Bayern im Lewandowski-Dilemma: Die Lösungen im Check
Von Simon Zimmermann
Der FC Bayern hat sich in eine ganz unangenehme Situation hineinmanövriert. Robert Lewandowski wird den Rekordmeister verlassen - am liebsten sofort. Wie kann man den FIFA-Weltfußballer ersetzen? Es läuft auf drei mögliche Kandidaten hinaus.
Der Worst Case ist eingetreten. Robert Lewandowski hat seine Entscheidung getroffen und will seinen 2023 auslaufenden Vertrag beim FC Bayern nicht verlängern. Der FIFA-Weltfußballer ist spätestens in einem Jahr weg.
Bislang hatten die FCB-Verantwortlichen kategorisch ausgeschlossen, den 33-Jährigen im Sommer zu verkaufen. Doch Brazzo, Kahn & Co. sind mächtig unter Zugzwang. Lewandowski will schon diesen Sommer weg, Erling Haaland hat man nicht bekommen - obwohl man offenbar doch bis zuletzt um den Norweger kämpfte.
Präsident Herbert Hainer hat am Freitag zwar erneut einen vorzeitigen Abschied ausgeschlossen, ob es auch so kommen wird, ist aber zumindest fraglich.
Wie also geht es mittel- bis langfristig weiter im Bayern-Sturm? Klar ist, es braucht einen Lewy-Nachfolger. Entweder schon für diesen Sommer oder 2023. Die Optionen auf dem Markt sind rar gesät - und sauteuer. Was kann Hasan Salihamidzic also tun?
Der aktuelle Kader gibt keine zufriedenstellende interne Lösung her
Auf seinen aktuellen Kader kann sich der FC Bayern nicht verlassen, um Lewandowski zu ersetzen. Eric Maxim Choupo-Moting ist eine reine Backup-Lösung, gemessen an den Ansprüchen des Rekordmeisters. Und auch Anderlecht-Leihgabe Joshua Zirkzee ist trotz seiner starken Saison in Belgien noch nicht bereit für die Nummer eins im Bayern-Sturmzentrum.
Lösungsansätze wären Thomas Müller ganz vorne oder eine falsche Neun, die etwa Serge Gnabry ausfüllen könnte. Beide Optionen wären aber absolute Notlösungen und versprechen im Kampf um den Henkelpott nur wenig Erfolgsaussichten.
2023 wird es nicht besser: Schnelle Lewy-Trennung die beste Option?
Es bräuchte ganz klar einen externen Nachfolger. Durch die schwierige Marktlage scheint Bayern zudem fast schon gezwungen zu sein, Lewandowski vorzeitig zu verkaufen, sollte etwa Barça rund 40 Millionen Euro bieten. Das Geld braucht man an der Säbener Straße einfach, um einen geeigneten Nachfolger finanzieren zu können. 2023 wird der Markt nicht einfacher sein und ein Lewy-Nachfolger ebenfalls teuer.
Brazzo könnte in den sauren Apfel beißen und Lewandowski sofort verkaufen. Doch wen könnte er dafür holen?
Viele Namen - kaum gute oder realistische Lösungen
Die Bild hat eine Liste möglicher Stürmer veröffentlicht. Dabei sind auch viele Namen, die man direkt wieder vergessen kann: André Silva, Breel Embolo, Andrej Kramaric, Sasa Kalajdzic, Luca Jovic,
Roberto Firmino, Timo Werner, Alvaro Morata. Keine Stürmer, die für Bayern-Ansprüche genügen (als Nummer eins im Sturmzentrum). Weitere Namen, die ebenfalls unrealistisch sind lauten:
Karim Benzema, Romelu Lukaku, Harry Kane, Dusan Vlahovic, Lautaro Martinez, Tammy Abraham, Mauro Icardi.
Ein Paulo Dybala wäre dagegen ablösefrei zu haben. Bloß ist der Argentinier kein echter Neuner. Es wäre schon sehr überraschend, sollte Dybala in München landen. Am Ende kann man die Shortlist fast schon auf drei Spieler herunterbrechen: Darwin Nunez, Gabriel Jesus und Sebastien Haller.
Jesus will Man City wohl verlassen. Der FC Arsenal ist besonders heiß auf den Brasilianer. Der 25-Jährige kam als Mittelstürmer nach Manchester, wurde diese Saison aber häufig auch auf dem Flügel eingesetzt. Er ist eher eine flexible Nummer neun, kein waschechter Mittelstürmer. Jesus kann man ebenfalls fast schon ausschließen.
Nunez oder Haller?!
Blieben Nunez und Haller. Ersterer hat bei Benfica eine überragende Saison gespielt. Der 22-jährige Uruguayer beeindruckt mit großer Dynamik, ist aber auch körperlich sehr stark. 34 Tore in 41 Spielen hat er 2021/22 erzielt. Die Crux: Er steht noch bis 2025 bei den Portugiesen unter Vertrag und hat eine festgeschriebene Ausstiegsklausel in Höhe von 150 Millionen Euro!
Auch wenn Benfica nicht auf die Zahlung dieser bestehen würde und den Preis im Bereich von 80 Millionen Euro ansetzt, ist ein Transfer schwierig zu realisieren. Zumal neben den Bayern zahlreiche Topklubs heiß auf den 22-Jährigen sind. Alles in allem wäre er aber ein Stürmer, der Lewandowski sofort ersetzen und eine Ära prägen könnte.
Etwas anders verhält sich die Lage bei Haller. Auch der Ex-Frankfurter hat eine überragende Saison hinter sich. 34 Tore und neun Vorlagen erzielte er in 42 Partien. Vor allem in der Königsklasse knipste der 27-Jährige mit elf Toren in nur acht Spielen wie wild.
Haller könnte für 30 bis 35 Millionen Euro zu haben sein. Die Bayern würden so sogar noch ein Plus-Geschäft machen, sollte man für Lewandowski 40 Millionen Euro bekommen. Haller ist zwar mit Sicherheit nicht ganz auf dem Lewy-Niveau, kennt die Bundesliga aber schon und ist in einer Bayern-Mannschaft sicherlich für 20+ Saisontore gut. Zudem arbeitet er viel, ist technisch für seine körperliche Robustheit stark und macht Bälle sehr gut fest.
Doch auch bei Haller gibt es ein Problem. Auch der BVB will ihn. Laut Spiegel tendiert der Angreifer sogar schon zu einem Wechsel nach Dortmund. Sollten die Bayern allerdings ernst machen, könnte er seine Meinung noch ändern.
Mit Sadio Mané als Neuner?
Ein Name, der ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollte, ist der von Sadio Mané. Sky berichtete diese Woche vom Interesse der Bayern. Demnach wolle Salihamidzic den 30-Jährigen zum Statement-Transfer des Sommers machen.
Die übrigen deutschen Medien dementierten schnell. Es gäbe kein Interesse seitens der Bayern. Und auch nach 90min-Infos geht man zumindest in Liverpool fest davon aus, dass der Stürmer im Sommer seinen 2023 auslaufenden Vertrag verlängert. Mané betonte zudem jüngst, dass er glücklich in Liverpool sei.
Kurioserweise schreibt Bayern-Insider Christian Falk am Freitag, dass die Bayern doch dran seien. Falk hatte zuvor ein Interesse noch als 'Not True' abgekanzelt.
Nun meint Falk zu wissen, dass der Mané-Seite Anfang der Woche telefonisch Interesse an einem Transfer hinterlegt wurde. Alles in allem bleibt es beim Reds-Star vage - und weiter eher unrealistisch, dass er nach München wechselt.
Fazit
Ist es finanziell möglich, wäre Nunez die smarteste Lösung. Sowohl kurz- als auch mittelfristig. Reicht das Budget nicht aus, könnte man sich mit Haller zumindest eine Lösung schnappen, die für die nächsten zwei, drei Jahre erfolgsversprechend ist. Vielleicht entwickelt sich Zirkzee hinter Haller derart weiter, dass der Niederländer übernehmen könnte. Falls nicht, kann man in Ruhe nach einer externen Top-Lösung schauen.
Auch Mané wäre eine gute Option. In diesem Jahr spielte der Senegalese häufig als Neuner. Das Spiel der Bayern müsste zwar angepasst werden, gerade in der Champions League könnte es mit Mané, Coman, Sané/Gnabry und Müller aber gut funktionieren.
So oder so, es bleibt mega-spannend, wie sich die Bayern aus der verzwickten Stürmer-Situation befreien wollen...
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