Hausbesuch vom Zahnarzt: Spielt der FC Valencia wieder Schicksal für Barça?
Von Guido Müller
Inmitten der nicht abebbenden Gerüchte um eine mögliche vorzeitige Entlassung von Cheftrainer Ronald Koeman empfängt der FC Barcelona heute Abend (21.00 Uhr) den FC Valencia. Ein Sieg ist für die Blaugrana nach den enttäuschenden Ergebnissen der letzten Wochen (in Liga und Champions League) Pflicht. Doch das ist gegen einen der traditionellen Angstgegner leichter gesagt als getan.
Wenn der FC Barcelona den FC Valencia im Nou Camp empfängt ist das Spektakel vorprogrammiert. Allein in den letzten vier Liga-Duellen in der Heimstatt der Blaugrana fielen satte 18 Treffer.
Verloren haben die culés von diesen letzten vier Auseinandersetzungen im heimischen Stadion kein einziges (zwei Siege, zwei Remis). Tatsächlich datiert der letzte Sieg des FC Valencia im Nou Camp vom April 2016, als sie durch Tore von Ivan Rakitic (Eigentor) und Santi Mina mit 2:1 triumphieren konnten.
Dreimal musste ein Barça-Trainer nach einer Niederlage gegen Valencia den Hut nehmen
Blickt man in der Historie beider Klubs jedoch etwas weiter in die Vergangenheit zurück, fällt auf, dass der FC Valencia schon dreimal dafür gesorgt hat, dass nach einem direkten Duell beider Klubs der jeweilige Trainer der Katalanen gefeuert wurde.
Beim 1:0-Sieg der ché in der Saison 1987/88 wackelte sogar das Fundament des seit sechs Jahren amtierenden Präsidenten Josep Lluís Núñez. Denn obwohl erst der vierte Spieltag (!) absolviert war, forderten die Anhänger in den Tagen nach der Niederlage lautstark den Rücktritt des Klubchefs.
Am Ende musste freilich nicht Núñez gehen, sondern der englische Trainer Terry Venables, der durch den späteren spanischen Nationaltrainer Luis Aragonés ersetzt wurde.
Acht Jahre zuvor, in der Spielzeit 1979/80, war der Rahmen ein anderer. Beide Klubs trafen nämlich im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger aufeinander (der FC Barcelona als Titelverteidiger, die Valencianos als amtierender spanischer Pokalsieger).
Das Hinspiel im mit 75.000 Zuschauern gefüllten Nou Camp gewannen die Gäste durch ein Tor von Pablo Rodríguez kurz nach Wiederanpfiff mit 1:0. Es war die eine Niederlage zu viel für Trainer Joaquim Rifé, der in den Sechzigerjahren selbst als Spieler für den Klub aktiv gewesen war.
Kurioserweise war Rifé seinerseits erst ein knappes Jahr zuvor Nachfolger des glücklosen Franzosen Lucien Müller geworden. Der hatte am 19. April 1979 seine Koffer packen müssen - natürlich nach einer Niederlage (diesmal jedoch in Mestalla) gegen den FC Valencia.
Ist Koeman das nächste Valencia-Opfer der Blaugrana?
Nicht wenige in Barcelona wetten darauf, trotz (oder gerade wegen) der halbgaren Treueschwüre seitens des Klubpräsidenten Joan Laporta, dass auch Ronald Koeman den heutigen Besuch des Zahnarztes namens FC Valencia nicht "überleben" wird.
Viel Zeit für eine personelle Reaktion auf dem Trainerposten gäbe es im Falle einer neuerlichen Niederlage heute Abend jedoch nicht.
Am Mittwoch (18.45 Uhr) spielen die Blaugrana gegen Dynamo Kiew bereits ums nackte Überleben in der Königsklasse, und nur vier Tage später (nächsten Sonntag um16.15 Uhr) wartet dann der alljährlich mit Spannung erwartete Clásico gegen Real Madrid.
Ob Ronald Koeman dann noch auf der Trainerbank des FC Barcelona sitzen wird, hängt nicht zuletzt davon ab, wie schmerzhaft es heute wird, wenn der FC Valencia den Katalanen mal wieder auf den Zahn fühlt.