Bayern-Frauen verlieren Liga-Generalprobe - "Ein kleiner Schritt rückwärts"

Stuart Franklin/GettyImages
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Der Tag hatte gut angefangen für die FC Bayern Frauen, endete dennoch mit einer enttäuschenden Niederlage. Rekordverdächtige 1.500 Zuschauer wohnten am Freitag dem finalen Test-Spiel vor Beginn der Frauen-Bundesliga bei, das die Gäste von Atletico Madrid mit 2:0 für sich entschieden. Nach erfolgreichen Partien gegen starke Gegner in Toulouse überzeugte die Performance der FC Bayern Frauen dieses mal nicht.

Aufstellungen

Personell musste das Team zunächst einige Ausfälle kompensieren: Tainara und Karolina Vilhjálmsdóttir fehlten aufgrund muskulärer Verletzungen. Giulia Gwinn hat mit Knieproblemen zu kämpfen, während Ivana Rudelic aus persönlichen Gründen nicht im Kader stand. Die beiden Torhüterinnen Laura Benkarth und Cecilía Rán Rúnarsdóttir befinden sich im Aufbautraining bzw. in der Reha.


Der neue Trainer der Münchnerinnen, Alexander Straus, setzte seine Umstrukturierung der Abwehrreihe fort. Auch gegen Atletico stellte er drei Verteidigerinnen und zwei defensiv ausgerichtete Schienenspielerinnen auf. Hanna Glas und Saki Kumagai agierten jeweils rechts und links außen, während Glodis Viggosdottir vom Zentrum aus nicht nur die Abwehr, sondern auch die Mannschaft als Kapitänin dirigierte. Auf den Außenbahnen leiteten Maxi Rall (rechts) und Caro Simon (links) die Vorstöße in die Hälfte der Gäste aus Madrid ein.

Neuverpflichtung Georgia Stanway tat sich bei ihrem Debut vor Heimpublikum schnell als Ballverteilerin an der Seite von Sydney Lohmann hervor. Beide strahlten große Sicherheit und Kreativität aus, was jedoch zu keinem Tor führte. Auch die Sturmspitze um Lea Schüller, die jüngst als Deutschlands Fußballerin des Jahres ausgezeichnet wurde, blieb auffällig harmlos und setzte nur wenige Akzente.

Die Mannschaft aus Madrid spielte von Anfang an stark und spielbestimmend auf. Mit Merle Barth kehrte eine ehemalige Spielerin von Turbine Potsdam zurück an den FC Bayern Campus. Bis zu ihrer verletzungsbedingten Auswechslung trug sie großen Anteil an der stabilen Abwehr, die über Minuten hinweg die Null hielt.

Spielverlauf

In den ersten Minuten des Spiels sorgten die Münchnerinnen bereits für zwei gefährliche Szenen im gegnerischen Strafraum. Mit Nachdruck versuchten sie zunächst aus dem Spiel heraus, dann nach einer Standard-Situation in Führung zu gehen. Ein Abschluss von Linda Dallmann verfehlte das Netz nur knapp. Jedoch kassierten die FC Bayern Frauen kurze Zeit später, wie auch schon im ersten Testspiel gegen Brighton, selbst das frühe Gegentor.

Nach einem Einwurf der spanischen Mannschaft gelang es den Gastgeberinnen nicht, den Ball zurück zu erobern. Nach einigen Aufbaupässen landete das Spielgerät über die Abwehr auf dem linken Flügel, wo Ajibade sehenswert auf Ludmilla durchsteckte. Die Brasilianerin netzte ohne viel Federlesen an Carolin Simon, Saki Kumagai und Torhüterin Grohs vorbei ein. So unglücklich der Treffer für die Münchnerinnen war, so schön war er auch von Atletico herausgespielt.

Ludmila Da Silva
Ludmilla erzielte die sehenswerte Führung für Atletico Madrid / Quality Sport Images/GettyImages

In den darauffolgenden Minuten waren die FC Bayern Frauen sehr darum bemüht, ihre Stabilität in der Abwehr wieder zu finden, sowie sich Chancen aus dem kontrollierten Spielaufbau herauszuarbeiten. Jedoch blieb Atletico Madrid die gefährlichere und dominantere Mannschaft. Die Gäste liefen die Münchnerinnen früh und aggressiv an und verteidigten resolut. Bayern haderte erneut mit der Chancenverwertung, so auch nach einer Ecke von Klara Bühl, die Glodis Viggosdóttir in der 20. Minute knapp neben das Tor köpfte.

Gegen Ende der ersten Halbzeit wurden die Gastgeberin erneut mit einem alten Problem konfrontiert: das Verteidigen von Standardsituationen. Nach einer Ecke von Banini konnte Ajibade ihrem Assist aus der vierten Minuten noch ein Tor hinzufügen. Die Stürmerin setzte sich weitestgehend unbedrängt im Kopfball-Duell durch und Grohs musste zum zweiten Mal hinter sich greifen.

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Sydney Lohmann zeigt vollen Einsatz für ihr Team, auch gegen Atletico Madrid / VALENTINE CHAPUIS/GettyImages

Eine der wenigen Torchancen der FC Bayern Frauen gehörte Sydney Lohmann, die es kurz vor der Halbzeitpause aus der Distanz versuchte. Im zweiten Durchgang beruhigte sich das Spiel merklich, wobei die Münchnerinnen stets um den Anschlusstreffer bemüht blieben. Unter den Anfeuerungsrufen der 1.500 Fans fanden jedoch auch weitere Abschüsse nicht den Weg ins spanische Tor. Bayern erarbeitete sich zunehmend mehr Ballbesitz und Spielanteile, aber Atletico hielt dem Druck in der zweiten Hälfte stand, auch dank Torhüterin Gallardo, die zwei Distanzschüsse von Jovana Damnjanovic und Sarah Zadrazil abwehrte.

Die letzten 45 Minuten wurden auch für zahlreiche Wechsel genutzt, um möglichst viel Personal Spielzeit zu geben, bevor die Saison 2022/23 beginnt. Jedoch musste Damnjanovic mit einer Verletzung am Schlüsselbein vom Platz, was das Lazarett bei den Münchnerinnen erweitert. Besonders bitter endete das Spiel für Atletico's Neuverpflichtung Merle Barth. Sie musste den Platz mit großen Schmerzen im Knie verlassen, gestützt vom medizinischen Personal.

Jovana Damnjanovic
Ein Ausfall von Jovana Damnjanovic würde die Verletzungssorgen bei Bayern weiter vergrößern / Sebastian Widmann/GettyImages

Fazit

"Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein: Heute war unsere Leistung eher enttäuschend. Aber wir gehen offensiv damit um, wir verkriechen uns jetzt nicht, wenn mal etwas nicht gut läuft. Wir haben in der Saisonvorbereitung zuletzt drei sehr gute Leistungen gezeigt gegen Sassuolo, Barca und Manchester United. Es ist unser Anspruch, jedes Spiel so gut abzuliefern. Deshalb sind wir heute vielleicht umso enttäuschter von uns selbst. Wir – das sind wir alle zusammen, angefangen bei mir", erklärte Chef-Trainer Straus nach Abpfiff.

Er fügte hinzu: "Wir haben das Spiel kontrolliert und uns Chancen erspielt, um Tore zu machen, haben die Chancen aber nicht genutzt. Von Box zu Box waren wir das bessere Team. Aber nicht in der Box. Wir werden uns jetzt weiterhin akribisch an die Arbeit machen und uns immer weiter verbessern. Wir waren zuvor auf einem sehr guten Weg. Heute war das aber ein kleiner Schritt rückwärts. Deshalb müssen wir das nächste Mal zwei Schritte vorwärts machen."

Alexander Straus
Alexander Straus ist mit der Team-Leistung nicht zufrieden / Johannes Simon/GettyImages

Die Kritik des Trainers scheint berechtigt. Besonders in der ersten Hälfte fehlte den Müchnerinnen die Dynamik, um mit Atletico Schritt zu halten. Die Abwehr wirkte unkoordiniert, was auch an der Umstellung auf die Dreierkette liegen mag. Besonders Kumagai muss sich noch an die neue Rolle als Linksverteidigerin gewöhnen. Im Allgemeinen scheint die Abwehr, neben der Chancenverwertung und Effizienz in der Box, die größte Baustelle zu sein. Die zusätzliche Verpflichtung von ein oder zwei neuen Verteidigerinnen würde den FC Bayern Frauen mehr Kadertiefe verleihen, was angesichts aktueller Verletzungen und diverser Abgänge im Sommer notwendiger denn je wäre.