Bayer Leverkusen: Rolfes spricht Bosz Jobgarantie aus
Von Florian Bajus
Vor der Weihnachtspause kämpfte Bayer Leverkusen mit dem FC Bayern um den Platz an der Sonne, zwei Monate später sieht die Lage für die Werkself allerdings nicht mehr ganz so rosig aus. In der Bundesliga beträgt der Rückstand auf die Münchner zwölf Punkte, auch in den beiden Pokalwettbewerben war und ist der Wurm drin. Nichtsdestotrotz genießt Peter Bosz das volle Vertrauen der Klubverantwortlichen, wie Sportdirektor Simon Rolfes im Interview mit dem kicker betont.
Phasen wie diese, in denen "man keinen Flow hat", betont Rolfes, gäbe es immer wieder. Das weiß der Sportdirektor von Bayer Leverkusen aus eigener Erfahrung. Von 2005 bis 2015 stand der 39-Jährige für die Werkself auf dem Platz, erlebte dabei Höhen wie das DFB-Pokal-Finale 2009, aber auch Tiefen wie in der Bundesliga-Saison 2008/09, in der die Mannschaft phasenweise nur drei von 14 Spielen gewann.
Seit dem 13. Bundesliga-Spieltag - der FC Bayern gewann das Topspiel vor Weihnachten knapp mit 2:1 - feierte Leverkusen wettbewerbsübergreifend nur drei Siege und kassierte sieben Niederlagen. Im DFB-Pokal scheiterte die Elf von Peter Bosz im Achtelfinale an Rot-Weiss Essen, im Zwischenrunden-Hinspiel der Europa League gegen die BSC Young Boys kämpfte sie sich nach einem 0:3-Pausenrückstand zurück, verließ das Spielfeld dennoch als Verlierer (3:4). Und dann wären in der Liga noch die Niederlagen gegen Eintracht Frankfurt (1:2), Union Berlin, Wolfsburg und RB Leipzig (alle 0:1).
Rückendeckung für Bosz: Trainerwechsel "ist kein Thema"
An den beiden vergangenen Wochenenden gab es jeweils einen Punkt für die Werkself, allerdings lauteten die Gegner Mainz 05 und Augsburg. Die Champions-League-Plätze sind fünf Punkte entfernt, der Titel im Pokal nicht mehr möglich, die Ausgangslage in der Europa League immerhin wegen der Auswärtstorregel akzeptabel.
Freude dürften die aktuellen Spiele kaum bereiten, dennoch denken die Verantwortlichen nicht daran, Bosz, der im Dezember 2018 als Nachfolger von Heiko Herrlich präsentiert wurde, zu ersetzen: "Ein Trainerwechsel ist kein Thema. Die Trainerfrage stellen wir nicht. Es geht darum, zielorientiert zusammenzuarbeiten. Wir tun alles dafür, auch der Trainer mit der Mannschaft", erklärte Rolfes gegenüber dem kicker.
"Die Trainerfrage stellen wir nicht!"
- Simon Rolfes
In Leverkusen herrscht die Überzeugung, "dass wir weiterkommen. Peter macht hier seit mehr als zwei Jahren gute Arbeit. Wir haben in vielen Bereichen eine gute Entwicklung genommen", verteidigte Rolfes den Cheftrainer. Aktuell fehle allerdings "die Stabilität und damit auch die Konstanz", erklärte der Sportdirektor. "Wir sind schwer aus der kurzen Winterpause gekommen. Da haben wir die letzte Griffigkeit, die letzte Energie, die letzte Konsequenz, das Tor machen zu wollen, vermissen lassen."
Rolfes plädiert für "differenzierte" Bewertung
Jetzt müsse die Mannschaft Selbstvertrauen tanken, am besten über Siege. Doch es liegt auch an Bosz, die Spieler auf die bevorstehende Partie einzustellen und eine schlagfertige Elf zu nominieren. Die durchaus diskutablen Aufstellungen in Essen und Bern will Rolfes allerdings nicht als Kritikpunkte gelten lassen: "Es lag eben nicht immer nur an Taktik oder Einstellung. Die Probleme haben sich in unterschiedlichen Ausprägungen gezeigt."
Man müsse die aktuelle Situation "differenzierter" bewerten, erläuterte der 39-Jährige: "Vor Weihnachten haben uns viele zugetraut, gefühlt alle Titel gewinnen zu können. Und sechs Wochen später ist auf einmal alles falsch?" Dabei war in Rolfes' Augen "vor Weihnachten auch nicht alles gut, und jetzt ist nicht alles schlecht."
Sollte die Leverkusener Talfahrt anhalten, wird die sportliche Führung in ein paar Wochen oder Monaten aber nicht um eine Trainerdiskussion herumkommen - auch, weil Boszs Arbeitspapier bis Sommer 2022 datiert ist. Gespräche über die Zukunft werden daher unweigerlich stattfinden müssen - zuallererst geht es allerdings darum, wieder in die Spur zu finden.