Bayern-Schreck oder Kanonenfutter? Aston Villa im Gegner-Check

Der FC Bayern trifft in der Champions League auf Aston Villa. Zwar ist der Insel-Klub international in jüngerer Vergangenheit kaum auffällig geworden, hat den größten Coup seiner Vereinsgeschichte aber ausgerechnet gegen die Münchner gefeiert. Wir nehmen den Klub aus Birmingham genauer unter die Lupe.
Kann Aston Villa die Bayern zu Fall zwingen?
Kann Aston Villa die Bayern zu Fall zwingen? / JUSTIN TALLIS/GettyImages
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Der FC Bayern führt nach dem 9:2-Erfolg gegen Dinamo Zagreb die Champions League an. Die Tabellenspitze zu halten, dürfte aber kein einfaches Unterfangen werden. Für die Männer von Vincent Kompany geht es auf die Insel, was bekanntlich meist kein einfacher Betriebsausflug ist. Beim Gegner handelt es sich jedoch nicht wie in der Champions League sonst so häufig um den FC Arsenal, den FC Liverpool oder Manchester City, sondern um Aston Villa. Zwar kennt man den Klub aus dem Birmingham-Stadteil Aston aus der Premier League, jedoch ist er in der Königsklasse eher eine große Unbekannte. Vor dem Duell am Mittwochabend (ab 21 Uhr) ist es an der Zeit, die Villans ein wenig genauer vorzustellen.

Welche internationalen Erfolge hat Aston Villa vorzuweisen?

Zwar dürften sich an die großen internationalen Erfolge nur noch die etwas älteren Fußball-Fans erinnern, jedoch hatte der Klub Anfang der 1980er-Jahre durchaus eine äußerst starke Phase. Im Jahr 1982 sicherte sich das Team den Europapokal der Landersmeister, also den Vorgänger-Cup der Champions League. Gegner war damals im Übrigen ausgerechnet der FC Bayern. Die hoch überlegenen Münchner mussten sich am Ende mit 0:1 geschlagen geben. Im Anschluss krönte Villa den Erfolg mit dem Gewinnen des UEFA-Supercups und des Weltpokals.

Wann war Aston Villa letztmals europäisch vertreten?

Letztmals im Europapokal der Landesmeister war Aston Villa ein Jahr nach dem großen Triumph in der Saison 1982/83 vertreten. Das Aus setzte es damals im Viertelfinale gegen Juventus Turin. Für die Champions League selbst konnte sich das Team erst wieder in der abgelaufenen Spielzeit qualifizieren. Dafür war Villa häufiger im UEFA Cup und später in der Europa League und in der Conference League mit dabei. Tatsächlich war der Insel-Klub in der Vorsaison bereits international vertreten und zog in der Conference League ins Halbfinale ein. Dort gab es aber zwei Pleiten gegen Olympiakos Piräus. An der Europa League nahm der Klub letztmals 2010/11 teil, jedoch reichte es nie für einen Halbfinal-Einzug.

Welche Erfolge hatte Aston Villa in England

Aston Villa kann immerhin auf sieben englische Meistertitel zurückblicken. Allerdings sind sechs davon über 100 Jahre her. Zuletzt reichte es im Jahr 1981 zum Titelgewinn. Ein ähnliches Bild zeichnet sich im Pokal ab. Von den sieben Erfolgen im FA-Cup fand ebenfalls nur einer innerhalb der letzten 100 Jahren statt. 1957 reichte es hier zum Titelgewinn. Dafür gewann Aston Villa in den letzten 65 Jahren immerhin fünfmal den Ligapokal (letztmals 1996).

Seit der Jahrtausendwende hat der Verein hingegen keine ganz großen Erfolge vorzuweisen. Zwischen 2016 und 2019 spielte der Klub nur in der Championship (2. Liga), konnte aber in der Saison 2022/23 mit Rang sieben in der Premier League nach langer Zeit wieder ein Ausrufezeichen setzen. In der Vorsaison reichte es dann hinter Manchester City, Arsenal und Liverpool zu Rang vier - einhergehend mit der erfolgreichen Quali für die Königsklasse.

Welche Stars hat Aston Villa in seinen Reihen?

Zunächst sei angemerkt, dass Aston Villa sein Mittelfeld-Herzstück Douglas Luiz und Tempo-Dribbler Moussa Diaby im Sommer für insgesamt 111,5 Millionen Euro verloren hat. Dafür sind für fast ebenso viel Geld die beiden äußerst begnadeten 22-Jährigen Ian Maatsen und Amadou Onana hinzugekommen. Während Ex-BVB-Leihgabe Maatsen aktuell nur zweite Wahl ist, spielen die zwei prominentesten Namen ganz vorne und ganz hinten. Zum einen handelt es sich um den argentinischen Weltmeister-Keeper Emiliano Martinez (Welttorhüter des Jahres 2022) und zum anderen um den englischen Stürmer-Star Ollie Watkins. Zweiterer hat in der vergangenen Saison 27 Pflichtspieltore und 13 Vorlagen erzielen können und war damit neben Erling Haaland der beste Stürmer der Premier League.

Bestens bekannt aus der Bundesliga ist natürlich noch Leon Bailey, der den Bayern mit seinem Tempo und seiner Torgefahr bereits als Leverkusen-Profi das Leben schwer gemacht hat. Weitere namenhafte Spieler sind Pau Torres, Youri Tielemans, Boubacar Kamara und Kapitän John McGinn.

Wer ist Trainer von Aston Villa?

Mit Unai Emery hat Aston Villa einen bekannten Namen auf der Trainerbank. Der Spanier hat bereits unter anderem den FC Sevilla, Paris Saint-Germain, den FC Arsenal und den FC Villarreal gecoacht. Auf internationaler Ebene war er vor allem mit den spanischen Klubs erfolgreich. Mit Sevilla gewann der 52-Jährige dreimal die Europa League, mit dem FC Villarreal einmal. Emery war es auch, der das "Gelbe U-Bot" im Jahr 2022 zum Champions-League-Weiterkommen gegen die Bayern steuerte. Mit PSG wurde Emery einmal französischer Meister und zweimal Pokalsieger.

Wie kann Aston Villa dem FC Bayern gefährlich werden?

Als Tabellenvierter der Vorsaison und aktuell Fünftplatzierter der Premier League müssen die Münchner Aston Villa natürlich ernst nehmen, die zudem auch mit einen 3:0-Sieg in Bern erfolgreich in die Königsklasse gestartet sind. Besonders gefährlich macht Aston Villa die Fähigkeit, sich geschickt aus dem Pressing befreien und enorm schnell umschalten zu können. Unter Vincent Kompany sind die Bayern bekanntlich auf ein hohes und aggressives Pressing ausgerichtet.

Aston Villa verfügt über eine enorme Offensiv-Power und hat unter anderem mit Leon Bailey, John McGinn und Ollie Watkins pfeilschnelle Spieler auf dem Platz. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Bayern bei den Villans in die (Pressing-)Falle tappen können. Der offensive Spielstil der Münchner mit einer hohen Abwehr bildet genau das ab, wogegen der Insel-Klub besonders gut klar kommt. Unter anderem aus diesem Grund tippte auch Ex-Villa-Star Thomas Hitzelsperger jüngst auf einen Sieg der Engländer.

Wo ist Aston Villa verwundbar?

Die Schwäche von Aston Villa ist ganz klar die Defensive. Im Vorjahr kassierte das Team ganze 61 Gegentreffer in der Premier League. Eigentlich ist es ein absolutes Wunder, dass eine solche Anzahl trotzdem für die Champions League reichte. Manchester City hat mit 29 Gegentoren nicht mal halb so viele Tore kassiert und selbst der Tabellen-15., der FC Everton, war mit 51 Gegentreffern besser. Defensiv ist Aston Villa ganz klar verwundbar. Das wurde auch in der Conference League deutlich, wo man sich gegen Olympiakos Piräus in den Halbfinals sechs Gegentreffer einhandelte. Angesichts der enormen Offensiv-Power der Münchner kann es einem Angst und Bange um den Insel-Klub werden. Es ist kaum davon auszugehen, dass Villa Offensiv-Könner wie Jamal Musiala und Michael Olise ausschalten kann.

Auch in der neuen Spielzeit kann die Ausrichtung der Villans bereits am Torverhältnis abgelesen werden. Nach sechs Spieltagen hat man zwar bereits zwölf Tore geschossen, aber auch schon neun kassiert.

Wie steht es im direkten Vergleich zwischen Aston Villa und dem FC Bayern?

Tatsächlich sind sich die beiden Klubs erst einmal in der Historie begegnet. Dies geschah ausgerechnet beim Finale des Europapokals der Landesmeister 1982. Aston Villa gewann das Duell mit einem Treffer durch Peter White in der 67. Minute. Folgerichtig führen die Engländer im direkten Vergleich mit 1:0

Prognose

Es ist davon auszugehen, dass die Bayern im direkten Vergleich ausgleichen können. Zwar besitzt Aston Villa offensiv durchaus Waffen, jedoch haben die Münchner die noch stärkeren Offensivkräfte. Defensiv haben Kim min-jae und Dayot Upamecano zuletzt einen guten Eindruck gemacht, weshalb auch hier Vorteile für den deutschen Rekorsmeister auszumachen sind. Alles andere als ein Bayern-Sieg wäre folgerichtig eine Überraschung.

90min-Tipp: 3-2 für den FCB


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