Baumgart weist Kritik nach Rheinderby von sich: "Werden als Sündenböcke hingestellt"

Steffen Baumgart sieht die Politik in der Pflicht.
Steffen Baumgart sieht die Politik in der Pflicht. / Alex Grimm/GettyImages
facebooktwitterreddit

Köln-Trainer Steffen Baumgart hat auf die Kritik am Rheinderby vor 50.000 Zuschauern während der Corona-Pandemie reagiert. Der Effzeh-Coach spielt den Ball an die Politik zurück: Baumgart sieht ein großes Versäumnis im Mangel an Pflegekräften und Intensivbetten in Deutschland.


Nachdem das Bundesligaspiel am vergangenen Wochenende zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach vor 50.000 Zuschauern stattfand, wurde von mancher Stelle Kritik an der Entscheidung laut, die Partie im vollbesetzten Rhein-Energie-Stadion auszutragen.

Steffen Baumgart ist ein Freund klarer Worte. Er sieht die Politik in der Corona-Krise unter Handlungsdruck. "Ich habe das Gefühl, dass wir im Fußball immer gerne als Sündenböcke hingestellt werden. Da sind ganz andere in der Verantwortung, die seit zwei Jahren die Möglichkeit haben, klar zu agieren und das tun sie nicht", sagte der 49-Jährige im Interview bei ran.de.

Baumgart stellt sich die Frage, "wer hier welche Verantwortung trägt"

Baumgart findet, dass die Themen einfach zu wichtig seien, um sie auf dem Rücken der Fußballer auszutragen. Der Trainer des Tabellenzehnten sieht nicht den Fußball in der Pflicht, sondern fordert zielgerichtete Maßnahmen der Politik.

"Wenn 35.000 Pflegekräfte in zwei Jahren verschwinden, dann liegt das nicht an den Fußballern sondern ganz klar an den fehlenden Konzepten. Wenn es in einem Land wie Deutschland nicht geschafft wird, genügend Intensivbetten zur Verfügung zu stellen, dann stelle ich mir die Frage, wer hier welche Verantwortung trägt", prangerte Baumgart an.

Baumgart: "Ich hoffe, dass wir unser normales Leben aufrecht erhalten können"

"Ich bin ganz klar jemand, der für die Impfung ist, auch für die Boosterimpfung", führte Baumgart aus, aber er lasse sich "nicht als Sündenbock hinstellen". Des weiteren ergänzte er: "Ich hoffe, dass wir unser normales Leben aufrecht erhalten können. Wenn das nicht geht, werden wir aber natürlich auch alles mittragen, was dazu beiträgt, diese Pandemie in den Griff zu kriegen."

Baumgart würde sich wünschen, im weiteren Saisonverlauf auf Geisterspiele verzichten zu können. "Dass es für uns als Verein ein großer Wirtschaftsfaktor ist, ist das eine. Dass wir die Emotionen im Fußball und im Sport generell haben wollen, ist das andere", sagte der Ex-Coach des SC Paderborn und schloss an: "Ich stand das erste mal bei einem so großen Derby am Rand und das ist eines der größten Erlebnisse, die du haben kannst. Dass man das erhalten möchte, das sollte klar sein."