Laporta über Messi: "Hatte die Hoffnung, dass er umsonst für uns spielt!"

Blickt einigermaßen optimistisch in die Zukunft: Joan Laporta
Blickt einigermaßen optimistisch in die Zukunft: Joan Laporta / Soccrates Images/GettyImages
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In einem Interview gegenüber dem katalanischen Radiosender RAC1 sprach Barcelonas Klubchef Joan Laporta über die Zukunft und Gegenwart des Vereins. Aber auch die Vergangenheit lässt den Präsidenten noch nicht ganz los. So überraschte der 59-Jährige mit einer etwas sehr naiv anmutenden Hoffnung.


Doch zunächst wurden die wirklich tagesaktuellen Dinge abgearbeitet. Bezüglich der weiterhin unsicheren Position des angeschlagenen Trainers Ronald Koeman gab Laporta zu, auf Jordi Cruyff gehört zu haben.

"Jordi hat eine wesentliche Rolle dabei gespielt, dass Ronald nochmals einen Vertrauensvorschuss bekommen hat", bestätigte Laporta die Gerüchte, denen zufolge Koeman es wohl vor allem dem Sohn der Vereinslegende zu verdanken hat, auch am nächsten Wochenende noch auf der Trainerbank der Katalanen sitzen zu dürfen.

Dann kam Laporta auf das Thema der Einmischung seinerseits in rein fußballerische Themen zu sprechen: "Ich respektiere alle Profis. Das war schon mit Rijkaard so, und auch mit Guardiola und ich hoffe, dass es auch mit Ronald so sein wird. Ja, ich habe ihm bisweilen meine Meinung zu fußballerischen Themen gegeben, aber er hat sie mit technischen Argumenten gekontert."

Ronald Koeman
Darf vorerst bleiben: Ronald Koeman / David Ramos/GettyImages

Aktuell erscheint eine Entlassung des Holländers also eher unwahrscheinlich.

Über Koeman: "Verdient ein gewisses Vertrauen!"

"Er verdient ein gewisses Vertrauen. Er ist culé wie wir alle, er liebt Barça. Er entschied sich, in einer sehr schwierigen Situation, sportlich wie institutionell, zu uns zu kommen. Ich habe ihn gefragt, ob er an die Mannschaft glaube, und er sagte mir mit Vehemenz: 'Ja, klar!', aber er benötige dafür auch die Rückkehr der verletzten Spieler. Wir hoffen, dass Dembélé vielleicht schon in einem der nächsten Spiele, gegen Valencia, Kiew oder Madrid, dabei sein kann, warten zudem auf die Rückkehr von Agüero."

Über die Verlängerungen mit den Nachwuchsspielern

Nach dem Hype, für den in dieser Woche ein Spieler aus der eigenen Talenteschmiede (Gavi) gesorgt hat, konnte das Thema der Vertragsverlängerungen mit den eigenen Nachwuchskräften natürlich auch nicht fehlen.

Laporta zeigt sich diesbezüglich sehr optimistisch: "Wenn alles gut läuft, werden wir nächste Woche gute Nachrichten vermelden können. Mit Pedri sind wir schon sehr weit, auch bei Fati sieht es gut aus."

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Bei Pedri und Fati scheinen die Blaugrana auf einem guten Weg zu sein / LLUIS GENE/GettyImages

Na, und mit Gavi, dem neuen Wonderboy des spanischen Fußballs? "Dem Verband habe ich neulich scherzhaft gesagt: 'Wir sind mitten in Verhandlungen über eine Verlängerung und ihr ladet ihn einfach zu den Länderspielen ein.' Wir würden uns freuen, wenn er mit uns verlängert."

Gavis Vertrag, der erst in diesem Sommer vereinbart wurde, läuft noch bis zum Sommer 2023. Doch angesichts der schwindelerregenden Entwicklung, die der Spieler in kürzester Zeit genommen hat, befürchtet man am Nou Camp wohl einen vorzeitigen Abgang.

Der ist bei Messi nicht mehr zu befürchten - weil seit diesem August ein Fakt. Krumm genommen habe der Präsident dem Argentinier dessen Entscheidung, zu PSG zu gehen, nicht.

"Dafür liebe ich ihn zu sehr. Messi wird in die Klubgeschichte eingehen als der beste Spieler aller Zeiten. Wir wussten natürlich während der Verhandlungen mit ihm, dass er eine sehr gute Offerte auf dem Tisch liegen hatte. Als dann der Moment der Entscheidung näher kam, dachte ich, das Beste für den Klub zu tun."

Laportas naive Hoffnung auf Messi-Verbleib

Und dann überrascht der Klub-Boss mit einem fast schon unglaublichen Geständnis: "Ich hatte die Hoffnung, dass es einen Stimmungswechsel gibt und er sagt: 'Ich spiele umsonst für euch!' Aber natürlich kann man von einem Spieler dieser Kategorie so etwas nicht erwarten."

Hat er offenbar aber doch. Der diesen Worten innewohnende Widerspruch scheint Laporta jedenfalls nicht aufzugehen.

Über das Bauprojekt Espai Barça

Dann kam der Präsident auf das gigantische Bauvorhaben Espai Barça zu sprechen. "Das alte Stadion ist mittlerweile über seinen Zenit hinaus. Als ich die neuen Pläne gesehen habe, bekam ich eine Gänsehaut. Es wird spektakulär sein. Für die Stadt kann dieses Projekt einen ebensolchen Push bringen wie seinerzeit die Olympischen Spiele."

Am Ende soll ein von Grund auf renoviertes Stadion stehen - mit Platz für 114.000 Zuschauern. Doch ein paar Jahre werden sich die Fans noch gedulden müssen. "Die Planer sprechen von drei Jahren, aber ich gehe von vier aus", so Laporta vorsichtig.

Während der Bauarbeiten wird der Klub auf jeden Fall umziehen müssen. "Der Plan ist, während der Bauarbeiten ins Johan Cruyff umzuziehen. Aber höchstens eine Saison lang." Dafür soll das momentan 6.000 Zuschauer fassende Stadion mittels provisorischer Tribünen auf 50.000 Plätze erweitert werden.

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Wird wohl zur Ausweichspielstätte des FC Barcelona: das Estadi Johan Cruyff / LLUIS GENE/GettyImages

Gegen Ende des Gesprächs kam Laporta auch noch auf mögliche Neuzugänge zu sprechen. Sind Transfers für den Klub überhaupt stemmbar? "Ja, weil wir ein paar Aktiva haben, um Mittel - ob in Form von Investitionen oder in Form von Krediten - zu generieren. Was wir nicht wollen, ist ein weiteres Defizit. Wir wollen auch keine neuen Schulden machen. Wir wollen frisches Geld oder Investitionen, um die Bedürfnisse des Klubs zu befriedigen. Und das geht nur über neue Spieler."