Bayerns komplizierte Torwart-Frage: Ein Dilemma ohne Musterlösung
Von Yannik Möller
Mit seinem vorzeitigen Saison-Aus hat Manuel Neuer beim FC Bayern für ein großes Chaos gesorgt. So sind nicht nur die großen Ziele gefährdet. In der nun schwelenden Torwart-Frage gibt es für den Verein schlichtweg keine perfekte Lösung - es bleibt ein Dilemma.
Manuel Neuer "hat Bayerns Ziele fahrlässig in Gefahr gebracht". Die Meinung von Stefan Effenberg, die er zuletzt in seiner Kolumne bei t-online dargestellt hat. Tatsächlich ist das eine Meinung, die nicht gerade wenige Fans des FCB auch teilen. Immerhin ist das Ski-Laufen gewiss nicht ungefährlich - schon gar nicht abseits der sicheren Pfade.
Während hier und da noch immer diskutiert wird, ob Neuer schlichtweg sein Privatleben gelebt und zugleich etwas Pech und Unglück hatte, oder ob er wirklich fahrlässig war, müssen die Verantwortlichen den Karren aus dem Dreck ziehen. Uneingeschränkte Zustimmung für Effenbergs Fazit: "Neuers Ausfall ist eine Riesenbaustelle, die sie schließen müssen."
Nur wie? Über die letzten Wochen schwirrten mehrere Lösungsmöglichkeiten durch den Raum. Das große Problem: Es gibt in diesem Fall nicht diese eine, völlig logische und glasklare Musterlösung.
Bayerns Torwart-Dilemma kennt keine Musterlösung
Weder die vorzeitige Rückkehr von Alexander Nübel löst sämtliche Probleme und Fragen, die mit dem Neuer-Ausfall einhergehen, noch die Verpflichtung von Yann Sommer.
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Nübel derzeit "wenig Sinn" in seiner Rückkehr sieht. Wie er es auch erklärte: Neuer wird allerspätestens zum Sommer wieder fit sein. Und dann würde Nübel, aller Voraussicht nach, wieder hinter ihm auf der Bank sitzen. Auch diese, seine Perspektive muss dahingehend betrachtet werden. Immerhin ist der nach Monaco ausgeliehene Keeper nicht schuld an dieser komplizierten Ausgangslage.
Derweil gibt es auch die Fragen, ob Yann Sommer überhaupt gut genug wäre, um die anvisierten Ziele realisieren zu können. Es besteht kein Zweifel daran, dass der Gladbacher zu den besten Keepern der Bundesliga gehört. Hat er jedoch, gerade hinsichtlich seiner Größe, auch das Zeug, in der Champions League den Sieg festzuhalten? Und ohnehin: Bis wann würde sein Vertrag laufen und wäre er später auch als Nummer zwei zufrieden?
Auch andere externe Kandidaten bieten keine perfekte Lösung. Es ist wahrlich ein Dilemma, vor dem sich Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn befinden - und in das sie von Neuer hineingebracht wurden.
Schlussendlich wird es keine Verbesserung für das Tor geben. Für die Münchener gibt es keinen besseren Torwart, als einen fitten und einsatzbereiten Neuer. Das wird sich über die Rückrunde auch zeigen. Und zwar völlig unabhängig davon, wer dann ausnahmsweise als die Nummer eins des FCB aufspielen wird.
Entsprechend sollte sowohl bei der Dauer der Entscheidungsfindung, wie auch bei der Entscheidung selbst, ein Auge zugedrückt werden. Die Bayern sind - insbesondere im Winter - einfach nicht in der Lage, diesen Verlust eins zu eins aufzufangen. Es wird zwangsweise auf einen Kompromiss hinauslaufen müssen, auf einen Mittelweg.
Diese Tatsache sollten die Fans und all jene, die den Ausgang dieser Torwart-Frage bewerten werden, auch im Hinterkopf behalten.