Pause runter. 4/10

Kathrin Hendrich (Innenverteidigung)

Kathy Hendrich konnte sich beim 0:2 nicht gegen Jovana Damnjanovic behaupten und ließ sich kurz nach dem Seitenwechsel von Klara Bühl austanzen (54.). Hendrich und Marina Hegering waren besonders im ersten Durchgang die Leidtragenden des schwachen Wolfsburger Spielaufbaus, der immer wieder am Münchner Pressing scheiterte. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die 31-Jährige Defizite im Spiel mit dem Ball hat. Diese Schwäche tat gegen die Bayern besonders weh. 6/10

Marina Hegering (Innenverteidigung)

Für Marina Hegering gilt dasselbe wie für Kathy Hendrich: Auch die zweite Wolfsburger Innenverteidigerin zeigte kein schlechtes Spiel und leistete sich nur wenige Fehler (etwa beim 0:2, als sie gegen Klara Bühl zu zögerlich agierte). Das Problem bestand in der Spielanlage der Wölfinnen, die sich vor allem in den ersten 45 Minuten so gut wie nie aus der eigenen Hälfte kombinieren konnten. Hegering war sogar einer der Lichtblicke in einer indisponierten Wolfsburger Mannschaft und ging nach dem Seitenwechsel als Führungsspielerin voran. 7/10

Felicitas Rauch (Linke Verteidigung)

Ebenso wie ihr Pendant Lynn Wilms mit einem Auftritt zum Vergessen. Feli Rauch kam offensiv gar nicht zum Zug und leistete sich immer wieder Unzulänglichkeiten im Passspiel. Das 0:2, als sie sich gegen Vorbereiterin Linda Dallmann verschätze und zu spät kam, geht auf ihre Kappe. 4/10

Lena Oberdorf (Defensives Mittelfeld)

Lena Oberdorf sorgte mit einem klasse Distanzschuss für den Anschlusstreffer (63.). Davon abgesehen enttäuschte die 21-Jährige. Zu wenig Präsenz, zu viele Fehler. 6/10

Lena Lattwein (Defensives Mittelfeld)

Auch Lena Lattwein fand gegen das bayerische Pressing kein Mittel. Die Nationalspielerin war zwar sichtlich bemüht, kam gegen die Münchner Dominanz im Mittelfeld aber nicht an. Lattwein musste kurz nach der Pause verletzungsbedingt ausgewechselt werden (54.). 5/10

Svenja Huth (Rechts Mittelfeld)

Eine ganz schwache Leistung. Svenja Huth gelang außer Fehlpässen und ungefährlichen Flanken so gut wie nichts. Erstaunlich, dass sie über 90 Minuten auf dem Platz bleiben durfte. 2/10

Alexandra Popp (Offensives Mittelfeld)

Alexandra Popp rettete in der 14. Minute auf der Linie - ihre einzige gute Aktion im gesamten Spiel. Die DFB-Kapitänin leitete das 0:1 mit einem Fehlpass ein und vergab in der zweiten Halbzeit mehrere aussichtsreiche Gelegenheiten kläglich. Bei zwei Freistößen aus gefährlicher Position zielte sie entweder in die Mauer (70.) oder deutlich drüber (80.), ein tolles Zuspiel von Ewa Pajor beförderte sie ebenfalls in die Wolken (72.). 2/10

Alexandra Popp
Auch Alexandra Popp konnte die Wolfsburger Niederlage nicht verhindern / Sebastian Widmann/GettyImages

Jule Brand (Linkes Mittelfeld)

Jule Brand blieb wie alle VfL-Offensivkräfte komplett blass. Kurz nach der Pause musste sie zum Duschen, Vivien Endemann kam in die Partie (54.). 2/10

Ewa Pajor (Sturm)

Wie ihre Kolleginnen konnte auch Ewa Pajor überhaupt keine Akzente setzen. Als Mittelstürmerin lag das aber weniger an ihr als an den fehlenden Zuspielen. 3/10

Einwechslungen

Joelle Wedemeyer (46. für Wilms)

Joelle Wedemeyer verursachte direkt nach ihrer Einwechslung einen unnötigen Handelfmeter und hatte Glück, dass Jovana Damnjanovic die Chance aufs 3:0 liegen ließ (51.). Im weiteren Spielverlauf hatte Wedemeyer große Probleme gegen Klara Bühl und setzte nach vorne so gut wie keine Akzente. Anders als in Frankfurt konnte die 27-Jährige ihre Jokerchance nicht nutzen. 4/10

Chantal Hagel (54. für Lattwein)

Dasselbe gilt für Chantal Hagel. Die ehemalige Hoffenheimerin kam für die verletzte Lena Lattwein in die Partie und fügte sich nahtlos ins schwache Wolfsburger Spiel ein. Kaum gelungene Aktionen. 4/10

Vivien Endemann (54. für Brand)

Vivien Endemann sollte mit ihrer Geschwindigkeit endlich für Gefahr in der bayerischen Hälfte sorgen. Dieser Plan ging nicht auf. Die Ex-Essenerin blieb ebenso blass wie ihre Teamkolleginnen. 3/10

Nuria Rabano (63. für Rauch)

Die Spanierin war sofort besser im Spiel als Feli Rauch und hatte viele Ballkontakte. Das Ruder herumreißen konnte allerdings auch die Neuverpflichtung aus Barcelona nicht. Ohne Bewertung

Fenna Kalma (86. für Oberdorf)

Angreiferin Fenna Kalma blieb in der kurzen Spielzeit ohne nennenswerte Aktion. Ohne Bewertung


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