Baumgarts erste echte Krise: Was ist mit dem 1. FC Köln los?

  • Nur ein Punkt nach fünf Bundesliga-Spielen
  • Kölner Tiefschlaf auf dem Transfermarkt
  • Was dem Effzeh nun Hoffnung macht
Steffen Baumgart
Steffen Baumgart / David Hecker/GettyImages
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Der 1. FC Köln sucht in der laufenden Saison noch nach seiner Form, vor allem aber nach Ergebnissen. Unter Steffen Baumgart kannte man solch eine Situation bislang noch nicht und so langsam stellt sich die Frage, ob er die Geißböcke noch retten kann. Ein Kommentar.

Klar ist, dass dem 1. FC Köln im Sommer unersetzbare Säulen weggebrochen sind, die - vor allem mit ablösefreien Transfers - nicht leicht zu ersetzen sind. Die Rede ist von Ellyes Skhiri, der seinen Vertrag auslaufen ließ, um einen Schritt nach vorne zu machen, und Jonas Hector, der früh in seinen wohlverdienten Ruhestand ging.

Der Transfermarkt ist wohl auch die Hauptursache für die Problemlage am Geißbockheim. Geld ist so gut wie keins da, nur der 1. FC Heidenheim gab im Sommer weniger für neue Spieler aus. Im Vergleich zur Konkurrenz nahm man wohl auch die falschen Spieler zum Nulltarif unter Vertrag. Während sich Spieler wie Rafael Borré oder Goncalo Paciencia Vereinen wie Werder Bremen und dem VfL Bochum anschlossen, verzichtete der Effzeh zudem bewusst darauf, kurz vor Ende des Transferfensters noch einen Angreifer zu verpflichten. Und das, obwohl Davie Selke immer wieder mit muskulären Problemen zu kämpfen hat und dessen Ersatz mit Steffen Tigges und Florian Dietz, wenn überhaupt fit, kein wirkliches Bundesliga-Niveau besitzt.

Und auch die Doppelsechs ist nach dem Abgang von Ellyes Skhiri mehr als wackelig. Nachdem nun auch noch Eric Martel dauerhaft verletzt fehlen wird, musste in Bremen neben dem eigentlich offensiveren Dejan Ljubicic auch Florian Kainz auf der Position des defensiven Mittelfeldspielers aushelfen. Ein zuvor vereinsloser und Bundesliga-erfahrener Joshua Guilavogui unterschrieb nur zwei Tage später bei Mainz 05, FC-Geschäftsführer Christian Keller verschlief offenbar erneut. Und das alles vor der drohenden Transfersperre im Winter und Sommer nächsten Jahres. Aber das ist ein anderes Thema.

Viel Lob, kein Ertrag: Die Niederlagen waren nicht nur Unglück

Nun müssen es also die Spieler richten, die der 1. FC Köln noch im Kader hat (und fit sind). Die Domstädter bekommen für ihre bisherigen Saisonleistung viel Lob zugesprochen, die Einstellung scheint zu stimmen. Schließlich verlor man zum Saisonauftakt in Dortmund erst in der Schlussphase (0:1) und hatte zudem mit Wolfsburg (1:2) und Hoffenheim (1:3) zwei Gegner in Müngersdorf zu Gast, die in dieser Saison wohl um andere Ziele kämpfen werden. Den bislang einzigen Punkt holte der Effzeh bei Europapokal-Teilnehmer Eintracht Frankfurt (1:1), auch wenn da die Leistung vergleichsweise schlechter war.

Doch vermeintlich gute Leistungen reichen in Köln offenbar nicht für Zählbares. In Bremen ging die Baumgart-Elf verdient in Führung, spielte eine gute erste Halbzeit - nur um im zweiten Durchgang ein ganz anderes Gesicht zu zeigen. "Werder hat uns ausgefressen. Wir hatten extrem große Abstände, keiner wollte den Ball im Spielaufbau. Ich kann nicht erklären, warum wir uns nicht mehr zugetraut haben", suchte Keller nach den Ursachen. Auch Baumgart schloss sich seinem Geschäftsführer an: "40 Minuten gut spielen, das reicht nicht."

Spielerisch kommen die Kölner nicht mehr an die Leistungen aus den vergangenen beiden Jahren heran. Das muss bei dem Lob, das sie trotz der Krise erhalten, klar festgestellt werden. Der Gegner wird deutlich weniger aggressiv angelaufen, es werden stattdessen mehr lange Bälle geschlagen und damit verschenkt. Das gefällt Baumgart natürlich gar nicht, weshalb er auch auf dem Trainingsplatz schon des Öfteren laut werden musste. Die angesprochenen Stärken, welche die Kölner in den vergangenen Jahren so stark gemacht haben, muss sein Team wieder verinnerlichen. Kann die Mannschaft seinem Plan dauerhaft nicht mehr folgen, wird es auch für einen Trainer wie Baumgart irgendwann eng.

Was macht dem 1. FC Köln also Hoffnung? Die kommenden Aufgaben zuhause gegen das Überraschungsteam Stuttgart und daraufhin auswärts bei Bayer Leverkusen werden nicht gerade einfacher, doch Punkte müssen dringend her. In den beiden Partien benötigen sie einen mindestens genauso mutigen Auftritt wie bei den 40 Minuten in Bremen, um bestehen zu können. Doch gerade die Defensivleute sollten gewarnt sein, schließlich kommt mit Serhou Guirassy der aktuelle Toptorjäger der Bundesliga nach Köln, der zudem ausgerechnet am Geißbockheim die mit Abstand schlechteste Zeit seiner Karriere durchlebte. Und dass Ex-Spieler gerne in Müngersdorf treffen, sollte dem Effzeh nach Yannik Gerhardt, Florian Wirtz und Mitchell Weiser längst bekannt sein.


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