Bayern gegen Dortmund: Wie viel "Klassiker" steckt da noch drin?
Von Simon Zimmermann
Am Samstagabend steht das 134. Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund an (18.30 Uhr). Ein Aufeinandertreffen, das in den letzten Jahren immer mehr mit dem Label "Der Klassiker" versehen wurde. Es soll quasi als deutsche Gegenstück zum Clasico zwischen Real Madrid und Barça vermarktet werden. Oder wie es Lothar Matthäus so schön sagt: "The Dschörman Clasico".
Doch wie viel "Klassiker", wie viel Brisanz steckt tatsächlich in diesem Duell der beiden erfolgreichsten deutschen Mannschaften der Neuzeit? Ein Blick auf die Aktualität verrät: wenig. Die Bayern werden sehr wahrscheinlich zum ersten Mal seit 2013 nicht deutscher Meister. Der BVB wird das nicht ausnutzen können und kämpft vielmehr überhaupt darum als Vierter in die Champions League einzuziehen.
Immerhin: In den Jahren zuvor war Schwarzgelb überwiegend der ärgste Bayern-Verfolger. In der Vorsaison hatte man die große Chance die Phalanx der Bayern zu durchbrechen. Mainz 05 durchkreuzte bekanntlich die Dortmunder Meisterträume.
Während sportlich der wohl am wenigsten brisante "Klassiker" seit Jahren auf uns wartet, zeigt ein Blick auf die jüngsten direkten Duelle, dass die im Vorfeld aufgebaute Spannung meist schnell verpufft ist. Den letzten BVB-Sieg gegen die Bayern gab es im sportlich zweitrangigen Supercup 2019. In der Bundesliga konnte Dortmund den FCB letztmals im November 2018 (3:2) schlagen. Zehn der letzten elf Duelle gingen an den Rekordmeister, nur ein Remis konnte der BVB holen.
Die letzten 10 Klassiker
Ergebnis | Wettbewerb | Datum |
---|---|---|
BVB 0-4 FCB | Bundesliga | 4. November 2023 |
FCB 4-2 BVB | Bundesliga | 1. April 2023 |
BVB 2-2 FCB | Bundesliga | 8. Oktober 2022 |
FCB 3-1 BVB | Bundesliga | 23. April 2022 |
BVB 2-3 FCB | Bundesliga | 4. Dezember 2021 |
BVB 1-3 FCB | Supercup | 17. August 2021 |
FCB 4-2 BVB | Bundesliga | 6. März 2021 |
BVB 2-3 FCB | Bundesliga | 7. November 2020 |
FCB 3-2 BVB | Supercup | 30. September 2020 |
BVB 0-1 FCB | Bundesliga | 26. Mai 2020 |
Die Dominanz der Bayern im "Klassiker" zeigt, dass der Vergleich mit anderen großen internationalen Duellen schon sehr hinkt. Die Titelsammlungen der beiden größten deutschen Klubs unterstreichen das nur nochmal.
Und auch in Sachen Kaderplanung bewegen sich Bayern und Dortmund in recht unterschiedlichen Welten. Während der FCB im vergangenen Sommer einen Harry Kane für rund 100 Millionen Euro verpflichten konnte, bleiben solche Transfers beim BVB Utopie. Stattdessen mussten mit Jadon Sancho, Erling Haalnd und Jude Bellingham immer wieder die größten Stars verkauft werden.
"Der Klassiker" bleibt in diesem Kontext eine schöne Marketing-Spielerei, um national und international für Aufmerksamkeit zu sorgen. Er bleibt auch das größte Spiel in Deutschland. Das spannende Duell auf Augenhöhe, das am Ende die Meisterschaft entscheidet, ist es aber nicht. Und war es in den letzten Jahren höchst selten.
Die Realität im deutschen Oberhaus ist eine andere: Die Bayern sind als Primus den anderen in allen Bereichen enteilt - trotz der Leverkusener Erfolgswelle diese Saison. Spannung kommt nur dann auf, wenn die Bayern straucheln. Daran dürfte sich auch in den kommenden Jahren wenig ändern...