Davies und Goretzka machen Bayern-Kader komplett: Das sind die spannendsten Positionskämpfe
Von Dominik Hager
Für den FC Bayern geht es in die heiße Phase der Saison. Dabei stellt sich natürlich die brennende Frage, welche elf Auserwählten die Nase in den spannenden Positionskämpfen vorne haben werden. Der Bayern-Kader ist dank der Rückkehr von Leon Goretzka und Alphonso Davies absolut frei von Verletzungen, was den Konkurrenzkampf umso brisanter macht. Wir werfen einen Blick auf die Duelle um die Stammplätze.
1. Innenverteidigung
Vor der Länderspielpause waren Benjamin Pavard (RIV), Niklas Süle (IV) und Lucas Hernández (LIV) gesetzt, was an der zu hohen Fehlerquote von Dayot Upamecano lag. Dieser konnte aber die Verletzung von Süle nutzen, um zumindest ein paar Pluspunkte zu sammeln.
Es ist davon auszugehen, dass Benjamin Pavard und Lucas Hernández gesetzt bleiben und das auch im Falle einer Viererkette sind. Pavard würde in diesem Fall einfach nach rechts rücken.
Der Kampf um den verbliebenen Platz betrifft also lediglich Süle und Upamecano. Gegen den deutschen Nationalspieler spricht, dass er den Verein im Sommer verlässt. Es ist nur logisch, dass ein Trainer lieber auf die Spieler setzt, die dem Klub erhalten bleiben. Dies gilt aber nur, wenn die beiden Betroffenen ungefähr auf dem selben Level spielen. Das war in den letzten Monaten aber nicht der Fall. Niklas Süle war der stabilste Abwehrspieler der Münchner, wohingegen Upamecano häufiger negativ auffiel.
Die kommenden Wochen sind zu wichtig, um jetzt schon an die Zukunft zu denken. Das weiß auch Julian Nagelsmann, der als Bayern-Coach dazu verpflichtet ist, Titel zu holen. Demnach dürfte Upamecano lediglich vor Nianzou die erste Backup-Option sein.
2. Schienenspieler
In den letzten Wochen agierten meist Serge Gnabry und Kingsley Coman als Schienenspieler. Nun steht jedoch die Rückkehr von Alphonso Davies an. Es kann gut und gerne noch ein paar Wochen dauern, bis der Kanadier wieder ein Startelfkandidat ist, früher oder später wird er jedoch den Platz auf der linken Seite einnehmen.
Stellt sich nur noch die Frage, wer auf der rechten Seite wirbeln darf. Vieles spricht für Kingsley Coman. Der Franzose agierte in der Nationalmannschaft in einer ähnlichen Rolle und hat bewiesen, dass er seine Fähigkeiten auch auf der rechten Seite einsetzen kann.
Grundsätzlich liegt Coman die Rolle als Schienenspieler besser als Gnabry, weil er schneller, technisch besser und dribbelstärker ist. Seine defensiven Defizite konnte er ebenfalls begleichen, weshalb er inzwischen ähnlich gut nach hinten arbeitet wie Gnabry.
Von daher sollte die Wahl von Nagelsmann auf Coman rechts und Davies links fallen. Ausgeschlossen ist jedoch auch nicht, dass mit der Rückkehr des Kanadiers die Schienenspieler wegfallen und man es mit der asynchronen Viererkette Pavard, Süle, Hernández, Davies probiert.
3. Zentrales Mittelfeld
Das zentrale Mittelfeld war über weite Strecken der Saison eher eine Großbaustelle, die nach der Rückkehr aller Verletzten aber zu einer Großkampfstelle werden dürfte. Wenn sich ein Spieler keine Sorgen machen dürfte, dann ist das Joshua Kimmich. Der Mittelfeld-Leader ist zu 100 Prozent gesetzt.
Über Leon Goretzka kann man selbiges nach seiner langen Verletzungspause aber nicht behaupten. Man wird sehen müssen, ob der Achter nach seiner langen Ausfallzeit schon wieder fit genug ist. Bis zu den wichtigen CL-Spielen gegen Villarreal vergehen nur noch wenige Tage. Jamal Musiala hat immerhin zuletzt einen sehr guten Job gemacht und auch beim DFB-Team geglänzt. Demnach ist es gut möglich, dass der Youngster derzeit noch die Nase vorne hat. Corentin Tolisso lauert sicherlich auch auf seine Chance, dürfte jedoch knapp das Nachsehen haben.
Sollte bei Goretzka keine Verletzung mehr auftreten, ist zu erwarten, dass er sich seinen Stammplatz zurückholt. Insbesondere für die wohl bevorstehenden Duelle gegen Liverpool braucht Nagelsmann den physisch starken Box-to-Box-Player. Man kann trotzdem sagen, dass Musiala am Thron von Goretzka nagt und diesem auf Dauer ziemlich Probleme machen könnte, in der Bayern-Startelf zu bleiben.
4. Offensives Mittelfeld
Ähnlich wie Kimmich auf der Sechs, ist Thomas Müller im offensiven Mittelfeld zu 100 Prozent gesetzt - so viel steht jetzt schon fest. Während der Raumdeuter meist den Part halbrechts im offensiven Mittelfeld übernahm, tat Leroy Sané selbiges auf halblinks. Trotz der leichten Formdelle der letzten Wochen hat Sané ganz gute Chancen, in dieser Rolle in die Schlussphase der Saison zu gehen.
Der 26-Jährige ist jedoch dazu angehalten, sofort zu liefern. Nagelsmann setzte ihn schon in den letzten Wochen ab und an auf die Bank und schien nicht überzeugt von dessen Trainingsengagement zu sein. Klar ist zudem, dass mit Davies indirekt ein weiterer Konkurrent dazu kommt, was sich darin äußert, dass Gnabry vermutlich nun wieder vorrangig für das offensive Mittelfeld eingeplant wird.
Gewaltig ist der Status von Gnabry in München nicht, was sich an den Vertragsverhandlungen ablesen lässt. Trotzdem ist das Duell Sané vs Gnabry sehr ausgeglichen. Das Pendel kann zu jeder Zeit kippen. Minimale Vorteile hat Sané, weil sich dieser halblinks wohler fühlt.
Im Falle eines 4-2-3-1 würden die Karten natürlich neu gemischt werden. In diesem Fall liefern sich Coman, Gnabry und Sané einen Dreikampf um zwei Positionen. Hierbei hätte Gnabry wiederum beste Chancen, auf der rechten Seite zu agieren, da Sané und vermutlich auch Coman auf der linken Seite etwas stärker sind. Anhand der Leistungen der letzten Wochen würde dort wohl die Wahl auf Kingsley Coman fallen, der einfach ein wenig ballsicherer und konstanter ist.
All diese Szenarien greifen aber natürlich nur, wenn Alphonso Davies fit genug für einen Stammplatz ist.