Auf diesen Positionen hat Bayer Leverkusen noch Nachholbedarf
Von Dominik Hager
Die Bundesliga erhofft sich, dass der BVB näher an die Münchner heran rückt und für einen spannenden Titelkampf sorgen kann. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass auch andere Klubs ihre Hausaufgaben gut erledigen und eine Gefahr darstellen könnten. Ganz weit vorne ist hierbei Bayer 04 Leverkusen zu nennen.
Die Werkself konnte trotz vieler Verletzungsprobleme Rang drei sichern und hat mit Adam Hlozek einen spannenden Offensivspieler verpflichtet. Zudem konnte der Vertrag mit Star-Stürmer Patrik Schick verlängert werden. Die Offensive ist demnach mit Spielern wie Diaby, Wirtz, Hlozek, Azmoun und Schick überragend aufgestellt. Nun gilt es, die Schwachstellen im Kader zu bearbeiten, um wirklich vorne anzugreifen. Wir verraten, wo diese liegen.
1. Zentrales Mittelfeld
Im Vergleich zu den anderen Top-Klubs hat Bayer 04 Leverkusen ein eher schwächliches zentrales Mittelfeld aufzubieten. Einen richtigen Hochkaräter sucht man vergebens. Über Jahre hinweg war der Chilene Charles Aránguiz der Mittelfeld-Leader und Leistungsträger. Der inzwischen 33-Jährige hat jedoch häufig mit Verletzungen zu kämpfen und möchte wohl nach Südamerika zurückkehren. Nadiem Amiri wird dafür zwar fürs Erste von seiner Leihe zurückkehren, ist aber wohl zu offensiv und inkonstant für eine Rolle im ZM.
Bleiben noch Kerem Demirbay, Robert Andrich und Exequiel Palacios. Demirbay ist seit Jahren ein wichtiger Mann im Kader, war in den letzten beiden Saisons aber nicht mehr so konstant wie früher in Hoffenheim. Robert Andrich ist mit seiner Mentalität und seinen Führungsqualitäten ein nicht zu unterschätzender Kaderspieler, den Bayer in der Form sonst nicht hat, rein spielerisch ist der 27-Jährige jedoch eher durchschnittlich. Zu guter Letzt gibt es den Argentinier Palacios, der langsam aber sicher besser reinfindet, aber noch kein Stamm- und Führungsspieler ist.
Zwar ist man was die Breite betrifft gut aufgestellt, jedoch fehlt der eine Spitzenspieler, der konstant Top-Leistungen abliefert. Aufgrund der Tatsache, dass das zentrale Mittelfeld eine solch entscheidende Position ist, bräuchte man noch einen Kracher. Eine Top-Lösung wäre Sporting-Star João Palhinha, der allerdings ziemlich teuer wäre und auch von Atlético Madrid, Neapel und mehreren Premier-League-Klubs umworben werden soll. Klar ist zudem, dass Salzburg-Profi Nicolas Seiwald nicht kommen wird.
Wir dürfen gespannt sein, ob Bayer hier noch eine Überraschung aus dem Hut zaubert. Für den Titelkampf wäre dies nötig. Corentin Tolisso wäre zum Beispiel eine sehr spannende Personalie, wenngleich der Franzose zu häufig verletzt ist.
2. Linksverteidigung
Während die rechte Abwehrseite mit Jeremie Frimpong sehr gut besetzt ist und sich auch die Innenverteidigung mit Tah, Tapsoba und Kossounou sehr gut sehen lässt, liegt die kleine Schwachstelle hinten links. Hier kämpfen mit Mitchel Bakker und Piero Hincapié zwei sehr unterschiedliche Spielertypen um den Stammplatz.
Ex-PSG-Spieler Bakker hat bis zu seiner Verletzung gut gespielt und vor allem offensiv überzeugt. Auf dem Weg nach hinten leistet er sich aber etwas zu viele Schwächen. Tatsächlich wäre der Holländer wohl in einer Fünferkette besser aufgehoben. Beim Ecuadorianer Hincapié ist es hingegen eher so, dass er in der Innenverteidigung besser aufgehoben wäre. Auf dem Weg nach vorne ist er noch kein so großer Faktor.
Demnach haben wir es mit zwei Spielern mit einem klaren Stärke-Schwäche-Profil zu tun, jedoch mit keinem kompletten Außenverteidiger. Man muss aber auch betonen, dass die Spieler erst 21 und 20 Jahre alt sind.
Einen neuen Spieler zu verpflichten macht demnach nur bedingt Sinn. Wichtiger wäre es dann schon, sich auf das zentrale Mittelfeld zu konzentrieren. Zudem könnte man versuchen, die Problematik mit einer Systemumstellung zu beheben. Eine Dreier-/Fünferkette ließe sich mit dem Personal sehr gut besetzen. In diesem Fall würden aber nur drei Offensiv-Positionen übrig bleiben. Wenn Wirtz wieder fit ist, macht dies nicht mehr so viel Sinn.
3. Tor
An Lukáš Hrádecký scheiden sich ein wenig die Geister. Dies liegt daran, dass der finnische Torhüter teilweise überragende Tage hat und sich dann auch wieder unnötige und stupide Gegentreffer einfängt. Dies passiert leider auch immer mal wieder in wichtigen Spielen. Unter dem Strich ist der 32-Jährige sicherlich ein sehr ordentlicher Torwart, der auch mal ein Spiel retten kann, die große Konstanz in Person ist er allerdings nicht.
Stellt sich natürlich die Frage, ob man so eben mal einen besseren Keeper verpflichten kann. Dies ist selbstredend nicht so leicht. Man könnte beispielsweise eine Rückkehr von Bernd Leno anpeilen, der zwar zuletzt wenig gespielt hat, aber in Summe wohl trotzdem der etwas konstantere Torhüter ist. Langfristig könnte auch Alexander Nübel eine spannende Personalie werden. Der Keeper entwickelt sich in Monaco gut, wird dort aber mindestens noch bis 2023 im Tor stehen. Anschließend hängt alles davon ab, wie die Bayern mit dem 25-Jährigen planen. Leverkusen sollte die Situation im Auge behalten.
Nachdenken kann man freilich auch über Stefan Ortega, der seinen Abschied aus Bielefeld verkündet hat. Der 29-Jährige macht weniger Fehler als Lukáš Hrádecký und kann ebenfalls Siege im Alleingang sichern. Stand jetzt wäre eine Verpflichtung des ablösefreien Spielers wohl die beste Entscheidung. Das finanzielle Risiko ist nicht vorhanden, die Chance, dass er ein Upgrade darstellt hingegen schon. Gerüchte über diese Personalie gab es bereits.