Bayern besiegt Wolfsburg: Die Noten zum Spitzenspiel in der Frauen-Bundesliga
Von Daniel Holfelder
Wachablösung in der Frauen-Bundesliga! Der FC Bayern hat das Spitzenspiel gegen den VfL Wolfsburg knapp, aber verdient mit 1:0 gewonnen und die Wölfinnen von der Tabellenspitze verdrängt. Wir haben die Leistungen beider Teams unter die Lupe genommen.
Tore:
1:0 Georgia Stanway (84. Handelfmeter)
Die Highlights der Partie im Video
Der FC Bayern in der Einzelkritik
1. Tor & Abwehr
TW: Mala Grohs - Kaum zu glauben, aber wahr: Die Bayern-Torhüterin wurde vom VfL nicht ein einziges Mal ernsthaft geprüft. Die wenigen Torannäherungen der Wölfinnen blieben harmlos und stellten für Grohs keine Herausforderung dar. In der 70. Minute zeigte sie sich nach einer abgefälschten Flanke der eingewechselten Jónsdóttir einmal kurz unsicher, ansonsten ohne Probleme. 6/10
RV: Maximiliane Rall - Die Münchner Rechtsverteidigerin stand defensiv weitgehend stabil. Das hatte aber vor allem damit zu tun, dass Gegenspielerin Alexandra Popp kaum ins Offensivspiel der Wölfinnen eingebunden war. In der 54. Minute hätte Rall trotzdem beinahe das 0:1 verschuldet, als sie im Duell mit Popp zu spät kam und Glück hatte, dass die ihren Kopfball zu zentral platzierte. Ferner fiel die Münchnerin durch eine schwache Pass- (nur 61 Prozent) und Zweikampfquote (nur 20 Prozent gewonnen, Kopfballduelle ausgenommen) auf (Quelle: FotMob). 5/10
IV: Glódís Perla Viggósdóttir - Zusammen mit Wolfsburgs Schlussfrau Merle Frohms die beste Spielerin auf dem Platz. Abwehrchefin Viggósdóttir knüpfte auch gegen die Niedersachsen an ihre erstklassigen Leistungen der vergangenen Monate an und ließ gegen die namhafte VfL-Offensive um Mittelstürmerin Ewa Pajor keinen Zweifel daran aufkommen, wer der Herr im Haus ist. Neben ihrer Defensivpower überzeugte die Isländerin immer wieder mit herausragenden Pässen im Aufbauspiel (19. auf Bühl, 74. auf Lohmann oder 80. auf Hansen) und holte gegen Lattwein den Handelfmeter heraus. 9/10
IV: Saki Kumagai - Kumagai agierte weitaus unspektakulärer als Nebenfrau Viggósdóttir, trug mit ihrer Ruhe und ihrem klugen Stellungsspiel aber ebenso dazu bei, dass der VfL keine einzige echte Torchance verzeichnen konnte. Laut Fotmob gewann sie sieben von sieben Zweikämpfen, verlor allerdings vier ihrer sechs Kopfballduelle. Im Spielaufbau ging die Japanerin meist auf Nummer sicher. Ihre Passquote von 95 Prozent ist daher nur bedingt aussagekräftig. 7/10
LV: Tuva Hansen - Die norwegische Neuverpflichtung zeigte eine solide Leistung. Sie ragte weder defensiv noch offensiv heraus, leistete sich aber kaum Fehler. 6/10
2. Mittelfeld
DM: Sarah Zadrazil - Zadrazil beschränkte sich auf ihre defensiven Kernaufgaben, leistete eine Menge Laufarbeit, stopfte die Lücken im Mittelfeld und hielt ihren Kolleginnen den Rücken frei. Mit nur 54 Ballkontakten (FotMob) und einigen ärgerlichen Fehlpässen trug sie im eigenen Ballbesitz nur wenig bei. 6/10
DM: Georgia Stanway - Die englische Europameisterin war der Königstransfer des Sommers - und hat voll eingeschlagen. Gegen den VfL setzte sie mit zwei tollen Distanzschüssen die ersten Ausrufezeichen und blieb beim Elfmeter eiskalt. 8/10
RM: Sydney Lohmann - Lohmann leistete sich nach 20 Minuten einen schlimmen Fehlpass und hatte Glück, dass Wolfsburg kein Kapital daraus schlug. Kurze Zeit später hätte sie nach einer starken Ecke von Magull beinahe die Führung erzielt, scheiterte aber an der glänzend reagierenden Frohms, die das Leder noch an den Querbalken lenkte. Kurz vor dem 1:0 hatte Lohmann eine weitere gute Gelegenheit, diesmal war Frohms mit einer Fußabwehr zur Stelle. 7/10
OM: Lina Magull - Die Kapitänin blieb offensiv ohne nennenswerte Aktion. Einzig ihre Ecke auf Lohmann sorgte für Gefahr (32.). Trotzdem zeigte die bayerische Nummer 16 kein schlechtes Spiel, brachte 35 von 40 Pässen an die Frau und war viel unterwegs. 6/10
LM: Klara Bühl - Bühl leitete Stanways Lattenkracher in der 19. Minute mit einer starken Aktion ein und war insgesamt die gefährlichste Münchner Angreiferin. In der 59. und 64.Minute hatte sie selbst zwei gute Abschlüsse. Vor allem aber traute sich Bühl immer wieder ins Dribbling und hielt die VfL-Defensive ganz schön auf Trab. Fotmob zufolge waren zehn ihrer insgesamt zwölf Dribblings erfolgreich - ein fabelhafter Wert. 7/10
3. Angriff
ST: Jovana Damnjanovic - Die Serbin durfte für die angeschlagene Schüller beginnen. An Engagement mangelte es Damnjanovic nicht, insgesamt blieb sie aber glücklos. Bei ihrer Auswechslung nach 55 Minuten hatte sie kein einziges Mal aufs Wolfsburger Tor geschossen. 5/10
Einwechslungen
Lea Schüller (55. für Damnjanovic) - Die leicht verletzte Torjägerin durfte rund eine halbe Stunde ran. Dabei blieb sie ebenso blass wie Kollegin Damnjanovic und trat lediglich durch einen harmlosen Kopfball in Erscheinung (76.). 5/10
Emilie Bragstad (89. für Magull) - Die junge Norwegerin half in den Schlussminuten mit, den Sieg über die Zeit zu bringen. Ohne Bewertung
Der VfL Wolfsburg in der Einzelkritik
4. Tor & Abwehr
TW: Merle Frohms - Ohne Frohms hätte der VfL eine noch deutlich höhere Pleite kassiert. Die Nationaltorhüterin glänzte gegen Stanway (16.), gegen Lohmann (32. und 82.), gegen Bühl (59.) und hielt ihre Farben lange im Spiel. 9/10
RV: Kathrin Hendrich - Hendrich begann auf der rechten Defensivseite, rückte aber zur Pause nach der Auswechslung von Hegering ins Zentrum. Die 30-Jährige zeigte sich ungewohnt zweikampfschwach (Fotmob: 33 Prozent) und war gegen Bühl oft überfordert. Auch nach vorne gelang ihr so gut wie gar nichts 5/10
IV: Marina Hegering - Die Nationalspielerin gehörte zu den besseren Wölfinnen und ließ sich von der bayerischen Offensive nichts vormachen. Ihre verletzungsbedingte Auswechslung nach 45 Minuten war ein herber Schlag für die Gäste. 7/10
IV: Dominique Janssen - Auch Janssen überzeugte mit einer guten Leistung. Nach 32 Minuten klärte sie vor Kumagai auf der Linie und verhinderte die Münchner Führung. An ihr lag es nicht, dass der VfL am Ende als verdienter Verlierer vom Platz ging. 7/10
LV: Felicitas Rauch - Defensiv stand die Wolfsburger Linksverteidigerin stabil, offensiv setzte sie immer wieder wichtige Impulse. Mit zwei starken Ecken (27. und 30.) und einer herausragende Flanke auf Popp (65.) trug Rauch mehr zum Offensivspiel ihrer Mannschaft bei als ihre Kolleginnen im Angriff. 7/10
5. Mittelfeld
DM: Lena Oberdorf - Oberdorf überzeugte einmal mehr mit ihrer physischen Präsenz und einigen sehenswerten Pässen (49. auf Popp, 63./79. auf Waßmuth), leistete sich aber viel zu viele Fehlpässe (FotMob: 14 von 33 ihrer Pässe gingen zum Gegner). In der 27. Minute hatte sie eine gute Kopfballchance, platzierte den Ball aber eine Etage zu hoch. 7/10
DM: Lena Lattwein - Kein guter Auftritt von Lattwein. Im Spiel nach vorne kam fast gar nichts von ihr (nur 38 (!) Ballkontakte), zudem fand sie nur selten in die Zweikämpfe und verschuldetet den letztlich entscheidenden Strafstoß. 5/10
RM: Svenja Huth - Die Wolfsburger Rechtsaußen war bemüht, blieb insgesamt aber blass. Drei vielversprechende Vorlagen für Pajor (9. und 20.) und Popp (54) - mehr kam nicht von der Nationalspielerin, die insbesondere in Durchgang zwei abtauchte. 6/10
OM: Jill Roord - Roord fand nie wirklich ins Spiel, auch wenn sie sich in den Zweikämpfen nichts vormachen ließ und sich kaum Fehlpässe leistete (Passquote 90 Prozent). Aber die Niederländerin ist vor allem eine Abschlussspielerin, die auf die Bälle ihrer Kolleginnen angewiesen ist. Deshalb litt die 25-Jährige besonders unter der harmlosen Offensivleistung ihres Teams. 5/10
LM: Alexandra Popp - Die Kapitänin war auf dem linken Flügel verschenkt. Lediglich zwei Mal schaffte es der VfL, Popp und ihre Kopfballstärke in Szene zu setzen, beide Male blieb der Abschluss aber zu harmlos (54./65.). Gleichzeitig müssen wir Popps herausragende Zweikampfstärke erwähnen. Die 31-Jährige gewann neun von zehn Duellen, in der Luft behielt sie sechs von acht Mal die Oberhand (Quelle: FotMob). 6/10
6. Angriff
ST: Ewa Pajor - Die Torjägerin hatte gegen die starke Viggósdóttir meist das Nachsehen. Ihre Top-Chance in der 58. Minute vergab die Polin relativ kläglich und zielte freistehend genau in die Arme von Bayern-Keeperin Grohs. Ob ein etwaiger Treffer jedoch gezählt hätte, darf bezweifelt werden - Pajor stand bei der Aktion vermutlich im Abseits. Insgesamt hatte es die 26-Jährige schwer. Ihre Auswechslung nach knapp einer Stunde überraschte dennoch. 5/10
Einwechslungen
Lynn Wilms (46. für Hegering) - Die junge Niederländerin kam zur Pause für Hegering und übernahm die Rechtsverteidiger-Position. Zeigte eine solide Vorstellung. 6/10
Sveindis Jónsdóttir (59. für Roord) - Kam als Linksaußen und sorgte für mehr Betrieb als Alexandra Popp zuvor, die nun ins Zentrum rückte. Wirklich gefährliche Aktionen gelangen aber auch Jónsdóttir nicht. 6/10
Tabea Waßmuth (59. für Pajor) - Die schnelle Waßmuth sollte im Angriffszentrum Akzente setzen, blieb jedoch blass. 5/10
Jule Brand (85. für Rauch) - Erstaunlich, dass das Golden Girl so lange auf der Bank schmorte. In fünf Minuten konnte sie auch nichts mehr ausrichen. Ohne Bewertung